Der Audi-Betriebsrat äußerte sich Ende November zur Zukunft des Audi-Standorts in Neckarsulm und gab den Kurs für das kommende Jahrzehnt an. Am Standort erhofft man sich finanzielle Zusagen um Projekte wie die Weiterentwicklung der Brennstoffzelle realisieren zu können. Ein konkretes Konzept für die technische Entwicklung des Standorts steht noch aus.
Ende November haben sich der Gesamtbetriebsrat und der Vorstand bei Audi auf einen Kurs für das nächste Jahrzehnt verständigt. Während der letzten Betriebsversammlung des Jahres begrüßte Rolf Klotz, der Betriebsratsvorsitzende des Neckarsulmer Werks, die Einigung, verwies jedoch gleichzeitig auf die noch bevorstehende Ausgestaltung der vereinbarten Eckpunkte in 2020.
„Die letzten Monate haben uns allen viel abverlangt. Ich bin froh, dass die Ungewissheit über die Zukunft unseres Standorts nun ein Ende hat“, betonte Klotz während der Betriebsversammlung. Auch wenn die vereinbarten Eckpunkte von „Audi.Zukunft“ nun für mehr Klarheit im Unternehmen sorgten, sei damit der Prozess zur Zukunftsgestaltung nicht abgeschlossen.
Ein wichtiger Eckpfeiler der verabschiedeten Grundsatzvereinbarung sei daher die Ausarbeitung eines Masterplans zur strategischen Ausrichtung des Werks, so der Betriebsratsvorsitzende weiter. An diesem Zukunftsplan für Neckarsulm müsse das Unternehmen nun mit Hochdruck arbeiten: „Wir haben ein gutes Fundament für das nächste Jahrzehnt geschaffen. Darauf aufbauend muss Audi nun auch ein konkretes Konzept für unsere Technische Entwicklung am Standort vorstellen“, betonte Klotz. Kurzfristiges Sparen könne und dürfe nicht die Prämisse sein, um dem Anspruch „Vorsprung durch Technik“ im Zeitalter elektrischer Mobilität neues Leben einzuhauchen.
Mehr Budget erwarte der Neckarsulmer Betriebsrat für strategisch wichtige Projekte, wie beispielsweise die Entwicklung der Brennstoffzelle: „Wir brauchen endlich konkrete finanzielle Zusagen, um richtig durchstarten zu können.“
Hinsichtlich der Entwicklung konventioneller Antriebe betonte er: „Die Weiterentwicklung der Verbrenner hört nicht abrupt auf. Das Unternehmen muss daher auch hier weiter investieren.“ Das gelte auch für die Weiterbildung der Entwickler in Neckarsulm, denen durch Qualifizierungen eine klare Perspektive aufgezeigt werden müsse.
Konkrete Maßnahmen seien auch für die Produktion am Standort nötig. Über die letzten drei Jahre war das Werk in Neckarsulm nur zu etwas mehr als 60 Prozent ausgelastet. „Das wird sich in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht wesentlich bessern“, befürchtet Klotz. „Wenn das Unternehmen den Absatz unserer Modelle nicht steigern kann, erwarten wir Lösungen für die betroffenen Kollegen in den produzierenden Bereichen“, erklärte er. Ein Teil könnte das in „Audi.Zukunft“ beschriebene Insourcing von vergebenen Arbeitsumfängen sein.
Personalvorstand Wendelin Göbel unterstich die Bedeutung des Standortes: „Neckarsulm behält die Technologieführerschaft bei Leichtbau und Brennstoffzelle. In diesen Bereichen werden wir auch in Zukunft investieren. Außerdem fließen bis 2025 insgesamt 300 Millionen Euro in einen Fonds, der die finanzielle Basis für die notwendigen Baumaßnahmen zur Fertigung von Elektro-Autos am Standort Neckarsulm schafft.“ Er ergänzte, dass Neckarsulm zunächst Schwerpunktstandort für Plug-in-Hybride werde. „Gemeinsam mit den konventionell angetriebenen Modellen sichern Plug-in-Hybride die Auslastung des Standorts, machen ihn flexibel für die Zukunft und damit wirtschaftlicher.“