Tagungspotenzial endgültig geweckt

Die Stadt Heilbronn hat ein Problem: Ihr gehen die Zimmer aus. Was sich heute noch einigermaßen in den Griff kriegen lässt, kann schon in wenigen Jahren zum Problem werden – spätestens zur Bundesgartenschau (Buga) im Jahr 2019. Denn die Stadt am Neckar wird immer beliebter – bei Touristen und bei Tagungsgästen gleichermaßen.

Statistisch gesehen hat Heilbronn schlicht zu wenig Hotelbetten. Seit 2014 ist die Zahl der Übernachtungen von 300.000 auf rund 350.000 pro Jahr gestiegen, die Auslastung der Zimmer liegt bei 94 Prozent, Tendenz steigend. Eigentlich eine erfreuliche Zahl. Sollte man meinen. Doch es ist auch so: Eine Tagung mit mehreren hundert Teilnehmern durchzuführen, ist fast unmöglich. Umso mehr begrüßen es Stadt und Heilbronn Marketing, dass mit dem Parkhotel an der Harmonie und dem Hotel Harbr im Wohlgelegen bis Anfang 2019 zwei neue große Häuser gebaut werden.

„Tagungen sind ständig Thema“, erklärt Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing. „Für das Parkhotel wurden jetzt schon drei große Tagungen während der Buga 2019 angefragt und ein bis zwei Mal im Monat melden sich große Firmen aus dem Land, die Veranstaltungen mit 800 Leuten abhalten wollen.“ Die Räume seien nie das Problem, mit der Harmonie und weiteren Häusern stehen diese zur Verfügung. „Aber es hängt immer am Hotel, denn wenn man da mit 17 verschiedenen arbeiten muss, wird es unattraktiv und unübersichtlich“, betont er. Was außerdem bisher fehle, seien Gruppenräume für 20 bis 30 Leute, die man auch auf einer Ebene zusammen schließen kann. Beides wird das künftige Parkhotel der beiden Investoren Wolfgang Scheidtweiler und Marcel Küffner mit 160 Zimmern direkt neben der Harmonie bieten.

Der Spatenstich ist hier allerdings noch nicht erfolgt, im Gegensatz zum Harbr neben dem WTZ-Turm mit seinen Tagungsräumen, für das das Ludwigsburger Unternehmen D Quadrat Real Estate verantwortlich zeichnet. Fünfgeschossig entstehen hier seit Mitte September 127 Zimmer und 15 Appartements. Beide Hotels sollen bis zur Buga fertig werden, doch die ist irgendwann zu Ende. Christian Britzke, Pressesprecher der Stadt, sieht das zusätzliche Angebot aber nicht als überdimensioniert an. „Das Portfolio kann ja deutlich ausgedehnt werden, wir können dann ganz andere Tagungen annehmen.“

Auch Schoch ist überzeugt, dass die Bundesgartenschau das bisher schlummernde Interesse endgültig weckt. „Wir haben hier weltweit tätige Firmen, die ihre Kunden bis nach Stuttgart und Würzburg shutteln, in Sinsheim entsteht unheimlich viel und das Redblue lockt auch, deswegen bin ich überzeugt, dass, wenn die Qualität stimmt, die Zimmer auch ausgebucht sein werden.“

Bei manchem Ereignis sei es vielleicht schwieriger, weil sie über dem Standard liegen, aber dafür entstehe ja zum Beispiel auch die neue Jugendherberge, die mit dem, was man sich früher darunter vorgestellt hat, nicht mehr viel zu tun hat. „Ich hoffe auch, dass die neuen Hotels einen Ruck aus- und den Renovierungsstau bei bestehenden Häusern auflösen.“ Das könne man schon jetzt bei vielen sehen. Für Schoch Wirtschaftsförderung pur. „Das sind 150.000 Menschen mehr, die einkaufen, die Gastronomie besuchen und am Wochenende vielleicht ihre Familien nach Heilbronn bringen.“ Es gebe da schon noch ein paar Ecken, wo sich ein Hotel anbieten würde. „Ich würde mich auch freuen, wenn wir die Zwei-Sterne-Ketten nach Heilbronn kriegen.“

Heilbronn Marketing wird bis zum Jahresanfang den Tagungs- und Kongressplaner neu auflegen, der auch einen großen Serviceteil zu Themen wie Technik, Blumen, Gastronomie oder Rahmenprogramm enthalten wird. „Wir setzen also schon jetzt und nicht erst zur Buga auf dieses Geschäft.“

Stefanie Pfäffle