Strom statt Sprit in Heilbronn-Franken

Der Strukturwandel zur Elektromobilität ist in vollem Gange. Für die Region Heilbronn-Franken gibt es einen eigens gegründeten Verein, der unter anderem die Ladeinfrastruktur fördern will.

Fast eine halbe Million Menschen – so groß ist die Zahl der Beschäftigten in Baden-Württemberg, die in ihrer Arbeit täglich direkt oder indirekt mit dem Automobil zu tun haben. Sie sind von den Veränderungen durch Elektromobilität und Digitalisierung direkt betroffen. Ermittelt wurde der Wert im Rahmen der Strukturstudie „BWE mobil 2019“. Die Studie wurde von der E-Mobil BW GmbH, der baden-württembergischen Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive, in Auftrag gegeben. „Sowohl das Produkt Automobil als auch die gesamten Prozesse von Entwicklung, Produktion oder Vertrieb verändern sich. Es findet ein umfassender Technologie- und Strukturwandel statt, der durch einen harten internationalen Innovationswettbewerb angetrieben wird“ fasst Franz Loogen, Geschäftsführer von E-Mobil BW, zusammen.

Auf die Wirtschaft hat die Elektromobilität also großen Einfluss – aber auch auf die Bereiche Verkehr, In­frastruktur und Städteplanung. „2030 könnte bereits jeder zweite Neuwagen in Europa ein reines E-Fahrzeug sein“, erklärt Loogen.

Der Strukturwandel steht unmittelbar bevor und betrifft auch Heilbronn-Franken – vor allem, weil hier eine starke Wirtschaft mit vielen Verbindungen zur Automobilbranche auf eine verkehrslastige Region trifft. Doch Heilbronn-Franken verschließt die Augen nicht vor der Zukunft. Ganz im Gegenteil: Die Region soll zu einer Modellregion der Elektromobilität werden. Das ist das Ziel vom Elektromobilität Heilbronn-Franken e. V.. Der Verein wurde im Februar 2017 gegründet. Er bündelt regionale Kompetenzen aus Forschung, Entwicklung, Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Medien und Öffentlichkeit zur Elektromobilität. „Wir zielen auf eine Förderung des Ladeinfrastrukturausbaus und auf eine Verbesserung der Akzeptanz alternativer Antriebstechniken ab“, erläutert Thomas Peter Müller, Vorstand und einer der Gründungsväter des Vereins.

Zum Zeitpunkt der Vereinsgründung war Müller noch Geschäftsführer der NHF Netzgesellschaft Heilbronn-Franken mbH, eines der Mitglieder der ersten Stunde. Weitere sind die Stadt Heilbronn, das Landratsamt Heilbronn, die Stadtsiedlung Heilbronn GmbH, die Hochschule Heilbronn, die Industrie- und die Handwerkskammer der Region sowie die Zeag Energie AG.

„Studien zeigen, dass die Menschen keine Sorge mehr um Reichweite bei Elektroautos haben. Die Sorge besteht um die Infrastruktur zum Laden“, berichtet Müller, der heute Geschäftsführer der Zeag Engineering AG ist. Deshalb sei der Ausbau von Lademöglichkeiten innerhalb des Gebiets zwischen Main, Tauber, Jagst und Kocher eines der Hauptziele.

Der Verein bringt Denker und Entscheider aus verschiedenen Bereichen an einen Tisch, um gemeinsam die Situation innerhalb der Region zu verbessern.

„Aktuell ist die Infrastruktur in der Stadt ordentlich“, sagt Müller. Zumal die Stadt Heilbronn den Zuschlag für ein Förderprogramm zum Ausbau der elektrischen Tankstellen bekommen hat. „In etwa einem Jahr ist die Infrastruktur gut“, prognostiziert Müller. Das gelte allerdings nicht für den ländlichen Raum: „Hier muss die Infrastruktur deutlich besser werden“. Der Verein hat also noch ein gutes Stück Arbeit vor sich.

Alexander Liedtke