Awards für Unternehmen: Gute Ideen im Rampenlicht

Wer bei einem Award siegt, gewinnt potenziell auch Image und Kunden. Nach Heilbronn-Franken gehen viele Unternehmenspreise – die Würth Elektronik Group holte gemeinsam mit ihrer Agentur „Die Neckarprinzen“ voriges Jahr den German Brand Award. Automatisierungsexperte Schunk gewann den Hermes Award 2024. Doch wonach wählen die Juroren Sieger aus? Wie lassen sich Innovationen bewerten? Wie objektiv sind die Urteile? Das PROMAGAZIN hat bei Award-Juroren nachgefragt.

Awards für Unternehmen
Foto AdobeStock/OpticalDesign

Dr. Rudolf-Eberle-Preis des Landes Baden-Württemberg

Awards für Unternehmen

Prof. Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers, Mitglied des Preiskommitees,
(Gesellschafter der ASG Luftfahrttechnik und Sensorik GmbH und Geschäftsführender Gesellschafter der ProxiVision GmbH)

Der mit 50.000 Euro dotierte Innovationspreis ehrt seit 1985 unkonventionelle Ideen für innovative Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen. Dabei beurteilen die 13 Mitglieder des Preiskommitees kleine und mittlere Unternehmen aus Industrie und Handwerk sowie technologische Dienstleister nach drei Kriterien: technischer Fortschritt, besondere unternehmerische Leistung und nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg.

Woran erkennen die Juroren den Innovationsgrad einer Idee?

Kommitee-Mitglied Professor Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers: „Wir prüfen zum einen den technisch/technologischen Gehalt. Was sind die herausfordernden Merkmale einer neuen Entwicklung? Zum anderen den Innovationsgehalt, das heißt, inwieweit hat das Unternehmen die Neuerung auch für den Markt vorbereitet. Dabei spielt der Marktzutritt – das potenzielle oder realisierte Kundenportfolio – eine große Rolle. Letztendlich muss die Frage beantwortet und bewertet werden: Was ist der Wert des Neuen? Die Kriterien sind dabei tatsächlich unterschiedlich gewichtet. Der technische Fortschritt wird doppelt bewertet, um die Entwicklungsleistung entsprechend zu würdigen, die zu einer erfolgreichen Innovation führt. Dann schließt sich die unternehmerische Leistung mit dem wirtschaftlichen Erfolg an. Erst wenn alle drei Bewertungskriterien erfüllt sind, können wir tatsächlich von einer Innovation sprechen. Der Erfolg am Markt, die qualitative Umsetzung, spielt eine große Rolle. Hier sprechen wir dann von der notwendigen Innovationsqualität. Diese ist dann Garant für den unternehmerischen Erfolg insgesamt.“

German Innovation Award

Mit dem German Innovation Award werden branchenübergreifend Produkte, Projekte und Pionierleistungen ausgezeichnet, die durch Innovation und Fortschritt in Wirtschaft, Gesellschaft oder Umwelt Mehrwert schaffen – von Green Mobility, Energy Solutions über digitale Anwendungen bis zu außergewöhnlichen Ingenieursleistungen.

Woran lesen Sie den Innovationsgrad eines Produktes ab und was halten Sie für visionär?

Juror Dr. Christopher Stillings: „Innovation hat zwei wesentliche Dimensionen: erfolgreiche Implementierung im Markt und Neuartigkeit. Der Innovationsgrad eines Produktes lässt sich daran ablesen, inwieweit es den Status Quo übertrifft, neue Möglichkeiten eröffnet, Märkte erschließt und langfristigen Mehrwert schafft. Innovation ruft immer Veränderung hervor. Auch daran, wie stark sich diese für Technologie, Gesellschaft und Wirtschaft manifestiert, lässt sich der Innovationsgrad festmachen. Für mich sind visionäre Innovationen eher radikal und disruptiv. Sie greifen der Veränderung auf breiter Basis vor, folgen nicht einem Trend, sondern sind selbst treibend und zukunftsgestaltend. Visionäre Innovationen geben Antworten, sind Lösungen für makroskopische Herausforderungen. Sie inspirieren und eröffnen neue Technologie- oder Geschäftsmodellpotenziale. Sie erzeugen große Veränderungen, legen die Basis für sozioökonomische Paradigmenwechsel. Die Person des Entre- oder Intrapreneurs ist dabei inspirierend: Menschen, die ihre Vision kreativ und gegen Widerstände umsetzen, unternehmerisches Risiko tragen und Wandel initiieren.“

Awards für Unternehmen

Dr. Christopher Stillings, Juror des German Innovation Award 2024, Vice President und Head of Color & Design (CMF), Covestro Deutschland AG

German Brand Award

Awards für Unternehmen

Rainer Busch, Jurymitglied,
verantwortlich für Marketing Brand Management Bosch/Junkers/Other Brand International and Germany (HC/MKB-BO)

Vor wenigen Tagen wurden in Berlin erneut die Sieger des German Brand Award prämiert. Jährlich bewerben sich mehr als 1200 Unternehmen, Agenturen, Dienstleister, Marketeers, kommerzielle und Non-Profit-Organisationen um den Preis, mit dem der Rat für Formgebung (German Design Council) exzellente Markenführung auszeichnet. Nach Angaben der Verantwortlichen ist der German Brand Award der reichweitenstärkste Marketing-Preis im deutschsprachigen Raum.

Was ist eine „starke Marke“?

Jurymitglied Rainer Busch: „Eine starke Marke zeichnet sich durch den ganzheitlichen Auftritt und die Leistung an den wesentlichen Kontaktpunkten zum Verwender hin aus. Es reicht nicht, wenn nur ein Punkt erfüllt ist, der Kunde will schon außer dem Produkt auch einen guten Service und weitere hervorragende Leistungen von der Marke. Validiert wird das durch Kundenzufriedenheitsmessungen. Im Kern ist die Performance der Marke ganzheitlich, das heißt über die ganze Customer Journey zu beurteilen. Herausragende Marken punkten nicht nur in einem Kriterium, sondern haben gleich viele Vorzüge, die dann letzten Endes nicht nur eine Jury, sondern auch die Kunden nachhaltig beeindrucken.“

Deutscher Kunden Award

Zum vierten Mal in Folge hat die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) diese Auszeichnung in diesem Jahr verliehen. Die Ergebnisse basieren auf der Auswertung von Kundenantworten einer Onlinebefragung, in der mehr als 2000 Hersteller-Marken aus 160 Produktgruppen analysiert werden. Die Gewinner werden mithilfe der Kundenurteile ermittelt.

Wonach wählen Sie die Befragten aus, um repräsentativ zu sein und wie wird die Unabhängigkeit sichergestellt?

Felix Küsell: „Die Studie basiert auf etwa 6.000 Interviews mit in Deutschland lebenden Verbrauchern. In diesem Rahmen wurden etwa 440.000 Markenbewertungen erhoben. Dabei geht es nicht um das Image in der Bevölkerung, sondern um Kunden respektive Nutzer. Wie sich pro Marke die Kunden verteilen und welche sozio-demografischen Merkmale sie haben, ist uns nicht bekannt. Daher wurde die Repräsentativität nicht über Quoten gesteuert, sondern über die Zufallsauswahl: Jeder Nutzer hat die gleiche Chance, zu dieser Marke befragt zu werden. Es gibt keine systematischen Verzerrungen durch Quoten oder Methodik. Aber die Erhebung wurde online durchgeführt, Onlineverweigerer sind also unterrepräsentiert. Die Panelteilnehmer sind in der Masse per se unabhängig; wer zur Studie eingeladen wird, ist reiner Zufall. Auch wir als Studieninitiatoren agieren unabhängig und nicht im Auftrag irgendeiner Marke. Erst wenn die Feldarbeit erledigt ist und alle Auswertungen vorgenommen wurden, treten wir in Kontakt zu den Herstellern und informieren sie über die Ergebnisse.“

Awards für Unternehmen

Felix Küsell, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für
Verbraucherstudien mbH (DtGV), Berlin

Hermes Award

Awards für Unternehmen

Professor Dr.-Ing. Holger Hanselka, Vorsitzender der Jury, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft

Jährlich werden auf der Hannover Messe Unternehmen für herausragende Leistungen und innovative Produkte mit dem Hermes Award ausgezeichnet. Seit 2006 wird der Award vergeben, laut Messegesellschaft einer der bedeutendsten Technologiepreise weltweit.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Gewinner des Hermes Awards aus?

Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Juryvorsitzender: „Für uns als Jury ist ausschlaggebend, dass die Produkte eines Unternehmens einen besonders hohen technologischen Innovationsgrad aufweisen und umsetzungsreife Lösungen für wichtige Zukunftsthemen wie Produktion und Energieversorgung präsentieren.

Dabei spielen vier Kriterien eine herausragende Rolle, die auch für die Anwendung in der Industrie besonders wichtig sind: Neben dem technologischen Innovationsgrad sind das der Nutzen für Industrie, Umwelt und Gesellschaft, die Wirtschaftlichkeit und Marktreife. Dank Vorreitern wie den prämierten Unternehmen werden wir in Deutschland, Europa und weltweit die Herausforderungen von morgen erfolgreich meistern.“