68 Prozent der Babyboomer wollen früher in Rente

Babyboomer Rente
Ältere Menschen wollen so früh wie möglich in Rente gehen, vor allem, wenn sie in körperlich anstrengenden Berufen arbeiten. Foto: Adobe Stock/Halfpoint

Rente mit 67? Für viele Erwerbstätige aus den Babyboomer-Jahrgängen ist das unattraktiv. Die Mehrheit will früher aussteigen.

Der Trend zur Frühverrentung ist besonders unter den geburtenstarken Jahrgängen der Babyboomer ungebrochen. 68 Prozent dieser Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen mit spätestens 64 Jahren in Rente gehen. Das zeigt die repräsentative Studie „lidA – leben in der Arbeit“.

„Unser Hauptbefund ist, dass unter den Babyboomern eine ausgeprägte Kultur des Frühausstiegs herrscht“, sagt Studienleiter Prof. Hans-Martin Hasselhorn von der Bergischen Universität Wuppertal: „Der frühe Erwerbsausstieg ist die Norm und viele Personen, die 63, 64 oder 65 Jahre alt sind und noch in Arbeit stehen, kennen es, dass man sie ganz erstaunt fragt: ,Was, du arbeitest noch?‘“

Auffällig sei, dass unter den jüngeren Babyboomern (Geburtenjahrgang 1965) sogar noch mehr Menschen früh in Rente gehen wollen. Wollen unter den 1959 Geborenen zumindest noch 69 Prozent bis 64 arbeiten, sind es bei den Jüngeren nur noch etwa 33 Prozent. „Der häufigste Grund ist, die Menschen möchten mehr freie Zeit haben“, sagt Hasselhorn: „Dies ist ein wichtiger Aspekt der Selbstbestimmung bei der Arbeit, den wir ganz oft in der Studie finden.“ Auffällig dabei: selbst ein erfüllender Beruf und gutes Einkommen führen nicht dazu, länger arbeiten zu wollen, denn in Frührente wollen laut der Studie nicht nur die, die aus körperlicher Erschöpfung nicht mehr können – etwa Dachdecker oder Pflegerinnen – sondern fast alle. Die Bereitschaft, lange zu arbeiten, ist in der Gruppe mit dem geringsten Einkommen, unter der Armutsgrenze, am höchsten. Bei dieser Gruppe sei das „länger arbeiten wollen“ wohl eher ein „länger arbeiten müssen“, so die Forschenden. Diese Gruppe habe mit Abstand die kürzeste Lebenserwartung von allen Einkommensgruppen.

Seit 2011 befragt die repräsentative Kohorten-Studie „lidA – leben in der Arbeit“ wiederholt ältere Erwerbstätige aus den sogenannten Babyboomer-Jahrgängen dazu, wie lange sie arbeiten wollen und können. Die 1,9 Millionen Euro teure Untersuchung hält fest, wie sich Arbeitsbedingungen und Erwerbsverläufe verändern und welche persönlichen Motive hinter der Entscheidung stehen, den Job früher aufzugeben oder eben nicht. Pro Geburtenjahrgang werden etwa 3.000 Menschen in einem standardisierten Verfahren interviewt. Jedes Interview dauert im Durchschnitt etwa 75 Minuten.

red.