Rudolf Luz hat in der Region seine neue Heimat gefunden. Der 61-jährige IG-Metall-Funktionär und zweite Vorstandsvorsitzende von pro Region weiß um das Potenzial von Heilbronn-Franken und appelliert, dieses gemeinschaftlich zu nutzen.
In der Regel gibt es zwei Arten von Gewerkschaftern: Da gibt es jenen, der laut ist, seine Meinung offen vertritt und sich kämpferisch für seine Belange einsetzt, der manchmal vielleicht ein wenig dickköpfig ist und nicht immer bereit zu Kompromissen scheint. Und es gibt jenen, der zwar meinungsstark agiert, der dennoch das Gespräch sucht, diplomatisch verhandelt und eine Lösung für alle Beteiligten finden möchte. Rudolf Luz gehört ohne Zweifel zur zweiten Sorte. Der 61-Jährige ist ein Mann des Ausgleichs, ein verständnisvoller Zuhörer, ein Denker, ohne dass er dabei seine Ziele aus den Augen verliert.
Auf eine solche Persönlichkeit wollte man auch bei pro Region nicht verzichten. Kein Wunder, dass der Verein im Jahr 1998 auf den Vater zweier Kinder zugegangen ist – mit der Bitte, Mitglied in der Bürgerinitiative zu werden. Überlegen musste Luz nicht lange. „Für mich war das eine gute Chance, viele Entscheidungsträger aus der Region kennenzulernen. Ich war zu der Zeit ja noch neu in Heilbronn-Franken“, erinnert sich Luz, der im selben Jahr als Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm in die Region gekommen war.
Die Aktivitäten der Bürgerinitiative sowie die Belange in Heilbronn-Franken waren dem gebürtigen Neuhausener ob Eck dennoch nicht gänzlich unbekannt. „Meine Großmutter väterlicherseits stammt aus Mainkling bei Frankenhardt“, erklärt der heutige zweite Vorsitzende von pro Region seinen privaten Bezug und ergänzt: „Auf der anderen Seite hatte ich schon vorher in einzelnen Projekten der IG Metall in Heilbronn-Franken zu tun.“ Beeindruckt sei Luz schon damals gewesen: von den Firmen, der Offenheit der Menschen sowie dem Willen, zusammenzuarbeiten und Lösungen zu finden. Dieser Eindruck habe sich auch später bestätigt. „Das kannte ich so nicht“, sagt er lachend. In anderen Regionen sei die Zusammenarbeit zwar auch konstruktiv gewesen, aber sehr viel distanzierter, frostiger – in vielen Bereichen.
Beeindruckt war Luz auch von pro Region: „Ich war fasziniert, dass es diesen Verein überhaupt gibt, der gemeinsam von einem Unternehmer und einem Gewerkschafter gegründet wurde.“ Beide, so Luz, hätten einen Konsens gefunden und die eigenen Interessen hinten angestellt – zugunsten der Gesamtregion. „Ich hatte mich damals zunächst gefragt, wo es bei den beiden – Reinhold Würth und Frank Stroh – eine gemeinsame Schnittmenge gibt, habe aber schnell eine Antwort gefunden: den Regionalgedanken, die Heimat.“
Rudolf Luz ist überzeugt: In der künstlich geschaffenen Region Heilbronn-Franken kann Identitätsstiftung nur von innen heraus erfolgen, die Politik kann lediglich anstoßen. „Hier müssen wir die richtigen Entscheider zusammenführen. Diese müssen wiederum bereit sein, ihren Beitrag zu leisten. Dabei kann pro Region unterstützen.“ Das Potenzial sei in der Region vorhanden. Jetzt gelte es, dieses abzurufen. „Kommunikation und Austausch sind dabei die entscheidenden Faktoren, um gemeinsam voranzukommen.“
Dass sich die Gründer, Reinhold Würth und Frank Stroh, seinerzeit für das Gemeinschaftsgefühl in ihrer Heimat stark gemacht haben, das kann Rudolf Luz heute bestens nachempfinden. Denn auch er ist hier inzwischen fest verwurzelt. „Die ersten drei, vier Jahre habe ich meiner alten Heimat sehr nachgetrauert“, räumt er ein. Heute kann er sich einen Wegzug aus Weinsberg – dort lebt er seit dem Jahr 2000 – nicht mehr vorstellen. „Mir ist es wichtig, einen Bezugspunkt zu haben. Und der ist ganz eindeutig Weinsberg und die Region.“
Lydia-Kathrin Hilpert