Wunschtraum: zwei Zimmer und ein eigenes Bad

Simon Ölke ist 34, lebt derzeit in Heilbronn-Neckargartach, arbeitet seit dreieinhalb Jahren als Zweiradmechaniker – und sucht verzweifelt nach einer neuen Wohnung. Eigentlich sogar schon seit 2013. Ölke ist nur eines von vielen Beispielen: für das Problem, in der Region an bezahlbaren Wohnraum zu kommen.

Simon Ölke wünscht sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Heilbronn – egal, ob in der Stadt oder in einem der Stadtteile. 45 bis 50 Quadratmeter wären schön, 500 Euro Warmmiete plus weitere Nebenkosten wären seine Schmerzgrenze. Doch der Markt ist wie leergefegt. „Wenn man sich mal was anschaut, sind da 40 weitere Bewerber und ist man in Privatinsolvenz, winken sie gleich ab“, stellt er fest.

Eigentlich spricht Ölke immer von einer Zwei-Raum-Wohnung, denn der 34-Jährige kommt ursprünglich aus Mecklenburg. Dort absolvierte er seine Ausbildung zum Zweiradmechaniker, zog dann aber nach Schwäbisch Hall, wo seine Mutter zu dieser Zeit lebte. „Ich habe damals nach zwei Tagen Arbeit gefunden, das ist wirtschaftlich einfach anders als im Osten“, erzählt Ölke offen.

Nach Heilbronn kommt er durch seine damalige Freundin. Doch als die Beziehung 2013 zerbricht, sitzt der junge Mann plötzlich auf der Straße. Er kommt in einer Obdachlosenunterkunft der Aufbaugilde unter. „Man schämt sich, versucht, das Gesicht und den Schein zu wahren, aber die Fassade bröckelt schnell“, erinnert sich der Mechaniker. Es folgt der endgültige Absturz mit Drogen und Alkohol. Doch Ölke will raus aus dem „Mist“, macht eine stationäre Therapie, wird trocken und drogenfrei.

Lange Suche

Zurück in Heilbronn landet er im betreuten Wohnen. Die Wohngemeinschaft ist ein Projekt von Stadt und Diakonie, das ehemaligen Süchtigen helfen soll, wieder Fuß zu fassen. „Von da aus sollte es dann eigentlich leichter sein, dachte man.“ Ölke hat einen Wohnberechtigungs- und Dringlichkeitsschein, doch auch damit landet er bei Anbietern wie der Stadtsiedlung nur auf der Warteliste. „Die Mitarbeiter sagten gleich, ich muss mit einer Wartezeit von zwei bis drei Jahren rechnen.“ Dafür müsse man sich aber jedes Jahr wieder neu anmelden. „Da tut sich aber nicht viel und wie soll sich ein Arbeitsloser eine Wohnung für 650 Euro leisten können? Das ist ja für jemanden mit Arbeit schon viel“, erzählt er ernüchtert. Selbst wenn er was in Aussicht hatte – damals noch ohne Job sei es quasi unmöglich gewesen, den nötigen Puffer für die Kaution zusammenzusparen. Vom Arbeitsamt sei da wenig Hilfe gekommen, also fing die Suche immer wieder von vorne an.

Falsche Anzeigen

Vor zwei Jahren wird einer aus dem Projekt rückfällig, dessen Wohnung in Neckargartach frei. Wobei, Wohnung könne man das fast nicht nennen, denn es sei ein ehemaliges Büro auf einem Firmengelände, erzählt der 34-Jährige. Im betreuten Wohnen hat Ölke 435 Euro gezahlt, jetzt sind es 500 Euro, alles inklusive. Nur ein eigenes Bad hat er nicht. Die Küche hat mehr was von einem Studentenwohnheim mit zwei Herdplatten – und ob es bei ihm warm ist, hängt vom Gutdünken des Vermieters ab.

Der Wahlheilbronner möchte im Oberzentrum bleiben, damit der Arbeitsweg nicht allzu weit wird. Er kann nicht verstehen, warum die Stadt in diesem Bereich nicht mehr investiert. „Es gibt genügend Grundlagen, aus denen man Sozialwohnungen machen könnte, auch wenn die Leute da vielleicht erst mal Abstriche machen müssten“, ist er überzeugt. Stattdessen höre man immer nur Buga oder Hotelneubau. „Das deprimiert viele“, weiß er.

Also heißt es für ihn, weiter Wohnungsanzeigen in der Zeitung und im Internet zu durchforsten. Dabei ist er auch schon auf manche Falschanzeige gestoßen. „Die wollen dann Geld dafür, dass du die angebliche Wohnung mit Marmorbad überhaupt mal sehen darfst, einfach unglaublich.“ Auch Makler versuchen weiterhin, von den Mietern ihr Geld zu bekommen, auch wenn die Gesetzeslage da inzwischen anders aussieht. Ölke hat auch schon selbst Suchanzeigen aufgegeben, die Resonanz war aber dürftig. Ein Aushang in der Firma, in der er arbeitet, brachte auch nichts. Doch Simon Ölke hofft weiter – auf seine eigenen zwei Zimmer mit Bad und echter Küche.

Stefanie Pfäffle