Stellenwert von Künstlicher Intelligenz für Unternehmen in Heilbronn-Franken

Künstliche Intelligenz
Wo stehen Unternehmen in Heilbronn-Franken bei Künstlicher Intelligenz? Dieser Frage ist eine Studie des Fraunhofer IAO nachgegangen. Bild: Fraunhofer IAO - Adobe Stock/AKrasov

Künstliche Intelligenz ist das große Zukunftsthema für Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken. Eine neue Studie zeigt, wo sie aktuell stehen und wo Herausforderungen liegen.

In der Region Heilbronn-Franken entsteht derzeit ein einzigartiges Innovationsökosystem in Europa, das die Forschung und Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) massiv fördert. Der Fokus liegt dabei auf der praktischen Anwendung von KI-Lösungen. Wie und in welchem Umfang KI eingesetzt wird, hängt nicht nur von der Branche, sondern auch von der Unternehmensgröße ab. Das ergab eine Studie des Fraunhofer IAO im Auftrag der Pakt Zukunft gGmbH mit der IHK Heilbronn-Franken.

„Die Erwartungen an den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den Unternehmen der Region sind hoch, die Mehrzahl der Betriebe sieht das Potenzial der Technologie, weiß aber auch um die Herausforderungen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen brauchen Unterstützung und Vernetzung“, fasst Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, die Ergebnisse der Studie zusammen.

Künstliche Intelligenz ist für Mehrheit der Unternehmen relevant

Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass die meisten Unternehmen in Heilbronn-Franken KI als äußerst relevantes Thema betrachten und sich aktiv mit Einsatzszenarien für die Technologie beschäftigen. Nur 19 Prozent der Befragten gaben an, sich nicht oder noch nicht mit Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen.

Beim Umfang der KI-Anwendungen sind die Kapazitäten, Herangehensweisen und Erwartungen jedoch sehr unterschiedlich, wie die Studie zeigt. So ist KI lediglich bei zwei Prozent der kleinen Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden bereits im Einsatz. Allerdings beschäftigen sich 69 Prozent schon aktiv mit Einsatzpotenzialen für KI oder nutzen KI-Tools externer Anbieter. Demgegenüber setzt mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitenden KI bereits ein oder befindet sich in der Einführungsphase. Die Studie zeigt: Ressourcen für KI nehmen mit der Unternehmensgröße zu.

Bedeutung von Künstlicher Intelligenz wird künftig zunehmen

Die Mehrzahl der befragten Unternehmen geht davon aus, dass die Relevanz von KI für Unternehmensabläufe in den nächsten Jahren zunehmen wird. 69 Prozent der Unternehmen prognostizieren KI einen deutlichen Bedeutungszuwachs. Daraus ergeben sich unterschiedliche Erwartungen und Handlungsansätze. „Die Bedeutung von KI wird von den Unternehmen sehr hoch eingestuft. Das gilt auch langfristig. Aber die Erwartungen liegen stark auf kurzfristigen Einsparungen von Zeit und Kosten. KI wirkt aber auch transformativ auf das Geschäftsmodell – dies gilt es stärker zu vermitteln“, sagt Dr. Bernd Bienzeisler, Leiter des Forschungs- und Innovationszentrums Kognitive Dienstleistungssysteme KODIS am Fraunhofer IAO.

Im Einsatz ist KI der Studie zufolge derzeit vor allem in den Bereichen Vertrieb, Produktion, Forschung und Entwicklung sowie Marketing. Potenziale sehen die Unternehmen darüber hinaus bei Qualitätssicherung, Instandhaltung und Personal. Eingesetzt wird KI insbesondere zur Prozessoptimierung und -automatisierung sowie als Bestandteil neuer Produkte und Dienstleistungen. Der Beschleunigung von Prozessen, einer Entlastung des Personals und der Kosteneinsparung wird demnach auch der größte Mehrwert von KI-Anwendungen zugesprochen.

Hemmnisse für den Einsatz Künstlicher Intelligenz in Unternehmen

So hoch die Erwartungen an KI sind, so unterschiedlich sind die Hürden in den Unternehmen, die einer Umsetzung im Weg stehen. Wichtigstes Hemmnis ist der Mangel an Zeit. Aber auch die lückenhafte Datengrundlage und fehlendes Personal stellen für viele Betriebe eine Herausforderung dar. Fehlendes technisches Knowhow bremst 68 Prozent der Unternehmen mittlerer Größe beim KI-Ausbau aus.

Entsprechend hoch ist der Bedarf an Unterstützung und Kooperation, der je nach Unternehmensgröße und Erfahrungsgrad unterschiedlich ausfällt. So tauschen bereits 37 Prozent der KI-Vorreiter Daten von Entwicklungs- und Innovationsprozessen aus. Eine Chance sehen die Befragten in den Unternehmensnetzwerken der Region. „Mittelständische Unternehmen profitieren von der Regionalität, da sich das Fachpersonal untereinander kennt und vernetzt“, bilanziert Projektleiter Maximilian Feike, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IAO. Kleine Unternehmen wünschen sich vor allem Informationen zu marktreifen KI-Lösungen.

IHK-Hauptgeschäftsführerin Elke Döring appelliert in dem Zusammenhang an die Unternehmen, bereits vorhandene Angebote zu nutzen – allen voran die Chancen, die das Heilbronner KI-Ökozentrum IPAI biete. Schlüssel im KI-Transfer sei das KI-Transferoffice KITO von IHK und Pakt Zukunft. „Das KITO vernetzt das IPAI mit der Region und bietet Orientierung unter anderem mit KI-Kompass und KI-Touren. Die Fraunhofer-Studie ermöglicht es uns nun, die Transfer- und Netzwerkarbeit noch zielgruppengerechter zu gestalten“, betont Peter Schweiker, Geschäftsführer der Pakt Zukunft gGmbH.

Für die Studie wurden im Juli und August 2023 auf Grundlage von Experteninterviews 160 Mitgliedsunternehmen der IHK Heilbronn-Franken aus produzierendem Gewerbe, Dienstleistungssektor und Handel, darunter kleine und mittlere Unternehmen, aber auch Großkonzerne und Weltmarktführer befragt. Die Studie kann kostenfrei hier heruntergeladen werden.

red.