Orientierung, erste Kontakte, Workshops: All das bietet der Berufsinfotag Künzelsau am 17. Mai im Berufsschulzentrum am Schippberg. Die Ausbildungsmesse ist längst für Unternehmen und Gäste ein fester Termin im Kalender – dank Schulleiter Patrick Wagner und KI-Assistenz hat der BIT Künzelsau sogar eine eigene Hymne.

Ansprachen an die junge Generation müssen Schuldirektoren immer wieder halten, darin sind sie geübt. Allerdings empfinden die Heranwachsenden wortreiche Reden oft eher als lästige Pflicht. Es sei denn, man wird kreativ, so wie Oberstudiendirektor Patrick Wagner, Leiter der Kaufmännischen Schule Künzelsau.
Seinen Aufruf zum Berufsinfotag Künzelsau (BIT) goss Wagner im vergangenen Jahr beispielsweise in einen hymnischen Song zu temporeichen Pop-Beats. „Hier ist das Leben, das beste, was es gibt – Zukunft wird neu geschrieben“, singt eine Männerstimme: Der Text des „Hohenlohe-Hits“, wie der Song heißt, stammt aus der Feder des Schulleiters höchstpersönlich. Das Lied verspricht Orientierungshilfe für Berufsanfänger – ein Ziel, das auch ein Jahr nach der Song-Premiere noch gilt: Der diesjährige 17. Berufsinfotag am Künzelsauer Berufsschulzentrum bietet am 17. Mai eine Chance für den Nachwuchs, Berufsbilder kennenzulernen, erste Kontakte zu knüpfen und eigene Interessen auszuloten. Dazu laden die Kaufmännische Schule, die Gewerbliche Schule und die Karoline-Breitinger-Schule schon zum 17. Mal zusammen ein. Gemeinsam organisieren Wagner und Studiendirektorin Claudia Bader, verantwortlich für Duale Bildungsgänge/Berufsschule, die Ausbildungsmesse am Schippberg seit 2019, unterstützt von einem großen Organisations-Team.
Die „BIT“-Hymne ist ein Statement
Die „BIT“-Hymne ist für sie mehr als ein gewöhnlicher Messe-Werbesong. Sie ist ein Statement. In ihrer Melodie schwingt das zukunftsgerichtete Denken am Berufsschulzentrum und die Mission, Schüler für neue Technologien zu begeistern, sozusagen in jeder Note mit. Denn auch wenn Wagner als BWL-Lehrer die Idee zum eigenen Lied unter Marketing-Gesichtspunkten von Anfang an gefallen hat, musste er sich beim Komponieren vertrauensvoll an einen externen „Spezialisten“ wenden: „Die Melodie wurde von einer KI generiert“, sagt er. „Die Kaufmännische Schule ist am Thema KI dran, wir müssen unsere Schüler fit für die digitale Welt machen“, ergänzt Kollegin Bader, die den BIT federführend verantwortet.
Der Hohenlohe-Hit weist also nicht nur auf die Ausbildungsmesse hin, sondern ist eine Hörprobe der Kompetenzen, die die Künzelsauer Berufsschüler umfassend am Schippberg erwerben: „Wir bilden aktuell unser Kollegium in Sachen KI weiter“, berichtet Bader. „Wir Lehrer müssen uns vielleicht ein Stück weit umstellen, aber das ist nicht unmöglich. Wir müssen mit der Zeit gehen – KI hilft uns dabei, besser zu werden“, sagt sie. Ob individualisierte Arbeitsblätter, interaktive Übungen für die Schüler oder verständlichere Aufgaben für Nicht-Muttersprachler: „Das alles ist ein Gewinn, auch für unsere Schüler“, stimmt Wagner zu.

100 regionale Betriebe beim BIT Künzelsau
Die Kaufmännische Schule profitiert davon. Sie trotzt nach Baders Worten dem Trend rückläufiger Schülerzahlen an berufsbildenden Schulen. „Wir haben eine Zunahme an Berufsschülern. Ich denke, außer unserem Berufsinfotag trägt auch unsere starke Region dazu bei.“ Und offenbar wissen auch die ansässigen Unternehmen den qualifizierten, technologie-offenen Unterricht zu schätzen und reißen sich um Standplätze beim BIT: Im Mai werden nach Baders Einschätzungen etwa 100 regionale Ausbildungsbetriebe auf dem Schippberg vertreten sein.
Der BIT ist längst eine feste Größe unter den Firmen – von Weltmarktführern über erfolgreiche Mittelständler bis zu renommierten Handwerksbetrieben. „Wir haben eher das Problem, die Anfragen von Ausstellern zu bewältigen und auf dem Gelände unterzubringen“, berichtet die Organisatorin. Ein großer Teil seien treue „Stamm-Unternehmen“, ein gewisser Teil wechsele von Jahr zu Jahr, etwa weil kleinere Firmen nur alle zwei Jahre neue Ausbildungsplätze anböten. Die Organisatoren legen dabei Wert auf ein große Bandbreite an Ausstellern aus ganz unterschiedlichen Branchen – von Pflege über Handwerk, Dienstleistungssektor bis zu Produktion und Logistik.
BIT Künzelsau punktet mit persönlichem Kontakt
Gleichzeitig können beim BIT Netzwerke ausgebaut und Kontakte angebahnt werden – zwischen den Berufsschulen und Ehrengästen einerseits, andererseits aber auch zwischen jungen Menschen und potenziellen Arbeitgebern. „Der persönliche Kontakt bringt sehr viel“, sagt Bader, diese Rückmeldung erhalte sie sowohl von den teilnehmenden Unternehmen als auch von Lehrern. „Es ist einfach etwas anderes, wenn man sich vor Ort mit Kandidaten austauschen kann, die interessiert an einer Ausbildung sind“, sagt sie. Zumal viele Schüler oft noch nicht genau wüssten, „was sie später mal machen wollen“. Zusatzqualifikationen wie Programme für leistungsstarke Realschüler, die die Fachhochschulreife anstreben, oder für Abiturienten als Mittelweg zwischen Studium und Ausbildung, seien vielfach noch zu wenig bekannt.
Im vergangenen Jahr kamen nach Baders Schätzung etwa 2500 Besucher, mit ähnlichen Zahlen kalkuliert sie auch diesmal. Yvonne Bader, die seit September vergangenen Jahres das Dezernat Familie, Bildung und Soziales im Landratsamt des Hohenlohekreises leitet, eröffnet den BIT Künzelsau in diesem Jahr. Ihre „Namensvetterin“ an der Kaufmännischen Schule erwartet zusätzlich prominente Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verbänden und dem Bildungssektor zu Fachgesprächen und Panels auf der Bühne.
Mit einer Rallye quer durch das Schulzentrum, Workshops, Spielen, Quiz-Fragen und Info-Mobilen wird ein Rahmenprogramm für die ganze Familie geboten. Hinzu kommen Foodareas im Schulhof mit Catering aus der neuen Mensa und in der Karoline-Breitinger-Schule, wo Schüler und Kollegium Selbstgebackenes verkaufen. Wem nach den ersten Kennlern-Gesprächen an den Messeständen der Sinn nach musikalischer Abwechslung steht, kann sich auf Live-Musik auf der Bühne freuen. Die Hymne von Schulleiter und „Songwriter“ Wagner wird auf jeden Fall erklingen – damit der BIT Künzelsau selbst zum „Hohenlohe-Hit“ wird.
Natalie Kotowski