Am Puls der Zeit sein

Was haben Sie mit 28 gemacht? Vielleicht sind Sie da zum ersten Mal Mutter geworden oder haben sich über Ihren ersten Job nach dem Studium gefreut. David Schneider ist mit seinen 28 Jahren die Karriereleiter nicht hinaufgestiegen – der neue Wirtschaftsförderer in Hall hat förmlich alle Stufen mit einem Satz genommen.

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, ist David Schneider überzeugt. Das könnte im Prinzip für die komplette Vita des 28-Jährigen geschlussfolgert werden. Er ist das, was man einen Karrieristen nennen würde – jedoch gänzlich ohne die negative Konnotation. Schneider ist einfach ambitioniert, zielstrebig und weiß, war er will. Und das erreicht er auch, ohne dass es ihm dafür an Skrupel und Moral fehlen muss. Bei einem Gespräch mit dem Schwäbisch Haller kristallisiert sich schnell heraus: Der elegant gekleidete junge Mann mit der Brille ist viel reifer, als sein Alter vermuten ließe. Abgeklärt trifft es vermutlich am besten.

Schneider ist seit dem 1. Oktober der neue Leiter des Amtes für Wirtschafts- und Regionalmanagement im Landkreis Schwäbisch Hall. Nachdem sich sein Vorgänger Helmut Wahl für den Ruhestand entschieden hatte, fiel die Wahl bereits im April auf Schneider, der zuvor etwa anderthalb Jahre lang für die Koordinierung und berufliche Qualifizierung von Zuwanderern verantwortlich zeichnete. Auf die Frage, ob er damit gerechnet hatte, dass er das Rennen macht, erwidert der gebürtige Darmstädter: „Ich habe mich ja bewusst für die Bewerbung entschieden, also habe ich eigentlich auch damit gerechnet, dass es klappt.“ Seine Konkurrentin habe sich „im Finale“ zwar auch gut präsentiert, doch er habe letztendlich den Kreistag überzeugt und dessen Vertrauen erhalten. „Ich habe das transportieren können, was ich wollte“, sagt Schneider, schenkt sich Kaffee in eine Tasse ein und nimmt einen Schluck.

Wie hat denn nun Ex-Amtsleiter Wahl das Spielfeld für den studierten Verwaltungsmanager, der ein Auslandssemester in Schottland verbracht hat, hinterlassen? „Wie sagt man so schön: wie ein g‘mähtes Wiesle“, meint er und lächelt verschmitzt. „Nein, im Ernst, er hat mich umfassend in die wichtigsten Themen eingearbeitet und ich habe auch ein gut eingespieltes und erfahrenes Team an meiner Seite, das mich jederzeit unterstützt“, hebt Schneider hervor.

Der Übergang von seiner einstigen Funktion zum neuen Amtsleiter einerseits und auch zum neuen Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Landkreises sowie des Hohenlohe + Schwäbisch Hall Tourismus-Vereins andererseits sei ein fließender gewesen. „Ich bin förmlich hineingerutscht.“ Dennoch würde er erst jetzt, ab Oktober, allmählich merken, wie sich sein Terminkalender zunehmend füllt. Messen, externe Termine, Unternehmensbesuche, überregionale Veranstaltungen – das alles kommt auf Schneider zu.

Doch dessen ist er sich im Klaren. „Ich muss flexibler sein als vorher. Das bedeutet auch, nicht immer pünktlich den Stift aus der Hand fallen lassen zu können“, weiß der WFG-Chef. Sein neuer Posten bringe zwar viel Verantwortung mit sich, sei jedoch auch eine große Chance in so jungen Jahren.

Wirtschaft stärken

Und was hat er sich alles vorgenommen als Nachwuchs-Wirtschaftsförderer? „Am Puls der Zeit zu sein, was mein Aufgabenportfolio angeht. Für mich lautet die Frage: ‚Was benötigt die Wirtschaft im Landkreis?‘“, fasst Schneider zusammen und setzt die Tasse an die Lippen. Sein Ziel sei es, die Wirtschaftsstruktur zu stärken. Zwar sei die Situation in Schwäbisch Hall und den Kreisgemeinden gut, der Branchenmix krisenfest, die Arbeitslosenquote sehr niedrig und die Wirtschaft entkoppelt vom Großraum Stuttgart, falls es dort zu Einbrüchen oder Schwankungen in der Konjunktur kommen sollte. Dennoch habe man aktuell mit dem Fachkräftemangel – insbesondere in kleineren Betrieben – zu kämpfen. Das sei ein essenzielles Thema auf seiner Agenda. „Ich möchte die Wirtschaft mit Fachkräften und Fördergeldern versorgen“, bringt Schneider auf den Punkt, was er in Zukunft anstrebt. „Wenn es den Unternehmen gut geht, geht es auch den Kommunen gut.“

Apropos: Wie bewandert ist denn der Geschäftsführer in der Unternehmenslandschaft von Schwäbisch Hall, Crailsheim und Co.? „Ich lerne tagtäglich neue Betriebe von den insgesamt 15.000 im Landkreis kennen“, konstatiert Schneider mit Anerkennung für die große Vielfalt an Firmen. Zu den einen habe man mehr Kontakt, zu den anderen eben etwas weniger. Bei allen persönlich vorstellig zu werden, wäre ohnehin unmöglich.

Olga Lechmann