Es gibt vermutlich nicht sehr viele Menschen, die sich noch an die Anfänge der Heilbronner Stimme erinnern können. Elke Eisenmenger jedoch ist so jemand. Sie ist eine Mitarbeiterin der (fast) ersten Stunde.
„Rückblickend kann ich sagen, dass es mein Traumjob war“, sagt Elke Eisenmenger über die Zeit, in der sie bei der Heilbronner Stimme gearbeitet hat. Das war von 1947 bis 1960. An damals erinnert sich die 85-Jährige genau. Die gebürtige Hamburgerin ist 1942 nach Heilbronn gekommen und wollte nach ihrem Schulabschluss 1946 eine Lehre zur Fotografin machen. „Ich hatte die Zusage schon. Nach seiner Zerstörung im Krieg hat das Fotoatelier aber nie wieder eröffnet.“ Eine Alternative musste her. In einem Inserat vom 16. Juli 1947 in der Heilbronner Stimme las sie: „Junge Bürokraft, evtl. auch Anfängerin, mit Schreibmaschinen- u. Stenografiekenntnissen wird von uns sofort aufgenommen. Verlag ‚Heilbronner Stimme‘.“
„Auf diese Anzeige habe ich mich beworben. Zeitung fand ich spannend. Das hat mich gereizt.“ Die Nervosität sei groß gewesen. „Ich war ja eine blutige Anfängerin und habe noch nie etwas in dieser Art gemacht“, erklärt Eisenmenger. Geklappt hat es dennoch. Nur drei Tage später hat die junge Frau ein Schreiben erhalten, indem es heißt: „Auf Grund Ihrer Bewerbung und Ihrer Vorsprache bei uns, teilen wir Ihnen mit, daß Sie für unseren Verlag ab 1. August 1947 angestellt werden.“ Unter der Voraussetzung, dass sie sich in „möglichst rascher Zeit die Kenntnisse des Stenografierens und Maschinenschreibens aneignen“ müsse. Zu ihren Aufgaben gehörte zunächst, zu telefonieren, Fernverbindungen herzustellen. „Das hatte ich noch nie gemacht. Das war völlig neu für mich“, sagt sie.
Nach einer Weile wurde sie Laufmädchen. „Ich war viel unterwegs. Ich musste die Zeitung von der Allee zur Bismarckstraße zur Militärregierung bringen. Die hat die Zeitung freigegeben.“ Bei Änderungen wurde wieder gelaufen. Nach drei Jahren im Verlag wurde Eisenmenger Sekretärin in der Verlagsleitung. Die Geschäftsführung war zufrieden mit ihrer Arbeit. Von nun an gehörten unter anderem das Anzeigen-Mahnwesen, die Verwaltung der Personalakten sowie Abrechnungen zu ihrer Tätigkeit. „Nur mit Umsicht, Tüchtigkeit und viel Fleiss ist es möglich, den vielseitigen Anforderungen dieses Arbeitsplatzes gerecht zu werden“, heißt es in ihrem Zeugnis von 1960. Und sie hat diese Anforderungen erfüllt. Es ist ganz gleich, wovon Eisenmenger berichtet, man merkt, dass sie gerne an die Zeit zurückdenkt: Das Kaffeetrinken mit den Kollegen, die wachsenden Aufgaben im Büro oder die bescheidenen Anfänge des Unternehmens. „Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, mit welchen Voraussetzungen die Zeitung gestartet ist“, erinnert sie sich. „Eine Frau hatte ihre eigene Schreibmaschine im Verlag. Niemand, außer ihr, durfte daran arbeiten. Sie hat sie zugedeckt und damit wirklich niemand hingeht, hat sie auf ihren Tisch Stühle gestellt. Wenn sie das Gefühl hatte, etwas sei verrückt worden, dann war der Ärger groß.“
„Die Heilbronner Stimme ist mein zweites Leben. Es war und ist immer eine Verbindung da.“ Das scheint nicht verwunderlich. Denn Eisenmenger hat dort ihren Ehemann kennengelernt – den Fotografen Hermann Eisenmenger. Damit war die Zeitung für sie mehr als nur ein Arbeitgeber – sie hat ihr Leben verändert.
Lydia-Kathrin Hilpert