Der Weg zur Nachhaltigkeit

Der Weg in eine grüne Zukunft braucht einen klaren Fahrplan, das Ziel ist aber lohnend. Foto: Bosch / Depositphotos

Wer in Zeiten der Klimakrise nicht Arbeit, Zeit und Mühe in die Nachhaltigkeit steckt, riskiert die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens. Lisa Reehten gibt Empfehlungen, worauf dabei zu achten ist.

Bei einer Veranstaltung in 2021 habe ich als Einstieg in meinen Vortrag gefragt, wer von den 120 Personen im Saal der Meinung ist, dass Klimaschutz ein wichtiges Thema für das Unternehmen ist, in welchem er oder sie arbeitet. Fast der ganze Saal stand. Daraufhin stellte ich die Frage, wer denn den CO2-Fußabdruck seines Unternehmens kennen würde. Bis auf drei Personen saßen alle. 

Dies ist ein passendes Beispiel dafür, wie es um das Thema in Unternehmen steht. Laut einer Bitkom-Studie von 2020 will zwar fast jedes zweite Unternehmen perspektivisch klimaneutral werden, die konkreten Schritte und Maßnahmen sind nach eigener Erfahrung aber oftmals noch unklar. Aktuell haben sich 46 Prozent eine freiwillige Selbstverpflichtung auferlegt.

Der Großteil der Unternehmen will diese Klimaneutralität innerhalb der nächsten zehn Jahre erreichen, führend hierbei sind viele Digitalunternehmen. Wenn man sich den industriellen Mittelstand anschaut, dann ist Nachhaltigkeit oftmals schon immer Teil der DNA – sowohl die soziale, die ökonomische als auch die ökologische Seite.

Klare Vorgaben: Der Ökologische Fußabdruck wird anhand detaillierter Kriterien berechnet. Foto: Adobe Stock / everythingpossible

Vieles wird schon immer so gemacht aus tiefster Überzeugung und ohne gesetzlichen Zwang, doch einiges auch nicht. So lag in den letzten Jahren der Fokus in den Produktionen auf Qualität und Output, nicht auf Energieeffizienz oder regenerativer Eigenerzeugung. Bei den Produkten ging es um immer neue Produktmodule und digitale Anbindungen und weniger um Recyclate und Materialeinsparungen. So langsam findet jedoch ein Umdenken statt.

Betrachten wir exemplarisch ein Unternehmen aus dem Maschinenbau: Wenn der jeweilige Entscheidungsträger Klimaneutralität ernst meint und detailliert die Hebelpunkte seines Unternehmens betrachtet, wird ihm schnell klar, dass neben einer energieeffizienten Produktion vor allem die Produktnutzungsphase, der Einkauf von Materialien und Dienstleistungen, sowie die Logistik die Hauptemissionen ausmachen. Dies sind die wichtigen Stellschrauben, wenn Emissionsreduktion angestrebt werden soll.

Die vielzitierten neuen Richtlinien für Mitarbeiterreisen oder die Einführung von einer Handvoll Elektrofahrzeugen im Fuhrpark sind sicherlich auch wichtige Schritte, da sie transparent sind für alle Mitarbeitenden. Allerdings sind dies nicht die großen Hebel bei einem Maschinenbauunternehmen, um die Emissionen nachhaltig zu reduzieren. 

CO2-Abdruck genau berechnen

Um diese großen Hebel zu finden, bedarf es einer Analyse des aktuellen ökologischen Fußabdrucks. Idealerweise nach dem Standard im Bereich Klimaschutz, dem Greenhouse Gas Protokoll. Dort wird detailliert aufgelistet:

  • welche Emissionen gemessen werden müssen,
  • wie die Emissionen untergliedert werden,
  • welche Systemgrenzen herangezogen werden können.

Danach erst ist es einem Unternehmen möglich, einen konkreten Maßnahmenkatalog zu erarbeiten und individuelle Ziele zu definieren. Auf dieser Basis kann das Thema angegangen werden:  mit einem klaren Investitionsplan, wo möglich mit berechneten Return on Investments, definierten Verantwortlichkeiten, abgestimmten KPIs und einem Plan für die interne und externe Kommunikation.  Klimaneutralität zu implementieren ist also kein Hexenwerk. 

Strafzahlungen wegen Greenwashing

Allzu oft erleben wir jedoch Unternehmen, die nicht ambitioniert genug in ihrem Streben nach Klimaneutralität sind und die bereits jetzt viel Wegstrecke aufzuholen hätten. Und diese Einstellung kann doppelt gefährlich werden: Zum einen wird bestraft, wenn nicht drin ist, was draufsteht. So gab es bereits die ersten Urteile gegen Unternehmen, die Strafzahlungen leisten mussten, da sie unrechterweise mit dem Label Klimaneutralität geworben haben. Je informierter Verbraucher und Kunden werden, desto schwieriger wird es, diese Intransparenz aufrechtzuerhalten. Je transparenter die Berichtserstattung werden muss, desto deutlicher wird die Lücke zwischen Kommunikation und Handeln. 

Zum anderen ist es mittlerweile überdeutlich, dass langfristige Wirtschaftlichkeit durch Emissionsreduktion mit bedingt wird. Politische Neuerungen wie die Corporate Social Responsibility (CSR)-Berichtspflicht, die Verabschiedung des Deutschen Klimaschutzgesetzes oder das Lieferkettengesetz erlauben keinerlei Zögern mehr. 

Weitsichtigen Unternehmern und Unternehmerinnen im Maschinenbau und allen anderen Bereichen steht es nun frei: Wollen sie Arbeit, Zeit und Mühe in die Klimaneutralität ihres Unternehmens stecken und mit großer Zukunftsfähigkeit belohnt werden – oder riskieren sie auf Dauer ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit.

Lisa Reehten

Die Autorin

Lisa Reehten ist Mitglied der Geschäftsleitung von Bosch Climate Solutions, einer Beratungstochter der Bosch Gruppe.