Der Brückenbauer

Tilmann Distelbarth kennt die Region Heilbronn-Franken wie seine Westentasche. Als Verleger der Heilbronner Stimme ist er stets informiert, was in Heilbronn-Franken passiert. Dieses Wissen bringt auch pro Region weiter.

1997 war für Tilmann Distelbarth ein ereignisreiches Jahr: Im Januar begann seine Zeit bei der Heilbronner Stimme als Assistent der Geschäftsführung. Nur vier Monate später, mit gerade einmal 30 Jahren, trat er in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters und übernahm in dritter Generation die Geschäftsführung des Medienunternehmens. „Mich hat alles interessiert, was in der Region passiert, wie sie sich entwickelt, was die Menschen hier bewegt“, blickt der heute 50-Jährige zurück. Dass es eine ganze Menge war, davon konnte sich der junge Geschäftsführer bald selbst überzeugen.

Wie passend, dass just zu jener Zeit die Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken gegründet wurde – denn die Regionalfrage war ein solcher Punkt, der die Menschen beschäftigte. „Ich hatte die Dimension und die Tiefe der Region zuvor nicht wirklich mitbekommen, aber ich habe verstanden, wie wichtig es ist, aktiv zu werden. Man hat gespürt, dass es klemmt. Die Rolle von pro Region, eine Klammer für Heilbronn-Franken in Form einer Bürgerinitiative zu sein, habe ich erkannt.“ Da wundert es nicht, dass der Verleger die Aktivitäten des Vereins von Beginn an verfolgt hat. Wolfgang Bok, damaliger Chefredakteur der Heilbronner Stimme, ist pro-Region-Mitglied der ersten Stunde. Er hat das Medienunternehmen im Vorstand der Bürgerinitiative vertreten. „Wir standen im regen Austausch und haben uns zu den konzeptionellen Grundzügen von pro Region abgestimmt“, erinnert sich Distelbarth.

Seit 2008 ist der Vater dreier Kinder selbst im Verein aktiv. Und das ist für ihn eine Selbstverständlichkeit, denn: „Die Einheit von Heilbronn-Franken kann uns als führende Tageszeitung in der Region nicht egal sein – damals nicht und auch heute nicht.“ Diese Haltung passt zu dem Verleger, der in Löwenstein aufgewachsen ist. Distelbarth ist sich der gesellschaftlichen Verantwortung, die das Geschäft Tageszeitung mit sich bringt, mehr als bewusst. Er ist ein Mensch, der Entscheidungen wohlüberlegt trifft, ein respektvolles Miteinander schätzt und für Besonnenheit plädiert, ganz im Sinne eines demokratischen Gedankens. Er ist ein Teamplayer. Diese Eigenschaften passen gut in den pro-Region-Vorstand. Denn auch hier gilt es, als Einheit zu agieren, nicht nach den eigenen Wünschen zu handeln. „Die Zusammenarbeit ist konstruktiv und vollkommen undogmatisch“, sagt er. Distelbarth sieht sich und seine Vorstandskollegen als Impulsgeber. „Unsere Aufgabe ist es, Brücken zu bauen, ohne dabei parteipolitisch zu sein“, bekräftigt er den Auftrag der pro Region.

Dass es die Bürgerinitiative auch heute braucht, davon ist er überzeugt. „Die Egoismen haben zuletzt auf vielen Ebenen wieder zugenommen“, bedauert Distelbarth. Hier müsse sich pro Region positionieren, den Austausch untereinander anregen, immer wieder versuchen, eine Klammer zu finden. „Die Rolle des Vereins hängt auch davon ab, wie sich die Zusammenarbeit der regionalen Player gestaltet.“

41 seiner 50 Lebensjahre hat Distelbarth in der Region verbracht. Für ihn und seine Familie ist Heilbronn-Franken ganz klar eines: Heimat. Die Entscheidung, in Heilbronn zu leben, hat er mit seiner Frau bewusst getroffen. „Wir schätzen die kurzen Wege der Stadt.“ Doch für den Familienvater endet die Region nicht hinter der Stadtgrenze des Oberzentrums. „In Heilbronn-Franken ist enorm viel geboten: landschaftlich, kulturell, kulinarisch. Das Gesamtpaket stimmt.“ Damit das auch in Zukunft so ist, müsse man an einem Strang ziehen, das große Ganze im Blick haben. „Wenn Unternehmer Reinhold Würth und Gewerkschafter Frank Stroh das vor 20 Jahren geschafft haben, dann können das andere auch.“

Lydia-Kathrin Hilpert