Der Philosoph in uns

Wie schwer es ist, auf eine vermeintlich einfache Frage eine Antwort zu geben, haben 56 Autoren des Buchs „Die Mitte – Eine Region zeigt Gesicht“ herausgefunden.

Welchen Stellenwert hat Philosophie in der heutigen Zeit? In einer Welt der Digitalisierung und Technologie? In einer Welt, in der es schnell gehen muss; in der klare Antworten erwartet werden? Die Zeit der großen Philosophen scheint vorüber. Alles, was Menschen denken können, wurde in der Vergangenheit schon gedacht – warum also weiterdenken?

So einfach ist es nicht. Denn gerade das Nachdenken über die Welt, über unser Miteinander, über Umstände, die unser Leben beeinflussen, macht es oft leichter, Dinge zu verstehen oder in einem anderen Licht zu sehen. Die Welt hat sich verändert, der Mensch ebenso. Doch das Bedürfnis, Klarheit zu erlangen, den Sinn im Leben zu erforschen, drängt uns noch immer dazu, Fragen zu stellen – und Antworten darauf zu finden. Genau das hat Traugott Hascher getan. Schon lange haben ihn folgende Fragen beschäftigt: Steht der Mensch in unserer heutigen Gesellschaft wirklich noch im Mittelpunkt? Was ist die gesellschaftliche Mitte überhaupt? Hat das Mittel heute einen höheren Stellenwert als der Zweck? Hascher ist überzeugt: Solche Fragen lassen sich nur im Dialog klären. „Wahrheit kann vielfältig sein. Sie kann nicht im Monolog aufgedeckt werden, dafür bedarf es des Dialogs.“

Nicht zuletzt deshalb hat er den Entschluss gefasst, diesen Fragen in einem Buch nachzugehen. Doch nicht alleine sollte es geschehen, sondern zusammen mit 55 Autoren aus der Region. „Es sollte ein Buch entstehen, das persönlich ist. Ein Lesebuch von Bürgern für Bürger. Ein Impuls in die Gesellschaft hinein – zugunsten einer toleranten und solidarischen Wertegemeinschaft“, fasst Hascher die Idee zusammen. Und das ist entstanden.

Doch warum gerade das Thema Mitte? Was macht diesen so trivialen Begriff aus? „Mitte ist ein Alltagsbegriff. Er begegnet uns ständig. Und oft wissen wir gar nicht genau, was wir darunter verstehen, was unsere Mitte eigentlich ausmacht“, so der Herausgeber. Um eine Zeitdiagnose zu erfassen, eigne sich dieser vermeintlich schwammige Begriff besser als ein fokussierter.

Entsprechend vielfältig sind die Beiträge im Buch ausgefallen. „Das macht das Buch aus“, sind sich Bettina Wilhelm, selbst Autorin eines Beitrags, und Hascher einig. „Ich hätte nicht gedacht, dass es eine solche Herausforderung sein würde, den Text zu verfassen“, urteilt Wilhelm und ergänzt: „Mitte ist ein Allerweltsbegriff, aber je mehr man sich damit beschäftigt, desto komplexer wird es.“

Guido Heidrich zählt zwar nicht zu den Autoren des Buches, dennoch kennt er die Beiträge darin sehr genau. Er hat – zusammen mit Rita Walpurgis, eine Autorin im Buch – bereits in der Vergangenheit Lesungen aus dem Buch gehalten. „Ich kenne einige Autoren des Buches persönlich. Nachdem ich ihre Beiträge gelesen habe, glaube ich, manche von ihnen anders kennengelernt zu haben“, sagt er. Beeindruckt habe Heidrich neben der Vielfalt der Texte auch der persönlicher Bezug, den man zu vielen Beiträgen schaffen könne: „Mit vielen Manuskripten kann man sich identifizieren – mit manchen etwas mehr, mit manchen etwas weniger.“

Lydia-Kathrin Hilpert

Info
Mehr Informationen zum Buch gibt es hier. Bestellungen sind unter dem Link sowie unter info@pro-vs.de möglich.