„Wir waren wie die Ameisen“

Viele selbstlose Helfer sind in Braunsbach und Umgebung bei den Aufräumarbeiten nach den Starkregenfällen vom Mai dabei gewesen. „Wir haben nur die Gummistiefel und alte Kleidung angezogen, dann ging es los“, erklärt Ufuk Arslan.

Der 1966 in Aalen geborene Fotograf lebt in Schwäbisch Hall und steht stellvertretend für alle Helfer, die nach den Unwettern in der Region rund um Braunsbach im Einsatz waren. Sie haben Geschäftsräume, Keller und Garagen von Schlamm, Schutt und Geröll befreit.

„In Steinkirchen haben wir unsere erste Eimerkette gemacht – drei Stunden lang.“ Arslan erzählt von dieser Woche Ende Mai: „Es war Wahnsinn, wie viel da los war. Wie die Ameisen waren wir. Und jeder hat so viel gemacht, wie er konnte. Freunde haben mich gefragt, wie sie helfen können und ich habe Freunde gefragt, wer mit dorthin kommt.“ Auf Facebook habe er viele Statusberichte abgegeben. So wussten Interessierte, Freunde und Bekannte immer Bescheid, wo Hilfe benötigt wurde oder was nicht funktionierte.

Nach den ersten Aufräumarbeiten hat Arslan bei einer Bank angerufen und wollte ein Spendenkonto eröffnen – aber so einfach geht das nicht. Als Privatperson ist es nicht möglich, ein Konto für Spenden einzurichten. „Der entscheidende Tipp kam von Sandra Bintzik-Vollmann, einer guten Bekannten von mir.“ Über den Service-Club „round table“ konnte ein gemeinnütziges Konto für Spenden genutzt werden. „Inzwischen sind über 82 000 Euro zusammengekommen – und das innerhalb von acht Wochen. Gerechnet haben wir mit 3000 Euro.“ Bei der Verteilung des Geldes sei allen wichtig gewesen, dass es direkt bei den Betroffenen ankomme. „Wir sind von Haus zu Haus gelaufen“, schildert Arslan. „Viele wussten zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, was sie benötigen.“

„Diese Not der Menschen, die schweißt zusammen. Besonders toll fand ich eine Geschichte, die mir eine Frau erzählte: ‚Die Streitigkeiten im Dorf sind vergessen nach den Unwettern. Jetzt reden die Menschen wieder miteinander.‘“ Sein Fazit zu diesen Tagen: „Jeder fragt sich: ‚Wo kann ich helfen?‘ Die Hilfsbereitschaft der Menschen war super. Und ich wollte einfach mit anpacken. Helfen ist echt schön und macht total Spaß. Es ist toll, auf diese Weise neue Leute kennenlernen zu können.“

Annika Wieland