Ob mit Werbevideos, Fotoworkshops oder Konzerten: Touristikverbände und Einzelhändler aus Heilbronn, Öhringen und Bad Wimpfen schildern, wie sie ihren Neustart gestalten.
Bad Wimpfen lebt unter anderem von der Tourismusbranche. „Wir brauchen die Touristen für die Stadt, um unsere Gastronomie und die vielen inhabergeführten Läden mit ihrem besonderen Sortiment erhalten zu können“, sagt Ute Bauschert, Leiterin des Bereichs Tourismus und Stadtmarketing von Bad Wimpfen. Da ist es logisch, dass es auch in diesem Jahr darum geht, diese Urlauber anzulocken – allerdings coronakonform ohne die typischen Anziehungspunkte wie Talmarkt oder Reichsstadtfest.
Bereits 2020 haben Bauschert und ihr Team dafür die Sommeraktionen ins Leben gerufen, und auch in diesem Jahr finden wieder verschiedene Themenwochenenden mit Rahmenprogramm statt. Kleine Werbefilme mit den Akteuren machen im Netz aufmerksam. Dafür werden die Flächen der Außengastronomie erweitert, die Stadt hat extra „Coronatische“ angeschafft und verteilt. Soweit es erlaubt ist, wird die Sperrstunde von 22 auf 23 Uhr verschoben.
„Das war letztes Jahr schon sehr erfolgreich für die Gastronomie, und die zieht dann auch den Einzelhandel mit, obgleich dieser sehr gelitten hat“, berichtet Bauschert. Doch es geht nicht nur um die, die kommen sollen, sondern auch um die, die schon vor Ort sind. Die Verwaltung bietet den Ladenbesitzern der Stadt eine kostenlose Workshopreihe an, um diese fit zu machen. Dort lernen sie, wie man Fotos fürs Netz richtig gestaltet oder wie soziale Medien funktionieren. „Das Ziel ist, die Akteure zu eigener Kompetenz hin zu qualifizieren“, sagt Bauschert. „Wir wollen unterstützen, nicht abnehmen.“
Hilfe für den Handel
Auch die Stadt Heilbronn und die Heilbronn Marketing GmbH (HMG) haben sich einiges überlegt, damit das Leben im Herzen der Stadt wieder zügig an Fahrt aufnimmt. Mit einem Fünf-Punkte-Plan, einem „Vier-Millionen-Euro-Kraftpaket“, wie es Oberbürgermeister Harry Mergel nennt, soll der Neustart nach dem Lockdown gelingen. Punkt eins ist eine erhöhte Aufenthaltsqualität durch zahlreiche Begrünungsaktionen. Bereits seit Mitte Mai erblüht zum Beispiel der Kiliansgarten auf dem Kiliansplatz mit farbenfrohem Blumenschmuck von der Eppinger Gartenschau.
Auch in Sachen Erreichbarkeit will die Stadt weitere Anreize schaffen, etwa durch kostenlose Angebote des ÖPNV an einigen Samstagen. Schon jetzt zahlen Besucher der Innenstadt, die mit dem Auto kommen, vergünstigte Parkgebühren. Wie schon im Vorjahr, profitiert die Gastronomie erneut von einer Sperrzeitverkürzung in der Innenstadt und der Bahnhofsvorstadt. Außerdem will die Stadt auch dieses Jahr auf die Sondernutzungsgebühren für Außenbewirtschaftungsflächen und Werbeaufsteller verzichten. Das soll auch den Handel entlasten.
Die HMG, Nummer vier im Plan, setzt neben ihrer „#wirfürHN-Kampagne“ auf coronakonforme Formate am Neckar, in den Weinbergen und in der City, die Leben zurück in die Stadt bringen sollen. Zudem hilft die HMG Gastronomie und Handel, die eigenen Angebote gut im Internet darzustellen. „Zu einer lebendigen Innenstadt gehört auch ein breit gefächertes Kulturangebot“, macht Kulturbürgermeisterin Agnes Christner deutlich. So startete am 24. Juni eine Neuauflage der Veranstaltungsreihe „Heilbronn ist Kult“ mit Lesungen, Theater, Konzerten und vielem mehr.
Gutscheine und Rabattaktionen
Öhringen liegt größenmäßig zwischen den beiden bisherigen Akteuren. Die Große Kreisstadt und der örtliche Handels- und Gewerbeverein haben gemeinsam das Online-Angebot www.oehringen-gemeinsam.de geschaffen. Auf dieser Seite finden sich nicht nur gebündelt die Informationen über alle aktuellen Regelungen, sondern auch zielgruppenspezifische Rubriken zu den Themen Einkaufen, Essen und Trinken, Hilfsangebote, Freizeit und vieles mehr. Seit Mai steht den Bürgern der digitale Geschenkgutschein „Gutscheinliebe. Öhringen“ zur Verfügung, womit der bisherige Öhringer Gutschein fit für die Zukunft gemacht wurde. Eine Rabattaktion der Stadt unterstützt den Start.
„Beides wurde konkret entwickelt, um den Handel zu unterstützen. Ohne Corona wäre das sicher nicht so schnell gegangen“, meint Anna-Maria Dietz, Mitarbeiterin der Stabsstelle Stadtmanagement und Wirtschaftsförderung. Auch die Hohenloher setzen auf Erleichterungen für Gastronomie und Einzelhandel, indem die Sondernutzungsgebühr für öffentliche Flächen ausgesetzt und diese bedarfsgerecht erweitert werden dürfen. Zur Unterstützung des Wochenmarkts wird wieder samstagvormittags Livemusik gespielt. Am 7. August soll die Reihe „Kultur passiert“ mit mehreren Pop-up-Bühnen und einem Überraschungsprogramm beginnen, um die Kulturschaffenden zu unterstützen. Ende September steht die Öhringer Messe erstmals als Messe im Park unter freiem Himmel an, um die Betriebe der Stadt zu unterstützen.
Die Coronazeit hat den Einzelhändlern diverse neue Formate aufgezwungen, die im Nachhinein gesehen vielleicht gar nicht so schlecht sind. Hoffnungsfroh zeigt sich Klaus Müller, Inhaber des Bekleidungsgeschäfts Kleider Müller in Gundelsheim – zumindest, seit die Testpflicht weggefallen ist. „Das war eine totale Umsatzbremse“, stellt er fest. „Click & Collect“ würde sich nicht für festliche Kleider und Brautmoden eignen, den Schwerpunkt des Modehauses. Einen Onlineshop hat er weiterhin nicht. „Click & Meet“ ist dagegen in der Brautberatung schon lange üblich und sei dagegen gar nicht so schlecht angekommen, da die Kunden mit konkreten Kaufabsichten den Laden betreten. „Für festliche Kleidung könnte ich mir Termine auch weiterhin gut vorstellen,“, sagt Müller, „und für die Personaleinteilung ist das optimal.“
Manches wird beibehalten
Der Landkreis Schwäbisch Hall war inzidenzmäßig in den letzten Monaten sehr gebeutelt. Doch davon ließ sich Gabriele Manthey, Geschäftsführerin von TC Buckenmaier in Crailsheim, nicht die Laune verderben. „Wir waren die ganze Zeit in Kommunikation mit unseren Kunden und das bekommen wir jetzt zurück“, sagt sie. Dafür haben die Crailsheimer sich ordentlich ins Zeug gelegt. Zu den bisherigen zwei kam ein weiterer Onlineshop dazu, es wurden Überraschungsboxen gepackt sowie Live-Instagram-Storys gepostet. „Wir werden das alles beibehalten und noch verbessern“, meint Manthey. Jetzt, da alles wieder offen ist, merke man mehr denn je, wie wichtig der Handel für die Innenstädte sei.
Daniel Schott, Geschäftsführer von Möbel Schott in Tauberbischofsheim, registriert im Bereich Küchen und Gartenmöbel Nachholbedarf der Kunden. „Aber es ist nicht so wie letztes Jahr, als uns die Leute nach dem Lockdown die Bude eingerannt haben“, stellt er fest. Schott hat unter anderem gemeinsam mit dem Wirtschaftsforum Tauberbischofsheim einen Lieferservice für alle Geschäfte auf die Beine gestellt, der beibehalten werden soll. Die Beteiligten wollen noch weiter an ihrem Onlineangebot feilen und es verbessern. Wiederholt wurde im Juni die Online-Aktion „Main-Tauber-Franken grillt“, bei der man zuhause mitgrillen kann. „Wir können uns gut vorstellen, das auch nach der Pandemie beizubehalten“, sagt Schott.
Stefanie Pfäffle