„Wir dürfen die Zeit nicht vertrödeln“

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KI-Expertin Feiyu Xu sieht in der Entwicklung und Überwachung von KI Parallelen zum Kindergroßziehen. Foto: Teresa Zwirner

Sieben der zehn größten börsengetriebenen Unternehmen sind KI-Firmen. Keine davon sitzt in Europa. KI-Expertin Feiyu Xu appelliert beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer dafür, als Unternehmen den ersten Schritt zu wagen. 

„Aus Angst um ihre Arbeitsplätze und um ihre Zukunft, gab es letztes Jahr im Mai in Hollywood eine Demonstration von Schriftstellern gegen generative KI.  Und wir haben auch schon viel über KI-Regulierung seitens der EU gesprochen. Doch jetzt sprechen wir über die Wirtschaft: Und ich denke, hier dürfen wir die Zeit nicht vertrödeln“, betont KI-Expertin Feiyu Xu. Blicke man auf die zehn größten börsenorientierten Unternehmen, seien sieben davon KI-Firmen. Und keine davon sitze in Europa, geschweige denn in Deutschland. Feiyu Xu ist sich aber sicher: Das wird kommen. Sie selbst setzt mit ihrem Startup Nyonic einen der ersten Steine und rät Unternehmen, jetzt mitzuziehen. Denn im Vergleich zu früher sei es bedeutend leichter, in die Anwendung zu gehen.

„Viele fragen sich vielleicht, warum KI erst im November 2022 mit dem Start von ChatGPT so ein Hype wurde, wo es KI doch schon seit über 60 Jahre gibt. Der Unterschied ist, dass sich seitdem viel getan hat – in den Technologien an sich, aber vor allem auch in der Anwendung“, erklärt Xu. Früher musste man sehr viele Daten adaptieren, um KI-Systeme zu entwickeln. Hier brauchte man Experten, die viele mittelständische Firmen häufig nicht haben. „Heutige KI-Systeme brauchen keine adaptierten Daten mehr, sie können selbst lernen. Das macht den Einstieg für die Anwendung von KI-Systemen viel leichter“, so Xu. Zudem könnten heutige KI-Systeme viele Aufgaben gleichzeitig bewältigen. „GPT-4 kann beispielsweise ein Bild kreieren, Fragen beantworten, Übersetzungen anzeigen und vielen mehr – so wie wir Menschen“, sagt die Expertin. 

Leichterer Einstieg für die Anwendung von KI-Systemen

Sie sieht vor allem drei wichtige Einsatzbereiche für generative KI in Unternehmen: Produkte intelligent zu gestalten, KI für bessere Prozesse einzusetzen und mit künstlicher Intelligenz Marketing und Promotion voranzutreiben. „Ich rate Unternehmen von hinten anzufangen und sich dann nach vorne durchzuarbeiten. Denn im Bereich Marketing kann man mit einfachen Use Cases schon viel vorantreiben und das Unternehmen damit zu einer KI getriebenen Firma machen“, erklärt Xu.

Dennoch sei es wichtig, KI-Anwendungen zu überwachen. Das sei nicht immer eine leichte Aufgabe, denn es sei schwierig, die Funktionalitäten der Systeme vorherzusehen. Feiyu Xu sieht hier Parallelen zum Kindergroßziehen. „Man kann nicht vorhersehen, welche Fähigkeiten dieses Kind und welche guten oder weniger guten Eigenschaften es entwickelt. Wir hoffen, dass es einmal besser wird als wir selbst, es kann aber auch in die andere Richtung gehen“, so die KI-Expertin. Letztlich sollte man sich davon jedoch nicht aufhalten lassen und auch in Europa und in Deutschland Künstliche Intelligenz vorantreiben.

Teresa Zwirner