Traumjob Pflegekraft

Auch wenn der Beruf sehr stressig sein kann, empfinden viele Pflegekräfte ihre Arbeit als sehr erfüllend. Foto: Adobe Stock/Cherries

Ihr Einsatz ist nicht erst seit der Pandemie unverzichtbar. Mit großer Leidenschaft arbeiten Pflegekräfte in der Region Heilbronn-Franken in einem Beruf, der oftmals große Herausforderungen bereithält. Dennoch können sie sich keine sinnvollere und schönere Aufgabe vorstellen, als anderen Menschen zu helfen.

Mit Beginn der Corona-Pandemie rückten Pflegekräfte einmal mehr in den Mittelpunkt: Debatten rund um Zahlen, Pflegeschlüssel und Vergütung reißen seither nicht ab. Dennoch zeigt sich an zahlreichen Beispielen, dass sich Menschen trotz dieser Herausforderungen für diesen Beruf entscheiden. Das legen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nahe.

So ist beispielsweise seit Juni 2020 die Ausbildung zu Pflegefachfrau und Pflegefachmann in Deutschland möglich. Die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger/in, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in sowie Altenpfleger/in wurden vom Gesetzgeber in diesem Berufsbild zusammengeführt.

Ende 2020 hatten bereits 53.610 Menschen diese Ausbildung begonnen und sich damit entschieden, den Dienst am Menschen zum Mittelpunkt ihres Berufslebens zu machen. Was ihren Job so attraktiv macht und was sie motiviert, täglich ihr Bestes zu geben, berichten uns Menschen aus der Region Heilbronn-Franken, die bereits in der Pflege arbeiten. Falk Enderle

Denis Stepan arbeitet seit Oktober 2020 auf der Intensivstation im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim. Foto: Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim

Denis Stepan freut sich auf jeden Tag, trotz oder gerade wegen der großen Verantwortung. „Ich liebe die Arbeit auf der Intensivstation, jeder Tag ist anders – auch wenn der Wecker manchmal um vier Uhr klingelt.” Die interdisziplinäre Intensivstation verlangt von ihm, sich täglich mit unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen und deren Notfallsituationen auseinanderzusetzen. Kann er bei der Genesung eines Patienten helfen, sei das für ihn ein ungeheuer befriedigendes Gefühl. „Man braucht viel Herz, um diesen Job zu machen.“

Und das erhielt er schon im Kindesalter: Mit seiner Mutter, einer Altenpflegerin, verbrachte er einen Teil seines Tages mit den betreuten Menschen im Park oder beim Mittagessen, spielte und unterhielt sich mit ihnen. Ein Pflegeberuf stand zwar erst nicht zur Debatte, dass er dafür bereit war, merkte er dennoch rasch an seinen Interessen. „Als ich bereit zur Ausbildung war, hat es mich stark hin zur Medizin gezogen, deshalb habe ich mich im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim beworben.“ Schon nach einem Jahr im Job ist ihm klar geworden: „Ich will nie wieder etwas anderes machen.“

Flexibilität, präzises Arbeiten und die Fähigkeit, „guten“ Stress von schlechtem zu unterscheiden, machen Denis Stepan aus. Negativem Stress, wie etwa dem Tod von Patienten, begegnet er damit, sich die Probleme bei Freunden oder bei der Familie von der Seele zu reden. „Wir geben auf der Station immer unser Bestes. Das Team ist unglaublich wichtig, mit den richtigen Kollegen an der Seite kann man alles schaffen. Aber wir müssen manchmal einsehen, dass wir ein besonderes Geschenk erhalten: den letzten Moment eines Menschen für ihn und seine Angehörigen so würdig wie möglich zu gestalten und sie durch diese Zeit zu begleiten“, sagt Stepan.

Das frühe Aufstehen, der Schlafrhythmus in Schichtarbeit, all das sei für ihn vergessen, wenn er einen genesenen Patienten wieder mit seiner Familie lachen sieht: Dieses Bild gibt seinem Tun einen erfüllenden Sinn. Im April beginnt Denis Stepan mit seiner Fachweiterbildung zum Intensiv- und Anästhesiepfleger, um sein Fachwissen zu erweitern.

Saskia Müller ist seit 2020 Bereichsleiterin der Pflegeausbildung der SLK Gesundheitsakademie. Foto: privat

Saskia Müller arbeitet seit 2015 als Pflegepädagogin mit angehenden Pflegerinnen und Pflegern. „Daran begeistert mich vor allem die Heterogenität der Menschen, die ich ausbilde. Jeder bringt unterschiedliche Kompetenzen und Vorerfahrungen mit, jeden lernen wir von der Ausbildung bis zum Examen neu kennen und begleiten ihn oder sie auf ihrem Weg.“ Ihren eigenen Kurs schätzt sie dabei sehr, weil sie mit ihren „eigenen“ Schülerinnen und Schülern naturgemäß eine engere Verbindung hat.

„Spannend ist, dass bei jedem Kurs immer wieder neue Fragen aufkommen, die mich herausfordern. Mir ist es ein Anliegen, jeden Einzelnen zu fördern.“ Allen gemeinsam sei, dass es sehr sozial engagierte Menschen sind, die diesen Beruf ergreifen. „Das ist unser höchstes Gut. Sozial, kommunikativ und hilfsbereit zu sein, Interesse an der Medizin und am Menschen zu haben, das sind die Grundvoraussetzungen.“

Saskia Müller wollte immer im Team arbeiten, aber nicht in einem Bürojob. Nach einem Praktikum im Krankenhaus stellte sie fest, wie abwechslungsreich, aber auch herausfordernd dieser Job sein kann. Damit die angehenden Pflegekräfte nicht nur auf die Patienten, sondern auch auf sich selbst achten, gehören auch Gesundheitsförderung, Prävention und Achtsamkeit zum Lerninhalt. „Motivieren kann ich die Schülerinnen und Schüler in der Regel durch den Praxisbezug. Den kann ich auch dadurch herstellen, indem ich von meinen eigenen Erfahrungen berichte und anhand dieser Beispiele die große Relevanz unseres Berufes klar mache.“

Sich ändernde Lehrmethoden und Lernmedien bieten den Fachkräften Abwechslung im schulischen Alltag. Mit dem neuen Pflegeberufegesetz sind alle zuvor getrennten Berufsausbildungen zu einer generalistischen Ausbildung verschmolzen. „Mit dem Examen können die Schülerinnen und Schüler sowohl im Krankenhaus mit Erwachsenen, aber auch in der Pädiatrie oder in der ambulanten Akut-/Langzeitpflege und stationärer Langzeitpflege arbeiten“, erklärt sie die Veränderungen, die sich durch den Gesetzgeber ergeben haben. Der Unterricht deckt nun die gesamte Lebensspanne eines Menschen ab.