Betongold als Wertanlage

Stark steigende Immobilienpreise bei niedrigem Zinsniveau sind gute Voraussetzungen für eine Investition in Wohnraum. Der Standort ist dabei wichtig. Foto: Adobe Stock/peterschreiber.media

In der Corona-Krise kann die Immobilienbranche punkten. Doch wann lohnt sich eine Investition in Bestands- beziehungsweise Neubaugebäude wirklich und was gibt es dabei zu beachten? Volker Oetken von der VR-Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim gibt in seinem Expertenbeitrag Tipps für die richtige Entscheidung.

Die Älteren unter uns erinnern sich noch an das gute alte Sparbuch, des Deutschen liebstes Kind. Hier wurden und werden immer noch jährlich Milliarden angespart. Dabei ist das Sparbuch längst unrentabel geworden und sorgt sogar dafür, dass das angesparte Vermögen inflationsbereinigt Jahr für Jahr weniger wird. Anlagealternativen sind also gefragt und neben Wertpapieren, die oft eine höhere Risikobereitschaft fordern, haben viele aus Sicherheitsaspekten das sogenannte „Betongold“ als Anlage für sich entdeckt.

Aber lohnt es sich überhaupt trotz der stark gestiegenen Preise, jetzt noch in Immobilien zu investieren? Dafür muss man die verschiedenen Investitionsmöglichkeiten in Immobilien gesondert betrachten. Grundsätzlich gibt es dafür drei Optionen: Erstens: Die Immobilie soll langfristig vermietet werden – hierauf setzen sicherlich die meisten Investoren. Zweitens: Die Immobilie soll nach einer gewissen Zeit wieder veräußert werden – hier spielen vor allem Spekulationen auf eine weitere Wertsteigerung eine wichtige Rolle. Dies hat vor allem in den vergangenen Jahren hervorragend funktioniert, birgt aber das Risiko, dass der Preis nicht wie erwartet weiter steigt. Und drittens: Die Immobilie soll gekauft, renoviert und wiederverkauft werden – dies ist sicherlich nur für einige Wenige eine Alternative, da entsprechendes Know-how sowie die nötige Zeit Voraussetzungen sind.

Lage ist entscheidend

Stadt, Land, Speckgürtel? Wer sich schon einmal mit dem Thema beschäftigt hat, weiß, dass der Standort ein zentraler Faktor für die Bewertung einer Immobilie ist. Dabei kommt es vor allem auf die richtige Kombination von regionalem Preisniveau zu erzielbarer Miete an. Als langfristige Anlage eignen sich daher eher Standorte, die eine gute Infrastruktur, aber dennoch ein noch überschaubares, nicht überhitztes Preisniveau bieten – wie einige Städte in der Region. Hier liegen wohl die größten Chancen auf ein nachhaltig gutes Investment mit lukrativen Mietrenditen. Daran hat auch die aktuelle Corona-Situation nichts geändert. Die Preise blieben stabil oder haben in vielen Gebieten sogar angezogen. Die Auswirkungen sind allerdings noch nicht komplett absehbar und es wird regional unterschiedliche Entwicklungen geben: Manche Regionen werden profitieren und attraktiver werden, andere werden eher eine negative Entwicklung durch den Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze nehmen. Starke Wirtschaftsstandorte bleiben auf jeden Fall attraktiv.

Mindestens genauso wichtig wie die Lage ist natürlich die Immobilie selbst. Doch investiert man eher in Bestands- oder in Neubauimmobilien? Höhere Renditen sind mit Ersterem zu erzielen, da sich hier die Preise pro Quadratmeter auf einem deutlich niedrigeren Niveau befinden. Die Risiken für notwendige Instandhaltungsmaßnahmen sollten dabei allerdings nicht unterschätzt werden. Wer hier Ruhe haben möchte, setzt eher auf ein deutlich teureres Neubauprojekt, das die nächsten 15 Jahre frei von notwendigen Investitionen bleibt. Ein weiterer Vorteil von solchen Objekten: Weil die meisten in energieeffizienter Bauweise hergestellt werden, bietet die KfW interessante Fördermöglichkeiten an.

Wenn man also ein paar Punkte beachtet, sind Immobilien eine durchaus lohnenswerte Anlageform. Eine detaillierte Planung ist jedoch unerlässlich, denn immerhin handelt es sich um eine große Investitionssumme, die wohlüberlegt sein muss. Mit der richtigen Vorauswahl kommt es nicht zu bösen Überraschungen und die Investition wird sich langfristig
lohnen.

Autor: Volker Oetken