Baulücken schließen

Mit einer Nachverdichtung verfolgen Kommunen das Ziel, freie Flächen innerhalb einer schon existierenden Bebauung zu nutzen, um die Wohnungsknappheit abzufedern. Auch in Heilbronn-Franken ist Nachverdichtung ein wichtiges Thema, damit die Innenstadt­entwicklung nicht gebremst wird.

Potenzielle Flächen für die Nachverdichtung im Innenstadtbereich zu öffnen, ist nicht immer so einfach. So verhindern Faktoren wie Denkmal- oder Naturschutz die Revitalisierung von Brachflächen oder leer gefallenen Grundstücken. Um den Flächenverbrauch gering zu halten, gilt daher mancherorts das Motto: in die Höhe statt in die Breite bauen.

Dass eine Nachverdichtung knifflig ist, aber gleichzeitig unumgänglich scheint, zeigt sich in Heilbronn. Lange profitierte die Stadt davon, dass große Konversionsflächen – beispielsweise durch den Abzug der US-Streitkräfte – konsequent durch die Stadtverwaltung einer Nachnutzung in Form von Gewerbe- und Wohngebieten zugeführt wurden. „Aktuelles Beispiel ist das geplante Stadtquartier Neckarbogen, dessen erster Bauabschnitt als Stadtausstellung ein Bestandteil der Bundesgartenschau ist“, erklärt Christian Britzke. Der Pressesprecher der Stadt Heilbronn weiß jedoch, dass größere Flächen nicht mehr zur Verfügung stehen. „Die Stadt Heilbronn hat in einem ersten Schritt inzwischen Flächenpotenziale im gesamten Stadtgebiet für Nachverdichtungsvorhaben identifiziert“, so Britzke. Die Stadt hofft im Rahmen des Programms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ demnächst auf Fördergelder vom Land Baden-Württemberg.

Auch im Bauamt in der Gemeinde Bretzfeld wird die Nachverdichtung auf die kommunalpolitische Agenda gesetzt, wie Benjamin Müller verrät. „Vor allem um den weiteren Flächenverbrauch im Außenbereich zu minimieren, ist eine Nachverdichtung im Innenbereich wichtig und auch von der Politik gewünscht“, erklärt der Bauexperte. Doch die Einflussnahme der Gemeinde auf potenzielle Nachverdichtungsaktivitäten bleibt oft beschränkt: „Da alle möglichen Flächen im Innenbereich in privater Hand sind, kann die Kommune nicht wirklich steuern. Wenn, dann ist das nur mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan möglich“.

Fokus auf Stadtentwicklung

Im Rathaus in Bad Mergentheim rückt die Nachverdichtung angesichts der Bevölkerungsentwicklung ebenfalls in den Fokus. „Neuen Analysen zufolge erreichen wir fast wieder die Jahrgangsbreiten der Babyboomer-Phase und das ist auch ein Grund für die große Nachfrage nach Wohnraum und Bauplätzen“, bekräftigt Pressesprecher Carsten Müller. Um die Folgen des angespannten Wohnungsmarktes abzumildern, will Bad Mergentheim die Stadtentwicklung auch dank einer baulichen Verdichtung vorantreiben. Mit dem so genannten „Auenland III“ bereitet die Stadt ein großes Baugebiet für die Kernstadt vor. „Das neue Baugebiet umfasst insgesamt 123 Bauplätze. Sieben dieser Bauplätze sind für den verdichteten Geschosswohnungsbau vorgesehen, die Grundstücke zwischen 700 und 4000 Quadratmeter Größe umfassen“, so Müller.

Als Stadt mit attraktiven Arbeitsplätzen und Freizeitangeboten ist auch Schwäbisch Hall weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Peter Klink weiß als Erster Bürgermeister um die infrastrukturelle Bedeutung von Nachverdichtung in der Kochermetropole. „Zum einen werden innerstädtische sowie ehemals gewerblich genutzte Flächen wie das Bahnhofsareal für den Wohnungsbau erschlossen. Zum anderen wird nachverdichtet, indem auch in den neuen Quartieren im Vergleich zu früheren Entwicklungen der Anteil an Geschosswohnungsbau erhöht wird“, erklärt der Bauexperte.In absehbarer Zeit soll der Blick auf öde Brachflächen rund um das Bahnhofsgelände oberhalb der Altstadt der Vergangenheit angehören. „Im Bahnhofsareal laufen derzeit die Abbrucharbeiten und die Baufeldfreimachung. Mit der Erschließung wird noch in diesem Jahr gestartet“, so Klink.

Als weiteres Beispiel für Nachverdichtung weist der Erste Bürgermeister auf das Neubaugebiet „Sonnenrain“ hin: „Für das Neubaugebiet Sonnenrain haben wir gerade fünf Baufelder über eine Konzeptvergabe an Bauträger vergeben, damit hier bis zu 250 Wohnungen entstehen können. Im Sonnenrain beginnt in Kürze die Erschließung des zweiten Bauabschnitts“. Optionen zur Nachverdichtung bieten sich darüber hinaus auf dem Stammgelände des Sonnenhofs im Haller Westen an, wo im Rahmen der Inklusion künftig zusätzliche Wohneinheiten entstehen sollen.

Andreas Scholz