Das Pflegeberufegesetz ist im Januar 2020 in Kraft getreten. Die Berufe Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege wurden zu einer Berufsausbildung zusammengeschlossen. Susanne Fischer, Leiterin der Pflegefachschule im Diakoneo, berichtet.
Was ist neu an der reformierten Pflegeausbildung?
Susanne Fischer: Vorher hatten die Auszubildenden einen Vertrag, zum Beispiel in einem Krankenhaus, und haben dort ihre Ausbildung gemacht. Das hat sich jetzt geändert. Jeder Azubi ist nun jeweils zehn Wochen im Klinikum, in der Altenpflegeeinrichtung und in der ambulanten Pflegeeinrichtung. Das heißt: Die Azubis bekommen alle Bereiche mit, in denen Pflege stattfindet.
Gibt es im Vergleich zu früher einen Unterschied im theoretischen Teil der Ausbildung?
Fischer: Das hat sich natürlich auch geändert. Man hat aber nicht einfach alle Bildungspläne addiert, sondern musste einiges kürzen. Was also sehr berufsspezifisch war, musste fallengelassen werden. Die wichtigen Bestandteile aus den verschiedenen Berufen wurden dann in die Ausbildung aufgenommen. Der große Vorteil ist, dass man alle Bereiche kennenlernt. Ich finde, das ist eine Bereicherung.
Das heißt, man muss sich nicht von Anfang an für einen Beruf entscheiden?
Fischer: Genau. Man hat den Abschluss generalistisch als Pflegefachfrau beziehungsweise Pflegefachmann und kann dann später dort arbeiten, wo man möchte. Das kann in Krankenhäusern oder Altenpflegeeinrichtungen sein, aber auch bei Krankenkassen, in Rehabilitationseinrichtungen oder Psychiatrien, mittlerweile sogar in Beratungszentren wie dem Pflegestützpunkt im Landratsamt.
Dadurch wird die Pflegeausbildung attraktiver, oder?
Fischer: Ich hoffe es! Ein Bereich, der etwas gelitten hat, ist die Kinderkrankenpflege, weil die praktischen Einsätze in der Kinderkrankenpflege insgesamt weniger geworden sind.
Was sind die Zugangsvoraussetzungen für eine Pflegeausbildung?
Fischer: Das ist der mittlere Bildungsabschluss, also mindestens Realschule. Es wird aber auch noch ein ausbildungsintegrativer Studiengang angeboten. Dabei gibt es eine Kooperation mit der DHBW. Für Hauptschulabsolventen wird eine einjährige Helferausbildung angeboten, mit der man die Zugangsvoraussetzungen für die Pflegeausbildung erreicht.
Gibt es eine Tendenz, worauf sich die meisten Azubis später spezialisieren?
Fischer: Da ich in einer Krankenpflegeschule arbeite, kann ich nur für diesen Bereich sprechen. Die meisten, die hier ihre Pflegeausbildung absolvieren, bleiben auch in diesem Bereich. Aber das kann an anderen Schulen ganz anders sein.
Welche Eigenschaften sollten Auszubildende grundsätzlich mitbringen, wenn Sie sich für einen Pflegeberuf entscheiden?
Fischer: Ganz wichtig sind kommunikative Fähigkeiten, Neugierde und das Interesse am Menschen. Man setzt sich ja in der Pflege auch für diese ein. Mit Menschen arbeiten heißt aber nicht nur mit den Patienten, sondern auch mit dem Pflegeteam. Der Wille, sich immer persönlich und fachlich weiterzuentwickeln, gehört ebenfalls dazu, wenn man im Sozialbereich arbeitet.
Über die Belastung in Pflegeberufen wird viel diskutiert. Würden Sie Schulabsolventen trotzdem empfehlen, in die Pflege einzusteigen? Warum?
Fischer: Der Pflegeberuf ist ein schöner Beruf. Er ist abwechslungsreich und man hat ständig mit anderen Menschen zu tun. Zudem arbeitet man im Team und es kommt nie Langeweile auf. Er ist ein Beruf, in dem man sich sehr weiterentwickeln kann. Ich kenne keine andere Ausbildung, bei der man hinterher in so vielen verschiedenen Bereichen arbeiten kann. Im Pflegebereich kann man jetzt viel mehr Menschen einstellen, als es früher der Fall war. Da ist von politischer Seite was passiert. Das heißt, wenn wir mehr Leute haben, ist die Arbeitsbelastung nicht so hoch. Leider wird der Beruf oft negativ dargestellt. Das ist nicht gerecht, gerade weil es ein Beruf ist, der Sinn macht.
Interview: Yannis Gaukel