Der In-Griff- Krieger

Seit zwei Jahren hat Neckarsulm, die größte Stadt im Landkreis Heilbronn, einen neuen Oberbürgermeister: Steffen Hertwig. Wir haben uns mit ihm über Themen unterhalten, die in der Stadt für Gesprächsstoff sorgen.

Steffen Hertwig scheint ein Mann zu sein, der nicht lange um den heißen Brei redet; einer, der die Dinge beim Namen nennt und sich dem Dialog stellt; einer, der auch einmal Kritik einstecken und andere Meinungen akzeptieren kann. Wer weiß, vielleicht ist genau das der Grund, warum der 49-Jährige zum Oberbürgermeister von Neckarsulm gewählt worden ist. Ziemlich genau zwei Jahre ist das jetzt her. Seither hat sich viel getan – und das verblüfft das Stadtoberhaupt selbst, wie es lachend eingestehen muss. „Ich hatte damals ja nicht im luftleeren Raum angefangen. Natürlich waren auch Projekte bereits auf den Weg gebracht worden, die wir nun vollendet haben“, erinnert sich der gebürtige Heilbronner.

Wie so oft in Neckarsulm sind das Projekte, die mit dem Thema Verkehr zu tun haben. Doch wen wundert`s? Auf 40.000 Arbeitsplätze, die die rund 27.000-Einwohner-Stadt bietet, kommen 35.000 Berufspendler – jeden Tag. „Der Verkehr ist die zentrale Herausforderung unserer Stadt. Jeder Stau hat unmittelbare Auswirkungen auf das Leben in Neckarsulm.“

Und dieser Herausforderung will sich der Familienvater immer wieder neu stellen. Begonnen hat er damit bereits, etwa mit der Unterzeichnung des sogenannten Mobilitätspakts vor rund einem Jahr. „Wir müssen Mobilität neu denken, kreativ sein“, appelliert Hertwig. Ziel des Mobilitätspakts, der von verschiedenen Akteuren auf Landes- und Kommunalebene sowie der Wirtschaft initiiert worden ist, ist eine ganzheitliche Herangehensweise mit vernetzten Lösungsansätzen. „Das Problem ist, dass derzeit im Schnitt nur 1,1 Personen in jedem Fahrzeug sitzen.“

Hier sind die Pendler zunächst auch selbst gefragt, soll sich die Lage auf den Straßen rund um Neckarsulm und Heilbronn etwas entspannen: Mehr Menschen müssen auf dem Weg zur Arbeit ein Fahrzeug teilen, mehr müssen auf den ÖPNV oder das Rad umsteigen. Allein auf Lösungen aus der Politik sollten sich Pendler nicht verlassen. „Es gibt keinen Schalter, den man umlegen kann, um die Verkehrsprobleme zu lösen. Es ist ein langer Prozess, der auch ein Umdenken in den Köpfen der Menschen erfordert.“ Doch Hertwig scheint optimistisch: „Es gibt bereits viele gute Ansätze.“

Erhaltung des Freizeitbads Aquatoll

Ein anderes Thema, das Hertwig seit einigen Monaten begleitet hat, ist das Freizeitbad Aquatoll. Abriss? Sanierung? Umbau? Ideen, wie es mit dem 28 Jahre alten Bad weitergehen sollte, gab es viele. Seit Juli steht fest: Das Aquatoll soll sukzessive saniert und dadurch erhalten werden. Geplante Kosten: 23 bis 25 Millionen Euro. „Uns ist bewusst, dass wir uns damit auf ein langwieriges Projekt einlassen, aber wir wollen das Bad für die Menschen in Neckarsulm und der Umgebung erhalten.“ Der Verwaltungschef will damit auch der Verantwortung innerhalb des Landkreises und der Gesamtregion gerecht werden, die Neckarsulm als größte Stadt des Landkreises Heilbronn zweifelsohne innehat.

„Neckarsulm trägt wesentlich zum besonderen Stellenwert der Region Heilbronn-Franken in Baden-Württemberg bei“, ist Hertwig überzeugt. Und so, wie er das sagt, merkt man, dass er hinsichtlich dieser Frage wohl kaum eine andere Meinung gelten lassen würde – aber das muss er auch nicht.

Lydia-Kathrin Hilpert