„Den Fokus nie verlieren“

Oliver Kahn war ein erfolgreicher Profi-Fußballspieler. Nach seiner aktiven Karriere stieg der ehemalige Welttorhüter mit seinem eigenen Unternehmen in die Geschäftswelt ein. Im Interview spricht er über die Gründe dafür und wie die Bereiche Profisport und Unternehmertum zusammenhängen.

Herr Kahn, als Geschäftsführer der Goalplay GmbH & Co. KG und ehemaliger Profi-Fußballspieler kennen Sie das Unternehmertum und den Spitzensport gleichermaßen. Was haben die beiden Fachgebiete Ihrer Meinung nach gemeinsam?

Kahn: Beide Bereiche erfordern die Eigenschaften Wille, Disziplin und Ausdauer – also grundlegende Faktoren, die für jede Form von Erfolg unverzichtbar sind.

Aus welchen Gründen haben Sie den Schritt vom Spitzensport in die Unternehmerwelt gewagt?

Kahn: Ich habe mich schon sehr früh für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert. Schlussendlich war die Konsequenz aus diesem Interesse nach meiner aktiven Laufbahn nur ein logischer Schritt.

Warum zieht es viele Spitzensportler nach ihrer sportlichen Karriere in die Wirtschaft?

Kahn: Wirtschaftliches Agieren lässt Raum für vieles. Ob man nun seiner Sportdisziplin treu bleibt und seinen weiteren Berufsweg als Manager, Berater oder Trainer verbringt oder seine Persönlichkeit vermarktet, alles ist denkbar und legitim. Manche – wie ich – gehen eben auch ins Risiko und gründen ein Unternehmen. Spitzensportler haben es in der Regel auch ein bisschen einfacher, wenn ich etwa an das erforderliche Startkapital denke. Da nimmt man schon eine ganz entscheidende Hürde für das Unternehmerdasein.

Was kann man aus dem professionellen Leistungssport ins Unternehmertum und das Geschäftsleben mitnehmen?

Kahn: Das ist ganz einfach: das Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen und den unabdingbaren Willen zum Erfolg.

Wie haben speziell Ihre jetzigen Geschäftsgebiete von Ihrer erfolgreichen Fußballkarriere profitiert und warum?

Kahn: Neben meiner persönlichen Fußball-Expertise die anhaltende Leidenschaft für den Sport, der starke Wille zu stetiger Verbesserung und die unbändige Lust, Neues zu entdecken. Mein jüngstes Unternehmen Goalplay hat genau auf dieser Basis seinen Ursprung gefunden.

Was kann wiederum ein Spitzensportler von Geschäftsleuten und Unternehmern lernen?

Kahn: Scheitern als etwas Positives zu betrachten. Jeder erfolgreiche Unternehmer hat Höhen und Tiefen durchlebt – vielleicht sogar die eine oder andere Pleite erfahren. Sich aufrappeln, neu sortieren und weitermachen – das empfehle ich nicht nur Spitzensportlern.

Warum laufen diese beiden Bereiche immer mehr zusammen? Inwiefern werden Sie vielleicht auch immer mehr abhängig voneinander?

Kahn: In den Profi-Fußball fließt heute viel Geld. Spieler sind nicht mehr reine Ballakrobaten, sondern teure Imageträger, die sich inszenieren und vermarkten und in direkter Kommunikation mit den Medien und ihren Fans stehen. Da ist eine klare Trennung zwischen Sport und wirtschaftlichem Agieren nur noch schwer zu erkennen.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Zusammenarbeit beider Bereiche in der Zukunft? Kristallisiert sich hierbei schon eine „Verschmelzung“ heraus?

Kahn: Die großen Vereine agieren heute schon wie echte Unternehmen. Wenn man so will, hat sich diese Verschmelzung längst schon vollzogen.

Was würden Sie als Experte Sportlern raten, die nach ihrer aktiven Karriere planen, ins Unternehmertum zu wechseln?

Kahn: Immer am Ball bleiben und den Fokus nie verlieren.

Noch eine abschließende Frage, Herr Kahn: Vermissen Sie aus heutiger Sicht den Spitzensport?

Kahn: Ich habe meine Zeit als aktiver Spieler sehr genossen. Ich war immer mit Leib und Seele voll dabei. Heute, acht Jahre nach Beendigung meiner Torwart-Karriere, nehme ich quasi nur noch passiv als Fan und Sportkommentator am Spitzensport teil und das macht mich ebenso glücklich.

Interview: Alexander Liedtke