Für die Region Heilbronn-Franken gesprochen steckt die Medizintechnik noch in den Kinderschuhen. Hier gibt es (noch) nicht viele Unternehmen, die dieser Branche angehören. Das soll sich ändern. Und der Zukunftsfonds Heilbronn sorgt dafür.
Den Zukunftsfonds Heilbronn mit Sitz am Neckar und weitläufigem Blick auf das zukünftige Buga-Areal gibt es seit 2005. Als Risikokapitalgeber für aufstrebende Unternehmen der Zweige Medizintechnologie, Biotechnologie und Pharmazie, IT und Software sowie Industrie und Cleantechnologie hat sich der Fonds eine renommierte Reputation aufgebaut. Dadurch ist er weit über die Regionsgrenzen hinaus bekannt geworden. Ihre Geldbeutel öffnen dabei diverse Unternehmerfamilien aus der Käthchenstadt und deren näherer Umgebung. Das Volumen des Investmentfonds umfasst 200 Millionen Euro. Werden Firmen, in die investiert wurde, verkauft, fließen die Erlöse in den Fonds für zukünftige Akquisitionen zurück. Es handelt sich also um einen sogenannten Evergreen-Fonds.
Worum es geht, ist Diversifizierung. „Wir brauchen andere Technologien als nur Automotive“, findet der Zukunftsfonds-Geschäftsführer Thomas Villinger. „Diese wollen wir nicht nur nach Heilbronn bringen, sondern sie auch hier halten.“ Damit sollen in logischer Konsequenz auch langfristig sichere Arbeitsplätze einhergehen. Die Branchen, die Villinger als Investitionsmaterial sieht, sind auch deshalb so gewählt, weil sie neu für die Stadt am Neckar und die gesamte Region sind – wie die Medizintechnik. „Es ist ein sehr innovatives und wachstumsstarkes Segment“, meint der Geschäftsführer. „Die Bevölkerung wächst und der Bedarf an hochwertigen Medizinprodukten, die preiswert und massentauglich sind, ist enorm.“ Gleichzeitig brauche man als Investor in dieser Branche einen langen Atem.
Als Beispiel nennt Villinger die Xenios AG, die Produkte wie künstliche Lungen und Blutpumpen vertreibt. Gegründet wurde die Xenios AG 2013 und hat ihren Sitz im Heilbronner Zukunftspark Wohlgelegen. Ende 2016 verkaufte der ZFHN die Firma an Fresenius Medical Care und holte damit einen Weltmarktführer im Bereich Produkte und Dienstleistungen für Menschen mit Nierenerkrankungen in die Käthchenstadt. Dafür sei allerdings eine beharrliche Aufbauarbeit geleistet worden. „Es brauchte viel Geduld, doch letztendlich hat es sich ausgezahlt“, resümiert Villinger. Und das nicht nur für den Fonds, sondern auch für Heilbronn als Wirtschaftsstandort. Dieser kann sich schließlich seither mit einem absoluten Branchenprimus schmücken – und wird dadurch hoffentlich weitere Größen der Medizintechnik anlocken.
Olga Lechmann
Zur Person
Thomas R. Villinger ist Gründer und Geschäftsführer des Zukunftsfonds Heilbronn (ZFHN). Seit Anfang der 90er Jahre ist er in der Etablierung von Venture-Capital-Fonds, im Beteiligungsmanagement und im strategischen Unternehmensaufbau tätig. Villinger arbeitete bereits für internationale Gesellschaften in den USA, den Golfstaaten und Europa, bevor er den Zukunftsfonds gründete.