Der Fürsprecher

„Du bist nur so gut, wie du dein Team einsetzt“, sagt der 64-jährige Jochen K. Kübler. Darin hat der ehemalige Oberbürgermeister der großen Kreisstadt Öhringen Erfahrung. Diese nutzt er auch für den Vorstandsvorsitz bei der Bürgerinitiative pro Region.

In der Region, insbesondere in Öhringen, ist Jochen K. Kübler kein Unbekannter. 22 Jahre lang war er sowohl Bürger- als auch Oberbürgermeister der ehemaligen Landesgartenschau-Stadt. Da wundert es nicht, dass eben dieser heute das Gesicht der Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken ist. Wie die Jungfrau zum Kinde

kam der 64-Jährige nicht zum Amt des Vorstandsvorsitzenden. Als ehemaliger OB und Landtagsabgeordneter für Hohenlohe hat man natürlich Beziehungen. Kein Geringerer als Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth sprach Kübler vor mittlerweile sieben Jahren darauf an, ob sich dieser vorstellen könne, ihn abzulösen. Der Ruheständler wollte allerdings nicht vorschnell handeln und sich zunächst Gedanken über das Angebot machen. „Also habe ich mir eine Bedenkzeit ausbedungen“, erklärt der CDU-Politiker. Nachdem er sich mit Vereinsmitgliedern ausgetauscht hatte, entschied er sich schließlich – für das Amt. „Und zwar, weil ich schon immer der Meinung war, dass man über Grenzen hinausdenken muss.“ Dieser Ansicht war er bereits 1987, als er zum Bürgermeister von Öhringen gewählt wurde. „Die Konkurrenz ist woanders – nicht in unserer Raumschaft, sondern in Deutschland und Europa.“ Dafür zu sorgen, dass das in den Köpfen der Bürger ankommt und sich festsetzt, ist seine Aufgabe.

Was geht darüber hinaus mit dieser Verantwortung einher? „Ich kümmere mich um die Gesamtkoordination, also im Prinzip habe ich die gleiche Funktion wie früher als OB“, schildert Kübler. Aber er unterstreicht: „Du bist nur so gut, wie du dein Team einsetzt.“ Und das gelinge bei pro Region. Damit alles so gut funktioniert, müsse er als Vorstandsvorsitzender immer informiert sein. „Es vergeht keine Woche, in der ich nicht mit der Geschäftsstelle in Kontakt bin“, sagt der gebürtige Bad Cannstatter. Freilich sei das Amt nicht mit einem Fulltime-Job zu vergleichen. „Aber nebenher geht es auch nicht“, findet der zweifache Vater.

Auch wenn Kübler pro Region nach außen repräsentiert, es ist natürlich keine One-Man-Show. Alles bisher Erreichte und auch alles, was noch angestrebt wird, resultiert aus Teamwork. „Im persönlichen ist die Zusammenarbeit sehr harmonisch, in der Sache hart.“ Wenn das in allen Vereinen so wäre, wäre das toll. Es gehe nicht darum, sich persönlich zu profilieren, sondern um eine gemeinsame Idee.

Welche Ideen gibt es für 2018? „Wir planen einen Leitfaden für interessierte Städte und Gemeinden, die sich nicht am Projekt ‚Demografische Allianz‘ beteiligt haben“, verrät der Rentner. Ende 2017 oder Anfang 2018 soll eine Infoveranstaltung zur Digitalisierung, wie schon mal in Eppingen, in Hohenlohe und dem Main-Tauber-Kreis stattfinden. Außerdem möchte man das Thema Jugend mehr ins Blickfeld nehmen. „Um pro Region in der Gesellschaft zu verankern, brauchen wir Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“, ist Kübler überzeugt.

Neben Dr. Rudolf Luz, dem zweiten Vorstandsvorsitzenden, ist Jochen Kübler der Einzige, der nicht in der Region geboren und aufgewachsen ist. Dennoch betrachtet er den Landstrich als seine Heimat. „Wir leben in Öhringen länger als in unseren Geburtsstädten oder sonst irgendwo“, sagt der studierte Diplomverwaltungswirt und meint damit sich und seine Frau Dorothea. „Wir fühlen uns hier wohl und werden diese Ecke nicht verlassen.“ Aus welchen Gründen? „Wegen der Abwechslung und der Vielfalt, die für alle Bereiche – ob Kultur, Landschaft, Wirtschaft oder Kulinarik – gelten.“ Etwas wie Heilbronn-Franken finde man ganz selten in Baden-Württemberg. Und auch mit den Menschen könne man auskommen, wenn man sie ins Herz geschlossen hat.

Olga Lechmann