Wer kann, der kann

Baden-Württemberg ist das Land der Erfinder und Tüftler. Kein Wunder, dass auch aus der Region allerlei Ideen stammen. Oft werden diese zum Patent angemeldet. Wir stellen ein solches Käpsele vor.

Wer beim Arzt eine Spritze bekommt, ist möglicherweise schon mit Ulrich Mayer in Berührung gekommen – zumindest indirekt. Denn Verbesserungen an der Maschine, mit denen der medizinische Wirkstoff in die Spritze gefüllt wurde, sind unter anderem Patenten des Crailsheimers zu verdanken. Der 55-Jährige arbeitet als Konstrukteur für Ampullenfüll- und -verschließmaschinen bei Bosch Packaging Technology am Standort Crailsheim. Er hat bereits sechs Patente allein kreiert und war bei vier weiteren Mitentwickler.

In Deutschland ist Bosch der größte Patentanmelder. Vergangenes Jahr meldete der Konzern weltweit 5422 Patente. Ungefähr ein Jahr dauert es, bis aus einem Vorschlag ein fertiges Produkt entsteht. Doch welchen Weg muss eine Idee durchlaufen, bevor sie in ein Patent umgesetzt wird?

„Wenn man glaubt, dass man eine gute Idee oder Lösung hat, wird diese vom Entwicklungs-Team bewertet“, erklärt Mayer, der seit 30 Jahren in dem Unternehmen arbeitet. Werde sie für gut befunden, mache man eine Patentrecherche: Schließlich gilt zu prüfen, ob diese Idee bereits auf dem Markt existiert und vielleicht sogar geschützt ist. „Ist das nicht der Fall, schreibt der Erfinder eine Meldung, in der er erklärt, was die Vorteile der Erfindung sind, verglichen mit dem heutigen Stand der Technik “, sagt der studierte Maschinenbauer. „Dann geht der Vorschlag weiter in die Patentabteilung der Bosch Gruppe, die das Ganze nochmals prüft und schlussendlich das Patent beim Patentamt anmeldet.“

Im Jahr 1998 meldete Ulrich Mayer sein erstes Patent an. „Da ging es um eine Weiterentwicklung einer Ampullenfüll- und -verschließmaschine. Eine Baureihe habe eine andere abgelöst. „Im Zuge dieser Entwicklung wurden mehrere Patente angemeldet. Da war mein erstes dabei.“ In der Regel komme vom Markt eine Anforderung an den Betrieb. „Zur Umsetzung der Marktanforderungen wird ein Entwicklungsauftrag gestartet und ein Entwicklungsteam zusammengestellt. Dann werden die Aufgaben verteilt und Ideen gesammelt“, sagt er. Ein Team bestehe unter anderem aus Konstrukteuren, Mechanikern und Elektrikern. „Wir überlegen wie wir diese Anforderung bedienen können. Dann werden Lösungen gesucht.“

Häufig kommt Mayer durch Brainstorming mit Kollegen auf seine Geistesblitze. „Oder man sitzt am Schreibtisch und tüftelt irgendwas aus.“ Sieht er das fertige Ergebnis in Form der Maschine, sei es für ihn ein Erfolgserlebnis. „Es motiviert, weitere Ideen einzureichen.“ Neben Anerkennung winkt eine Belohnung finanzieller Natur. Es gab sogar schon Anfragen von anderen Unternehmen, die gern eine Lizenz für ein Patent von Bosch Packaging Technology erwerben wollten. In der Regel blieben die Patente aber in der Abteilung, weil sie sehr maschinenspezifisch seien. Aktuell sind zwei seiner Patente in der Entwicklungsphase. Auch in Zukunft will der Crailsheimer weitere Vorschläge einreichen. „Ideen gibt es immer, klar“, sagt er und fügt lachend hinzu. „Und die Konkurrenz schläft auch nicht.“

Tanja Capuana