Mehr Gruppen, mehr Personal, erweiterte Angebote – die Kinderbetreuung ist eines der wichtigsten Themen in jeder Gemeinde. Die Kommunen wollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur unterstützen, sie sind gesetzlich dazu verpflichtet und das ist eine echte Herausforderung.
Alle sprechen immer nur über den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab einem Jahr, der seit dem ersten August 2013 gilt. Doch bereits 1996 markierte einen wichtigen Einschnitt für die Gemeinden. Damals wurde der gesetzliche Anspruch auf einen Betreuungsplatz ab drei Jahren gesetzlich verankert. „Bis dahin sind alle Kinder im September zusammen in den Kindergarten gekommen“, erklärt Lauffens Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger. Das heißt, ein Jahrgang verließ die Einrichtung gen Grundschule, der nächste rückte nach. Seit dem neuen Gesetz muss aber quasi nach den Sommerferien schon ein Platz für ein Kind bereitgehalten werden, das erst im April drei wird. Allein dadurch habe sich schon ein größerer Bedarf an Ü3-Plätzen entwickelt.
In der Spitze hatte Lauffen 511 Ü3-Plätze, derzeit sind es 400. „Das sind zwar hundert weniger, aber in der Zwischenzeit wurden die Gruppen verkleinert, das heißt, ich brauche für die mehr Personal und Räume als für 400 Kinder vor zehn Jahren“, so der Bürgermeister. Dazu kommen die veränderten Betreuungszeiten, ganztags wird in Lauffen immer mehr gewünscht.
Und dann kam U3, also der Rechtsanspruch auf Plätze für Kinder ab einem Jahr. 90 Krippenkinder werden in der Neckarstadt derzeit betreut – in eine Krippengruppe passen aber nur zehn Kinder. „Der Bedarf an Fläche ist enorm gestiegen und dasselbe gilt fürs Personal“, stellt Waldenberger fest. 50 bis 70 Prozent mehr Personal wird inzwischen benötigt. Dazu gehören auch Hauswirtschafterinnen, denn Ganztagskinder bekommen essen, die Kleinen müssen gewickelt werden – von diesen Aufgaben sind die Erzieher freigestellt.
Finanzielle Belastung
Das alles kostet viel Geld. Ein Ganztagsplatz summiert sich auf etwa 20 000 Euro im Jahr. „Es wäre natürlich wünschenswert, wenn möglichst viele von diesem Angebot profitieren können und nicht nur die, die es sich auch leisten können.“ Die Kostendeckung über die Elternbeiträge liegt deswegen nur bei zehn bis 15 Prozent. Die Hälfte des städtischen Personals arbeitet inzwischen im Betreuungsbereich – da sind die der anderen Träger noch nicht mitgerechnet. Kinderbetreuung ist mit Abstand der größte Posten im Haushalt der Gemeinde.
Geeignetes Personal
Stefan Neumann, Bürgermeister von Künzelsau, wartet mit konkreten Zahlen auf. „In den letzten zehn Jahren sind die Personalkosten von 1,5 auf 3,5 Millionen Euro gestiegen.“ 14 eigene Kitas betreibt die Hohenloher Stadt. „Die größte Herausforderung ist es nicht nur, die Plätze zu schaffen, sondern vor allem, geeignetes Personal zu finden.“ Deswegen bildet Künzelsau seit Jahren über PIA Erzieher aus, das ist eine praxisintegrierte Ausbildung. Den Azubis werden dann schon vor Abschluss unbefristete Verträge angeboten. Qualitätssicherung gehe eben nur mit Fachpersonal, schließlich sollen pädagogische Konzepte nicht nur auf Papier hübsch aussehen, sondern auch in der Praxis umsetzbar sein.
Die Nachfrage zieht parallel zum Angebot immer weiter an. Inzwischen geht der überwiegende Teil der Künzelsauer Kinder schon mit zwei Jahren in den Kindergarten. Nur belegen Zweijährige zwei Plätze auf einmal. „Reine Krippen haben wir wenig, aber es gibt das Kinderhaus, das ab einem Jahr aufnimmt“, erläutert Neumann. Ganztags ist dagegen hier noch nicht so gefragt, alle Gruppen sind bis 14 Uhr geöffnet. „Wir überlegen aber, mehr offene Ganztagsangebote zu machen, weil die Eltern es vielleicht an zwei, nicht aber an fünf Tagen brauchen.“ Die Bedarfsplanung geht immer weiter und es bleibt alles eine Frage der Ressourcen.
Stefanie Pfäffle