Aufpassen auf zwei eiserne Hände

Dass es schwierig werden würde, Aufsichten für das Schlossmuseum in Jagsthausen zu finden, war abzusehen. Doch dass die Personalsuche mehr als zwei Jahre dauern würde, hätte Jens Schmukal von der Gemeindeverwaltung nicht gedacht. Nun gibt es endlich zwei Kräfte.

Museen sind wichtige Kulturgüter in unserer modernen Gesellschaft. Vor allem in Deutschland und gerade auch in der Region Heilbronn-Franken haben diese Einrichtungen einen hohen Stellenwert in Sachen Wissensvermittlung und Freizeitangebot. Für den Besucher sind ihre Existenz und die Tatsache, dass sie – wenn auch nicht zu jeder beliebigen Zeit, so wenigstens nach Vereinbarung – zugänglich sind, selbstverständlich. Doch Museen können, genau wie Firmen, Supermärkte, Cafés, Banken und Ämter, nicht ohne Personal funktionieren. Sie brauchen, je nach Größe natürlich, zum Beispiel Kuratoren, Gästeführer, Aufsichtspersonen sowie Mitarbeiter für die Verwaltung und die Öffentlichkeitsarbeit.

Herkulesaufgabe

Das Schlossmuseum in Jagsthausen braucht aktuell eigentlich nur eine einzige Person. Jemanden, der bereit ist, immer im Wechsel mit zwei Kolleginnen sonntags für zweieinhalb Stunden die Aufsicht zu übernehmen. Doch diesen potenziellen Kandidaten zu finden, scheint eine Herkulesaufgabe zu sein. „Ich hatte so etwas schon befürchtet, weil mir die Problematik bereits von anderen Museen bekannt war. Aber ich dachte dennoch, dass wir bis Mai oder Juni Nägel mit Köpfen machen können“, sagt Jens Schmukal, der bei der 2000-Einwohner-Gemeinde für Tourismus und Marketing zuständig ist. Immerhin stehen bis dato zwei Freiwillige fest. Allerdings wäre es gut, wenn sich eine dritte Person des Museumsdienstes annehmen würde, damit Schmukal im Falle von Krankheit und Urlaub oder anderen Gründen einen Ersatz in der Hinterhand hat.

Erleichtert ist der 33-jährige Historiker trotzdem bereits jetzt. Denn die Suche nach der zweiten Hilfskraft hat nun insgesamt zwei Jahre gedauert. In dieser Zeit blieb das Schlossmuseum geschlossen. 2018 hatte es lediglich einmal im Mai und ein weiteres Mal Ende August, am letzten Vorstellungstag der Burgfestspiele, geöffnet. Die Besucher hat der Rathausmitarbeiter an beiden Tagen selbst durch die Ausstellung geführt. „Ich bin vorher bei Gästeführern mitgegangen und habe mir aus verschiedenem Informationsmaterial das Wissen über die Exponate angeeignet“, erklärt Schmukal.

Absolutes Highlight des Museums, das nur aus einem Raum besteht, ist die berühmte eiserne Faust des Reichsritters Götz von Berlichingen, der im Jahre 1504 seine rechte Hand durch einen Kanonenschuss verlor. Genau genommen sind es zwei Hände – eine Alltags- und eine Sonntagshand, wie Schmukal aufklärt. Es handelt sich um die Originale aus dem 16. Jahrhundert. Sie stammen – wie die anderen Ausstellungsstücke auch – aus dem Besitz der Nachfahren des Ritters. „Bis 2016 hat sich die Familie von Berlichingen um das Museum gekümmert. Danach war das aus Zeitgründen nicht mehr möglich“, weiß der Obersulmer.

Trio komplettieren

2016 war auch das Jahr, in dem plötzlich nur noch eine von ursprünglich mal vier Museumsaufsichten übrigblieb. Was war passiert? „Wir hatten zwei Studenten, die nach ihrem Studium aufgehört haben, und eine Mitarbeiterin, die nach Ulm umgezogen ist“, erläutert Schmukal. Die andere Dame habe den Dienst nicht alleine machen wollen – und so kam es zur Schließung des Jagsthausener Kleinods.

Nun ist aber das Ziel, ab April 2019 wieder für ein halbes Jahr jeden Sonntag von 13.30 bis 16 Uhr zu öffnen – selbst wenn das Zweierteam nicht durch jemand Drittes verstärkt wird. Nichtsdestotrotz will Schmukal noch mal „alle Kanäle anzapfen“, um das geplante Trio zu komplettieren. Eigentlich unbegreiflich, dass die Mission so kompliziert ist. Schließlich sind die Konditionen des Jobs nicht gerade die schlechtesten: Bezahlung von elf Euro die Stunde, geschichtsträchtige Arbeitsumgebung, Kontakt mit Menschen, keine körperlich anstrengenden Tätigkeiten – und man kann sogar nebenher ein Buch lesen oder für eine Klausur lernen, während die Besucher antike Gläser, Waffen, Tafeln und eine 500 Jahre alte Prothese bestaunen.

Olga Lechmann