Der Flugzeugsitzebauer Recaro baut ein Logistikzentrum im Haller Westen. Wir haben einen exklusiven Blick hinter die Baukulissen geworfen und uns das Konzept aus erster Hand erklären lassen.
Beim Flugzeugsitzebauer Recaro Aircraft Seating entsteht derzeit etwas Großes, etwas sehr Großes, um genau zu sein: Das Traditionsunternehmen baut im Schwäbisch Haller Westen ein Logistikzentrum, das schon jetzt – mitten in der Bauphase – beeindruckt. Über 6000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen hier – Platz für über 39.000 Behälter im automatischen Kleinteilelager, über 2600 Paletten im automatischen Hochregallager, für rund 560 Paletten im Langgut- sowie 1400 Sitze im Fertigsitzlager.
„Es war gar nicht so einfach, die benötigte Kapazität zu ermitteln. Wir haben einige Runden gedreht, um die richtige Dimension zu errechnen“, verrät Joachim Ley, Mitglied der Geschäftsleitung von Recaro Aircraft Seating, lachend. Weil nahezu jeder Sitz anders ist, und in einem Flugzeug bis zu 30 verschiedene Sitze verbaut werden, ist der Bedarf an unterschiedlichen Materialien und Werkstoffen entsprechend groß – dementsprechend müssen auch die Lagermöglichkeiten dafür sein. Was Ende 2016 mit dem Spatenstich begann, nimmt inzwischen immer konkretere Züge an. Das muss es auch, denn bereits Ende des Jahres soll das bis zu 18 Meter hohe Gebäude fertiggestellt sein. „Bisher läuft es reibungslos“, sagt Ley zufrieden. Knapp drei Wochen habe man aufgrund des eisigen Winters und des dadurch gefrorenen Bodens zwar an Zeit verloren, diese habe man inzwischen aber wieder aufgeholt. „Wir hatten im Vorfeld sehr akribisch geplant und uns mit Behörden, Baubeteiligten, Nachbarn und Co. abgestimmt. Das macht sich jetzt bezahlt“, ist der Familienvater überzeugt.
Aktuell wird das Dach geschlossen und die Außenfassade verkleidet – traditionell im typischen Recaro-Look: „Natürlich stehen Funktionalität und Zweckmäßigkeit im Vordergrund, dennoch haben wir auch hohe Ansprüche an die Optik des Gebäudes“, schildert Martin Löffelad, Leitung des Facility Managements. Ley ergänzt: „Der Neubau könnte überall auf der Welt entstehen, man würde immer erkennen können, dass es ein Recaro-Gebäude ist.“
Ab Juni soll mit der Regalierung begonnen werden. „Dann geht es in die heiße Phase“, sagt Ley. Etwa ein halbes Jahr habe man dafür eingeplant, inklusive zwei Monaten Testphase. „Das Logistikzentrum wird das neue Herz der Firma. Entsprechend muss alles tadellos funktionieren und ineinandergreifen.“ Bestandsgebäude und Neubau sollen zusammenwachsen, um möglichst effizient arbeiten zu können. „Hier soll alles zentral zusammenlaufen“, beschreibt Löffelad. Bisher sei das Lager dezentral ausgelegt. Das soll sich jetzt ändern. Der Neubau ist ein Bekenntnis zur Region und zum Standort Schwäbisch Hall – nicht nur aufgrund des Investitionsvolumens von 13,5 Millionen Euro, sondern auch aufgrund des Nachhaltigkeitsgedankens, mit dem das Gebäude geplant wurde. „Wir haben durch die geografischen Begebenheiten nicht viele Möglichkeiten. Der Raum ist begrenzt“, fasst Ley die Herausforderungen der Planung zusammen. Dennoch habe man viel Wert darauf gelegt, das Gebäude so zu gestalten, dass es zukunftsfähig ist. Man habe so geplant, dass Erweiterungen möglich seien und das Zentrum auch in den nächsten Jahren den modernsten Logistikanforderungen entspräche.
Ein Gedanke, der in der Region auf Gefallen stoßen sollte – schließlich zählt Recaro mit rund 2000 Mitarbeitern weltweit, davon die Hälfte in Deutschland, zu den großen Arbeitgebern der Region: jetzt und in Zukunft.
Lydia-Kathrin Hilpert