Erfolgsgeschichte Gewerbegebiet „Am Autobahnkreuz“

Handel und Dienstleistungen: Ein bunter Branchenmix prägt das seit 30 Jahren bestehende Gewerbegebiet „Am Autobahnkreuz“. Foto: Anja Krezer

Das Gewerbegebiet „Am Autobahnkreuz“ von Weinsberg und Ellhofen ist 30 Jahre alt – oder besser jung. Stefan Thoma, Verbands­vorsitzender und Weinsberger Bürgermeister, über eine interkommunale Erfolgsgeschichte.

Weinsberg und Ellhofen haben das Gewerbegebiet „Am Autobahnkreuz“ gemeinsam entwickelt. Wieso hat man sich damals für eine interkommunale Zusammenarbeit entschieden?

Stefan Thoma: Die Gedanken basierten auf der Idee, bei gleichermaßen knappen Flächen beiden Kommunen in verkehrsgünstiger Lage eine Gewerbeentwicklungsmöglichkeit zu bieten. Die optimale Anbindung an die B 39, die B 39a und das Autobahnkreuz gibt es nur einmal in der Region: ein Mehrwert also für beide Partner – und die sich dort ansiedelnden Unternehmen.

Wie ist die Zusammenarbeit zwischen Weinsberg und Ellhofen organisiert?

Thoma: Auch wenn der größere Flächenanteil auf Gemarkung Ellhofen liegt, ist die Verwaltung des gemeinsamen Gewerbegebietes im Rathaus der Stadt Weinsberg angesiedelt und wird auch primär von deren Mitarbeitern erledigt. Die Verbandsversammlung besteht zu gleichen Teilen aus Mitgliedern der Gemeinderatsgremien beider Kommunen. Der Ertrag aus dem Gebiet, der sich in den letzten Jahren deutlich erhöht hat, wird zwischen den Kommunen aufgeteilt. 1,3 Millionen Euro Gewerbesteuer hat das Gebiet im Jahr 2021 abgeworfen. Der Verband ist seit Jahren schuldenfrei, was ebenfalls zur Erfolgsgeschichte zählt.

Wie hat sich das Gewerbegebiet in drei Jahrzehnten entwickelt? Welche Bedeutung hat es für den lokalen Arbeitsmarkt oder auch den Zuzug neuer Einwohner entfaltet?

Thoma: Nach einem zähen Start hat sich das Gebiet in den 2010er Jahren prächtig entwickelt und wurde hinsichtlich seiner Fläche optimiert. Derzeit gibt es nur noch eine einzige Entwicklungsmöglichkeit oben an der Autobahn, die sich aber voraussichtlich frühestens in fünf Jahren nutzen lässt. Die Vorarbeiten hierfür sind nicht zuletzt wegen der dort schwierigen Topographie langwierig. Das Gebiet mit Anschluss an die Stadtbahnlinie Richtung Öhringen und Heilbronn sowie an das überregionale Straßennetz bietet rund 1000 Arbeitsplätze in einer bunt gemischten Firmenstruktur. Dass sich dies auch einwohnermäßig auf die beiden „Mutterkommunen“ Weinsberg und Ellhofen auswirkt, liegt auf der Hand.

Auf welchen Branchen liegt der Fokus?

Thoma: Der Besatz des Gebietes ist bunt gemischt. Ausschlaggebend für die Ansiedelungszusagen waren eher Ausschlusskriterien: So bestand eine breite Einigkeit in den Gremien, dort keine Speditionen, Logistiker oder Spielhallen anzusiedeln. Der gesunde Mittelstandsmix hat sich bewährt.

Welche Unternehmen sind bereits seit den Anfängen vor Ort?

Thoma: Zu den Unternehmen der ersten Stunde zählen unter anderem die Funkoase, die Filiale des Schnellrestaurants sowie der Baumarkt mit Gartencenter, Büroflächen und dem Natursteinwerk. Diese Pionierunternehmen des Gewerbegebiets „Am Autobahnkreuz“ sind heute noch erfolgreich aktiv, wobei der Baumarkt inzwischen einen anderen Firmennamen hat.

Was planen Sie für die Zukunft des Gewerbegebiets?

Thoma: Das Gewerbegebiet, wie es derzeit mit den ansässigen Unternehmen besiedelt ist, kann als abgeschlossen betrachtet werden. Die bauliche Entwicklungsmöglichkeit in der Nähe des Autobahnanschlusses an der B 39a wird noch einige Zeit bis zur Umsetzung benötigen. Derzeit laufen die Überlegungen für den Verkehrsanschluss über einen Kreisverkehr an der Kreuzung B 39a und der Querspange nach Ellhofen/Lehrensteinsfeld, um diesen Knoten zu entlasten und die Zufahrt in den künftigen Gewerbegebietsbauabschitt 1b zu ermöglichen.

Das Autobahnkreuz Weinsberg ist durch die vielen Staumeldungen weit über die Region hinaus bekannt. Ist die Lage mehr Fluch oder mehr Segen?

Thoma: Der Bekanntheitsgrad des Autobahnkreuzes Weinsberg hängt natürlich mit der bislang vorhandenen Stauanfälligkeit der A 6 zusammen, die zumindest Richtung Westen durch die Fertigstellung des Ausbaus der Autobahn abnimmt. Der bereits seit vielen Jahren angedachte Ausbau Richtung Osten lässt wohl noch einige Jahre auf sich warten, bis es hier zu Entlastungen kommen kann. Das Kreuz selber ist in der Regel staufrei sowie in Nord-Süd-Richtung generell unproblematisch. Alles in allem ist das Autobahnkreuz Weinsberg viel leistungsfähiger als sein Ruf es erwarten lässt, was sich inzwischen auch herumgesprochen hat. Die verkehrsgünstige Lage des Gewerbegebiets ist also eindeutig mehr Segen.

Interview: Dirk Täuber

Zur Person:
Stefan Thoma ist Bürgermeister von Weinsberg und Vorsitzender des Verbands, der sich um die Belange des Gewerbegebiets „Am Autobahnkreuz“ kümmert.