Der Weg zum Ziel

Als Mensch mit Behinderung erfährt man häufig Rückschläge im Arbeitsleben. Sascha Bürk hat es geschafft, trotz seiner Lernbehinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Auch wenn er derzeit wieder auf Jobsuche ist, hat er durch die Weiterbildung zum Betreuungsassistenten einen großen Schritt gemacht.

Sascha Bürk ist frisch gebackener Betreuungsassistent. Die Maßnahme zur Betreuungskraft in Pflegeheimen hat der Heilbronner als einer der Jahrgangsbesten bestanden – und das trotz einer schweren Lernbehinderung. Auf seinem beruflichen Weg wird er schon jahrelang von der Lebenswerkstatt in Heilbronn begleitet. Der Verein hat das Ziel, Menschen mit Behinderung dem Arbeitsmarkt näherzubringen und in ein langfristiges Arbeitsverhältnis zu vermitteln.

Unzählige Arbeitsmaßnahmen der Agentur für Arbeit hat Bürk durchlaufen: Praktika im Malerbetrieb, in einer Gärtnerei, Schreinerei, auf Montage, und, und, und. Doch all das hat ihm nicht so richtig Spaß gemacht. Ein Jahr lang war er sogar arbeitslos. Dass Bürk seine Weiterbildung als Betreuungsassistent gemeistert hat, ist kein Zufall. Er hat sich schon immer um seine Großmutter gekümmert. Das hat ihm Freude bereitet. Ein Grund, für seinen Betreuer beziehungsweise Jobcoach von der Lebenswerkstatt dem jungen Mann ein Praktikum und später die Weiterbildungsmöglichkeit zum Betreuungsassistenten im Seniorenwohnheim „Johanniterhaus“ in Heilbronn zu verschaffen.

Der Weiterbildung ging eine zweijährige Vorqualifizierung durch das Johanniterhaus und eine einjährige theoretische Vorbereitung durch seinen Jobcoach von der Lebenswerkstatt voraus. Aufgrund seiner schweren Lernbehinderung hatte Bürk Probleme, sich die theoretischen Inhalte anzueignen und vor allem diese schriftlich wiederzugeben. Aus diesem Grund hat man als Bildungsträger die USS GmbH in Sinsheim bewusst ausgewählt. Hier war es möglich, eine mündliche Prüfung abzulegen. Ein Erfolg, welcher womöglich ohne die Hilfe der Lebenswerkstatt nicht zustande gekommen wäre. „Zuerst war ich skeptisch“, sagt Bürk hinsichtlich der Weiterbildungsmöglichkeit im Pflegeheim. „Aber dann habe ich meine Oma um Rat gebeten und sie fand die Idee toll. Sie hat mir Mut gemacht, diesen Weg zu gehen.“ Seine Großmutter war für Bürk eine der engen Bezugspersonen, seitdem vor einigen Jahren bereits seine Mutter verstorben war. Kurz vor den Abschlussprüfungen zum Betreuungs-

assistenten starb jedoch auch sie. „Ich habe trotzdem nicht aufgegeben. Ich wollte, dass meine Oma stolz auf mich ist“, so Bürk. Auch sein Vater hat ihn auf seinem Weg immer sehr unterstützt und die erforderlichen Weiterbildungskosten zum Betreuungsassistenten von 1.000 Euro übernommen.

Wenn Bürk von seiner Arbeit erzählt, funkeln seine Augen. „Ich habe mich immer gefreut, wenn ich montags wieder zur Arbeit durfte.“ Mit Senioren zu arbeiten, ist für ihn etwas ganz Besonderes. Denn hier hat er keinen Zeitdruck, kann seine kommunikative Ader ausleben und seine Witze erzählen. Sein Selbstwertgefühl hat sich enorm verbessert. Von den Senioren und auch seinen Kollegen wurde er immer akzeptiert. Das war bei anderen Jobs nicht so. Ihm gefällt es, für die Bewohner da zu sein, mit ihnen zu sprechen, sie zum Gottesdienst zu begleiten oder Gedächtnistraining mit den Senioren zu machen. „Für mich stehen die Bewohner im Vordergrund – nicht ich selbst“, sagt Bürk überzeugt. Für Außenstehende ist unschwer zu erkennen, dass der Betreuungsassistent voller Leidenschaft für seinen Beruf ist. Er strahlt, lacht und ist glücklich.

Der junge Mann ist ein gutes Beispiel für gelungene Inklusion. Durch seine Willensstärke und Leidenschaft sowie durch seinen Jobcoach wurde ihm die Tür geöffnet, am ersten Arbeitsmarkt teilzuhaben. Jedoch konnte er im Johanniterhaus nicht weiter beschäftigt werden, was die Heimleitung sehr bedauert. Bürk ist zuversichtlich, bald einen neuen Platz in einem anderen Seniorenwohnheim zu finden.

Nadine Ley