50 Jahre Heilbronn-Franken: Ministerpräsident Kretschmann im Interview

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Ministerpräsident Winfried Kretschmann sieht die Region Heilbronn-Franken auf einem guten Weg. Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

Heilbronn-Franken gilt als zweitdynamischste Region der Bundesrepublik. Ministerpräsident Winfried Kretschmann lobt vor allem die Schritte in Richtung Technologie und Nachhaltigkeit.

Heilbronn-Franken, die Region der Weltmarktführer, wird 50: Welche Rolle spielt die Region für die Gesamtwirtschaft Baden-Württembergs?

Winfried Kretschmann: Baden-Württemberg punktet als Land der Tüftler und Denker – und Heilbronn Franken ist da ganz vorne dabei. In der Region finden wir viele weltmarktführende Unternehmen und auch familiengeführte, mittelständische Firmen und Start-ups. Am Innovationspark Künstliche Intelligenz wird zudem die internationale Konkurrenzfähigkeit des Standorts richtig sichtbar. Heilbronn-Franken ist nicht nur eine der wettbewerbsfähigsten Regionen in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland. Im Städteranking der Wirtschaftswoche 2021 wurde sie als die zweitdynamischste Region nach Berlin ausgezeichnet.

Stichwort KI-Park: Sie wollen Baden-Württemberg zu einer führenden Region für Künstliche Intelligenz machen. Was erhoffen Sie sich vom KI-Park?

Kretschmann: Wenn wir bei der Zukunftstechnologie KI vorne mitspielen wollen, müssen wir auch hier zwei Dinge miteinander verbinden. Exzellente Wissenschaft und unternehmerische Schaffenskraft. Das ist die DNA von Baden-Württemberg. Und genau diese DNA stärken wir mit dem engen Schulterschluss zwischen dem KI-Zentrum in Heilbronn und dem Cyber Valley in Tübingen. Beide arbeiten eng zusammen. Das gemeinsame Ziel muss es sein, exzellente Forschungserkenntnisse schnell zu wirtschaftlichen Erfolgen zu machen. Dafür haben wir in Heilbronn optimale Voraussetzungen.

Und was bedeutet das für die Wirtschaft und den Fachkräftemangel in der Region?

Kretschmann: Der Park soll in der Region Heilbronn-Franken einen starken konjunkturellen Impuls auslösen. Schon heute bilden Unternehmerinnen und Unternehmer hier exzellente Fachkräfte von morgen aus. Dank der vielen starken Unternehmen gibt es in Heilbronn-Franken nicht nur ein attraktives Lehrangebot mit sehr guten Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten, sondern auch für angehende Fach- und Führungskräfte während der Ausbildung eine direkte Vernetzung mit einem lebendigen unternehmerischen Umfeld.

Die Region bietet also gute berufliche Perspektiven – unter anderem durch das KI-Zentrum. Wie nutzen Sie selbst Künstliche Intelligenz im Alltag?

Kretschmann: Ich schaue mir zum Beispiel sehr gerne Opern auf Youtube an. Und diese Plattform ist ja wirklich raffiniert: Sie weiß inzwischen schon, was mir gefällt und gibt mir oft gute Video-Tipps.

Neben KI spielt auch Nachhaltigkeit eine Rolle. Bis 2040 soll Baden-Württemberg klimaneutral werden. Welche Maßnahmen werden hier umgesetzt?

Kretschmann: Es gibt hier viele Initiativen, denn Kommunen, Unternehmen, Vereine oder kirchliche Organisationen sind wichtige Partner für das Erreichen unserer Klimaschutzziele. Um ihnen dabei unter die Arme zu greifen, hat das Umweltministerium das Förderprogramm „Klimaschutz-Plus“ aufgelegt: Hier gingen in den vergangenen sieben Jahren ganze 3,9 Millionen Euro in die Region. Eine andere, konkrete Initiative: In Ilsfeld hat das Land über das Förderprogramm „Klimaschutz mit System“ den Ausbau eines Wärmenetzes gefördert, das größtenteils mit regenerativen und regionalen Wärmequellen versorgt wird. In allen vier Landkreisen der Region und im Stadtkreis Heilbronn wurden zudem regionale Klimaschutz- und Energieagenturen gegründet. Sie bieten etwa für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer oder auch für Mieterinnen und Mieter wertvolle Energieberatung an.

Wie ist die Region mit Blick auf Erneuerbare Energien aktuell aufgestellt?

Kretschmann: Bei der Photovoltaik belegt die Region Heilbronn-Franken den Spitzenplatz im Land. Hier sind Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1,35 Gigawatt in Betrieb, das sind mehr als 14 Prozent der in Baden-Württemberg installierten Photovoltaikleistung. Außerdem haben wir in der Region 281 Windenergieanlagen. Im ganzen Land spüren wir eine richtige Aufbruchsstimmung beim Thema Windkraft.

Zum Thema Aufbruch: Wo liegen die größten Potenziale für die zukünftige Entwicklung der Region

Kretschmann: Besonders attraktiv ist Heilbronn-Franken etwa für Startups, die von einem intensiven Austausch mit den Weltmarktführern vor Ort und den vielen Finanzierungsmöglichkeiten profitieren. Denn neben der großen Bankenlandschaft haben sich hier auch viele Risikokapitalgeber angesiedelt. Und auch für Heilbronn-Franken ist es wichtig, den Weg der digitalen Transformation in Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung weiterzugehen. Der Ausbau der Breitbandinfrastruktur und der Mobilfunkversorgung hilft dabei, dass auch der Ländliche Raum für Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger attraktiv bleibt.

Welche Botschaft möchten Sie an die Bürgerinnen und Bürger von Heilbronn-Franken senden, wenn es um die Zukunft und Entwicklung der Region geht?

Kretschmann: Die Region und ihre Bürgerinnen und Bürger können mit Optimismus in die Zukunft schauen. Heilbronn-Franken ist auf einem guten Weg. Die positive Bevölkerungsentwicklung mit einer steigenden Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lügt nicht. Auch das Bruttoinlandsprodukt liegt hier über dem Durchschnitt. Und nicht zuletzt machen ja auch die herrliche Natur, das breite kulturelle Angebot und der große Freizeitwert Heilbronn-Franken zu einem wirklich lebenswerten Ort.

Interview: Teresa Zwirner

Zur Person

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) ist seit Mai 2011 Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.