„Beobachten und Anreize schaffen“

Berufstätige Eltern haben oft Probleme, die passende Betreuung für ihre Kinder zu finden. Tageseltern können eine Ergänzung zur Kita sein. Eine Tagesmutter gibt Einblicke in ihr Leben.

 

Um acht Uhr werden Nele, Jonas, Mia und Max von ihren Eltern bei Sandra Waberski in Massenbachhausen an der Haustür abgegeben. Herzlich begrüßt sie den Nachwuchs. Waberski freut sich immer aufs Neue auf ihre Tageskinder. Selbstständig ziehen die Kleinen Schuhe und Jacken aus. Dabei helfen sie sich gegenseitig. „Mir ist generell wichtig, dass sie etwa um dieselbe Uhrzeit kommen, damit wir gemeinsam frühstücken“, erklärt die examinierte Krankenschwester. Sie hat Kernzeiten von acht bis 15 Uhr, ist in Ausnahmen aber auch flexibel. Nach dem Frühstück liest Oma Ruth vor. Die Schwiegermutter von Waberski wohnt nebenan und ist auch die Vertretung in Notfällen. Waberski führt aus: „Die Kleinen lieben sie – manchmal sitzen alle gleichzeitig beim Vorlesen auf ihrem Schoß. Während der Vorleserunde mache ich meinen jüngsten Sohn fertig für den Kindergarten.“

Wenn es nicht regnet, geht es nach dem Singkreis raus. Eine Schaukel mit Kletterturm, Rutsche und Sandkasten befinden sich im rechten Teil des Gartens. Links ist ein Hühnergehege. Unter dem Vordach stehen Traktor und Bobbycar bereit. Der Garten der Familie bietet viel Raum, um zu rennen und zu spielen. Pünktlich um 11 Uhr kommen die Kleinen zum Mittagessen. „Das bringen die Eltern mit. Dann gibt es keine Probleme mit Unverträglichkeiten“, erklärt die Tagesmutter. Bereits seit 2009 ist sie Mitglied im Verein „Tageskinder Heilbronn“ – inzwischen auch Teil des Vorstands – und betreut seit sieben Jahren Kinder. Nach der Geburt ihres Sohnes hat sie sich entschlossen, zuhause zu bleiben und dort Kinder unter drei Jahren zu betreuen.

Bei der „Heia“ hat jeder ein eigenes Bett im „Schlummerland“. Danach seien alle entspannt. Spiele, die die Motorik und Sprache fördern, seien wichtig, betont die 34-Jährige. Ebenso ist gemeinsames Aufräumen im Tagesablauf vorgesehen. „Meine Hauptaufgaben sind Beobachten und Anreize für die Kleinen schaffen“, erklärt sie.

Waberski kooperiert mit der Gemeinde und sieht sich als Ergänzung zur Kita. Nach einem Kennenlerngespräch mit den Eltern und einer Eingewöhnungsphase steht der gemeinsamen Zeit nichts mehr entgegen. Die Betreuungsplätze bei ihr sind begrenzt, da pro Tagesmutter maximal fünf Kinder gleichzeitig betreut und acht angemeldet sein dürfen. Die Tagesmütter in ihrer Gegend kennen sich. Sie sind gut miteinander vernetzt. So können freie Plätze unkompliziert an wartende Familien vergeben werden. Waberski rät Eltern, sich gut ein Jahr vorher um einen Platz zu kümmern.

Ab 15 Uhr werden Nele, Jonas, Mia und Max abgeholt. Waberski sagt: „Am schönsten ist es, ehemalige Tageskinder wieder zu treffen. Es ist ein toller Job, manchmal etwas einsam nur mit Kindern, aber ich mache viele Fortbildungen – das ist dann mein Rauskommen.“ Nebenher studiert die Mutter von drei Kindern im Fernstudium noch Sozialpädagogik.

Annika Wieland