Crailsheim will sich entwickeln – Oberbürgermeister Christoph Grimmer im Interview

Oberbürgermeister Christoph Grimmer will die Jagstauen in den Mittelpunkt rücken. Foto: Stadt Crailsheim

Der Stadtstrand in Crailsheim soll für neue Aufenthaltsqualität sorgen. In Kürze eröffnet unweit davon ein geräuschloses Kino im Freien. Wir haben mit Oberbürgermeister Christoph Grimmer über weitere Ideen zur Stadtentwicklung gesprochen.

Herr Grimmer, Crailsheim war zuletzt prominent in den Medien, weil ein frühes Werk von Albrecht Dürer auf dem Altar in der Johanneskirche vermutet wird. Wird die Stadt jetzt zum neuen Mekka für Kunstinteressierte?

Christoph Grimmer: Es gibt bereits seit rund 150 Jahren die Vermutung, dass mehrere Teile des Tafelbildes am Hochalter im Chor der Johanneskirche unter der Mitwirkung von Albrecht Dürer entstanden sein könnten. Seither wird auch in Fachkreisen darüber diskutiert. Nun wurden mehrere konkrete Hinweise dank modernster technischer Mittel gefunden, die die Annahme erhärten. Ob Crailsheim zu einem Mekka für Kunstinteressierte wird, hängt vom Ergebnis weiterer Untersuchungen ab. Sollten diese zum gleichen Schluss kommen, dürfte Crailsheim bei Dürer-Anhängern und Kunstkennern ein wichtiger Ort auf der Landkarte werden.

Normalerweise zieht ja das Fränkische Volksfest die Besucher an. 2020 ist es ausgefallen – wie stehen die Chancen dieses Jahr? Welche Alternativideen hat die Stadt, um Highlights zu bieten?

Grimmer: Die Organisation und Realisierung von Großveranstaltungen wie dem Fränkischen Volksfest mit bis zu 400.000 Besuchern an nur vier Tagen ist durch die Coronapandemie schwierig geworden. 2020 konnten wir mit dem Septembermarkt eine Veranstaltung in reduzierter Form umsetzen, um insbesondere für Familien ein kleines Angebot zu schaffen. Für dieses Jahr arbeiten wir an einer Alternative, die zwar größer sein soll als im vergangenen Jahr, aber dennoch den weiter bestehenden Einschränkungen der Coronaverordnungen Rechnung trägt.

Der Stadtstrand sorgt für neue Aufenthaltsqualität. Welche Projekte stehen sonst noch an, um die Attraktivität Crailsheims zu steigern?

Grimmer: Der Stadtstrand ist ein weiterer Schritt, um unsere Jagstauen im Herzen Crailsheims mehr in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens zu rücken. Nur unweit hiervon eröffnet mit dem ‚Jagstflimmern‘ durch einen privaten Investor in Kürze ein Open-Air-Silent-Cinema, also ein geräuschloses Kino im Freien, bei dem der Ton über Kopfhörer übertragen wird. Mit dem Projekt ‚Ortsmitten – gemeinsam barrierefrei und lebenswert gestalten‘, bei dem wir als eine von 20 Modellkommunen in Baden-Württemberg ausgewählt worden sind, entwickeln wir gemeinsam mit den Bürgern ein Konzept für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in Crailsheim. Hierbei werden neben einer Verkehrsberuhigung der Innenstadt auch Ideen wie die Installation von grünen Inseln diskutiert. Zügig gehen zudem in unserem zentral gelegenen Sanierungsgebiet Östliche Innenstadt die Planungen voran. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich Anfang 2022 beginnen.

Stichwort: Innenstadtentwicklung. Hierzu wurde doch ein Gesamtkonzept für ein effektiveres Citymarketing
erarbeitet. Wie ist der aktuelle Stand?

Grimmer: In einem umfassenden Prozess, der gemeinsam von Stadtverwaltung, Gemeinderat und natürlich Vertretern aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsbranche begleitet wurde, ist ein umsetzungsorientiertes Konzept für das Stadtmarketing in Crailsheim entstanden. 2018 wurde der gleichnamige Verein gegründet, der seit Sommer 2019 mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer aktiv ist. Trotz Corona hat der Verein mittlerweile mehr als 150 Mitglieder und bereits etliche Projekte und Veranstaltungen angestoßen. Arbeitsgruppen befassen sich mit Themen und Herausforderungen wie Handel, Events oder dem Crailsheimer Adventscarré. Aktuell läuft eine Aktion unter dem Namen Stadtsommer, bei der jeden Samstag Live-Musik Besucher in die Stadt lockt und zum Verweilen einlädt.

Crailsheim ist Heimat von Weltmarktführern. Wie möchten Sie die Anziehungskraft der Stadt für Unternehmen weiter steigern?

Grimmer: Die Nachfrage nach geeigneten Gewerbeflächen ist ungebrochen groß, gleichzeitig sind die verfügbaren Flächen wie in anderen Städten und Gemeinden endlich. Mit dem Gewerbegebiet Härtle zwischen Roßfeld und Tiefenbach entwickeln wir aktuell auf 34 Hektar Land deshalb ein innovatives Gewerbegebiet. Durch die modulare Anordnung der Grundstücke reduzieren wir den Flächenverbrauch. Zentrale Mobilitätsports bieten Stellflächen für die Mitarbeiter, wodurch die angesiedelten Betriebe überwiegend auf eigene Parkplätze verzichten sollen. Dort, wo neue Arbeitsplätze geschaffen werden, benötigt es aber auch Wohnraum. Aus diesem Grund haben wir uns in den vergangenen Jahren auf den mehrgeschossigen Wohnungsbau fokussiert. Um dem Bedarf an Fachkräften in Crailsheim und Hohenlohe gerecht werden zu können, haben wir gemeinsam mit Bad Mergentheim, Künzelsau, Öhringen und Schwäbisch Hall den Verein Hohenlohe Plus gegründet. Dadurch wollen wir zusätzliche Fachleute für unsere Region gewinnen.

Interview: Olga Lechmann