Der Landkreis Schwäbisch Hall hat einen wichtigen Anteil daran, dass die Region Heilbronn-Franken als Heimat der Weltmarktführer gilt. Die Wirtschaftsstärke der Raumschaft konzentriert sich dabei nicht nur auf die größten Städte Schwäbisch Hall und Crailsheim – auch in den kleineren Gemeinden sind große Player zu finden.
Schwäbisch Hall ist bundesweit bekannt – zumindest wissen fast alle, die sich mit der Finanzierung eines Eigenheims beschäftigen, was auf den Slogan „Auf diese Steine können Sie bauen …“ folgt. Der Bausparkasse Schwäbisch Hall und ihrem Maskottchen, dem Fuchs, ist es gelungen, das Thema Bausparen nachhaltig mit der Stadt zu verknüpfen, die auch Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises ist – kein Wunder bei sieben Millionen Kunden und 90-jährigem Bestehen.
Doch Schwäbisch Hall ist nicht nur Häuslebauern ein Begriff. Auch eine Gaumenfreude wie Fleisch vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, einer alten Nutztierrasse, genießt unter Gourmets einen guten Ruf. Der nach wie vor stark landwirtschaftlich geprägte Kreis ist Teil der Bio-Musterregion Hohenlohe. Viele der ältesten Demeter-Betriebe Deutschlands wirtschaften hier. Daher wird Hohenlohe als Keimzelle des biologisch-dynamischen und biologisch-organischen Anbaus in Deutschland betrachtet.
Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
Landwirtschaft und die Erzeugung von Lebensmitteln und Spezialitäten haben im Landkreis einen wichtigen wirtschaftlichen Stellenwert. Dabei haben sich zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe zusammengeschlossen, etwa in der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, kurz Besh. Ihr gehören rund 1500 Bauernhöfe an, die unter anderem Schwäbisch-Hällische Schweine oder Boeuf de Hohenlohe züchten. Sie betreibt einen Erzeugerschlachthof sowie mehrere Verkaufsstellen, etwa den Regionalmarkt der Besh in Wolpertshausen.
Die LBV Raiffeisen eG in Schrozberg hingegen, eine landwirtschaftliche Genossenschaft mit rund 1000 Mitgliedern, fokussiert sich stärker auf die Getreideproduktion. Sie betreibt eine Bäckerei mit 28 Verkaufsstellen sowie mehrere Edeka- und Raiffeisenmärkte und einen Baustoffhandel.
Weitere wichtige Player in der regionalen Lebensmittelindustrie sind beispielsweise die Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall, die im Schnitt mehr als eine Million Kilo Milchprodukte pro Tag verarbeitet, sowie der Schokoladen- und Süßwarenhersteller Hosta in Stimpfach, der unter anderem den Erdnussriegel Mr. Tom und den Schokopuffreis Nippon produziert. Für Maultaschen und weitere schwäbische Spezialitäten bekannt ist der Lebensmittelproduzent Bürger mit Hauptsitz in Ditzingen und einem Werk in Crailsheim, wo das Unternehmen aktuell den Standort vergrößert.
Im Juli fand der Spatenstich für ein neues Logistikzentrum von Bürger statt, das auf einer Gesamtfläche von 12.000 Quadratmetern zwei automatische Hochregallager mit insgesamt 16.000 Palettenstellplätzen umfassen wird. Ende 2022 wird es voraussichtlich fertig sein. Mit einer Investition von rund 45 Millionen Euro in Gebäude und Technik handelt es sich nach Angaben des Unternehmens bei dem Neubau von Kältezentrale und Logistikzentrum um die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte. Diese begann 1934 als Manufaktur für Mayonnaise und Salate. In die Produktion schwäbischer Spezialitäten stieg das Unternehmen Mitte der 1960er Jahre mit einer selbstentwickelten Maultaschenmaschine ein.
Maschinenbauer und Verpacker
Sehr viel mit Lebensmitteln, aber auch mit vielen anderen Dingen des täglichen Bedarfs, beschäftigen sich die Maschinenbauer im Landkreis. Ein großes Cluster des Verpackungsmaschinenbaus hat sich hier entwickelt, eine starke und international ausgerichtete Branche mit Exportquoten von bis zu 80 Prozent. Vier Unternehmen aus diesem Bereich sind im Weltmarktführerindex der Uni St. Gallen gelistet: Optima in Schwäbisch Hall, Groninger sowie Schubert in Crailsheim und Bausch + Ströbel in Ilshofen.
Der fünfte Weltmarktführer im Landkreis ist laut Index der Flugzeugsitze hersteller Recaro in Schwäbisch Hall. Weitere große Player der Verpackungsindustrie sind beispielsweise die Rommelag-Gruppe mit Standorten unter anderem in Sulzbach-Laufen und Gaildorf, Breitner Abfüllanlagen in Schwäbisch Hall oder Syntegon mit einem Standort in Crailsheim.
Das Unternehmen Gasti aus Schwäbisch Hall, das heute zur Gruppe IMA Dairy & Food gehört, blickt auf eine über 120-jährige Geschichte zurück und gilt als Keimzelle des regionalen Verpackungsclusters, das mittlerweile weit über die Grenzen Heilbronn-Frankens hinausreicht. Im Raum zwischen Stuttgart, Frankfurt und Nürnberg haben sich mehr als 90 Unternehmen der Verpackungsindustrie im Verein Packaging Valley zusammengeschlossen.
Finanz- und Gesundheitssektor
Der größte Arbeitgeber im Landkreis ist die bereits eingangs erwähnte Bausparkasse Schwäbisch Hall AG mit rund 3300 Mitarbeitern (Stand 2021), die schon durch ihren Namen untrennbar mit Stadt und Kreis verbunden ist.
Auch der Gesundheitssektor ist im Landkreis stark ausgeprägt. zu den größten Arbeitgebern zählt die Diakoneo Diak Schwäbisch Hall gGmbH mit 2237 Mitarbeitern (Stand 2020). Die Diakoneo-Gruppe, die 2019 durch eine landkreisübergreifende Fusion des Evangelischen Diakoniewerks Schwäbisch Hall und des Evangelisch-Lutherischen Diakoniewerks Neuendettelsau entstand, beschäftigt insgesamt über 10.000 Menschen und gehört zu den größten diakonischen Unternehmen in Deutschland.
Auch über eine Integration des Haller Sonnenhof e. V. mit seinen Angeboten für Menschen mit Behinderung in den Unternehmensverbund wird derzeit verhandelt. Mit den großen Industriezentren Schwäbisch Hall und Crailsheim sowie vielen kleinen und mittleren Unternehmen aller Branchen in den weiteren Gemeinden verfügt der Landkreis über hohe Wirtschaftskraft.
Dirk Täuber