Die Fachkräfte von morgen begeistern

Fünf Absolventen lehnen an einer Wand.
Junge Arbeitnehmer wollen nicht nur angestellt, sondern auch motiviert und eingebunden werden. Foto: Adobe Stock/Davide Angelini

Sie sind flexibel, ehrgeizig und haben besondere Ansprüche an einen Job: Unternehmen müssen jungen Menschen einiges bieten, um sie von sich zu überzeugen. Die Kaufmännische Schule Künzelsau hat dazu eine Umfrage gestartet.

Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch: Digitalisierung, demografischer Wandel und eine zunehmende Globalisierung verändern die Art und Weise, wie, wo und wann wir arbeiten. Das stellt neue Anforderungen an Arbeitnehmer, aber auch an Unternehmen und Führungskräfte. Unternehmen müssen sich anpassen, um die neue Generation mit Blick auf den Fachkräftemangel für sich zu begeistern. Denn guter Nachwuchs ist begehrt. „Die Generation weiß, dass sie gefragt ist”, erklärt Lisa John, Teamleiterin der Berufsberatung vor dem Erwerbsleben im Landkreis Schwäbisch Hall und Hohenlohekreis. Unternehmen müssen sich daher mehr denn je fragen: Wie lassen sich mit Blick auf den Fachkräftemangel Mitarbeiter und Manager von morgen erreichen, motivieren und halten?

Fehlende Perspektiven und Sinnhaftigkeit im Job

Jüngere Arbeitnehmer wechseln häufiger den Job als andere Generationen. Grund für einen Wechsel sind dabei oft fehlende Perspektiven und der Wunsch nach Sinnhaftigkeit im Job. Die Pandemie hat diese Suche nochmals verstärkt. „In Gesprächen merken wir, dass sich Schulabsolventen verstärkt fragen, ob es nützlich ist, was sie machen. Es geht dabei viel um den Bereich Selbstverwirklichung”, sagt Lisa John. Und auch die Themen Gesundheit, Sicherheit sowie Entwicklungsperspektiven spielen laut der Berufsberaterin eine tragende Rolle. „Speziell auf die Ausbildung und Praktika bezogen, sind den Jugendlichen zudem eine gute Betreuung und Begleitung wichtig. Sie wollen nicht nur angestellt, sondern auch eingebunden werden”, erklärt Lisa John.  Zusätzlich gewinnen Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit ebenso an Bedeutung wie eine gute Work-Life-Balance. „Im Vordergrund steht für die Absolventen, das Leben auch zu genießen. Die Bereitschaft, Überstunden zu leisten, ist nicht mehr so hoch”, sagt Lisa John, die dabei jedoch betont, dass die Generation entgegen mancher Meinungen sehr engagiert und ehrgeizig ist. So wird häufig bereits bei Vorstellungsgesprächen gefragt, welche Karrierewege es im Betrieb gibt.

Gutes Miteinander und angemessene Vergütung

Junge Arbeitnehmer wünschen sich zudem, dass ihnen Verantwortung übertragen wird und sie aktiv in das Unternehmen eingebunden werden. Laut einer Umfrage in der Kaufmännischen Schule Künzelsau ist den Absolventen zudem ein gutes Miteinander, eine angemessene Vergütung und eine schnelle Integration im Team wichtig. Eine Schülerin sagt: „Wir legen vor allem Wert auf eine gute Kommunikation. Wir erwarten, dass wir nicht nur nach unseren Noten bewertet werden, sondern auch nach unseren Fähigkeiten. Das Unternehmen sollte offen sein für viele verschiedene Charaktere.”

Quiet Quitting verhindern

Arbeitgeber, die hier die richtigen Weichen stellen, können sich berechtigte Hoffnungen machen, junge Arbeitnehmer nicht nur zu rekrutieren, sondern auch zu halten. Denn enttäuschen Arbeitgeber diese Erwartungen, entmutigen sie Menschen stärker als noch vor einigen Jahren. Wenn diese Situation über einen längeren Zeitraum anhält, kann dies zu Quiet Quitting führen, also einer fehlenden Bereitschaft für zusätzliches Engagement. „Der Fachkräftemangel hilft den Absolventen zwar einerseits, den Einstieg in eine Ausbildung zu finden, andererseits bedarf es in manchen Fällen einer größeren Unterstützung und individueller Förderung auch von Seiten der Unternehmen”, erklärt Michael Rüttler, Berufsschullehrer der Kaufmännischen Schule Künzelsau.  Denn nicht nur Arbeitgeber müssen sich an die neue Arbeitswelt anpassen, auch Arbeitnehmer sind gefragt: Besonders deutlich wird der Wandel des Arbeitsmarktes bei einem Blick auf die modernen Kernkompetenzen und Arbeitsbedingungen. So ist als Folge der zunehmenden Globalisierung beispielsweise die Reisetätigkeit in vielen Branchen stark gestiegen.

Komplexe Arbeitsbereiche

Auch die Komplexität der einzelnen Arbeitsbereiche hat stark zugenommen. „Arbeitnehmer müssen sehr flexibel und lernbereit sein, weil Unternehmensstrukturen und Prozesse häufiger angepasst werden. Hier ist das Thema Engagement und Motivation ganz wichtig”, sagt die Teamleiterin der Berufsberatung Lisa John. Diese Meinung teilt auch eine Schülerin der Kaufmännischen Schule Künzelsau: „Es ist wichtig für ein Unternehmen, dass die Mitarbeiter zuverlässig sind. Pünktlichkeit und Ehrlichkeit spielen eine große Rolle. Die Mitarbeiter sollen zudem jeden Tag ihr Bestes geben und sich in neue Bereiche wagen.” Die meisten Schüler wissen, dass ein guter Schulabschluss, digitale Kenntnisse und Interesse am Berufsfeld eine große Rolle spielen. „Bewerber sollten sich im Vorfeld gut mit dem Unternehmen, aber auch dem Berufsfeld auseinandersetzen, das wird sehr oft bemängelt im Auswahlverfahren”, betont Lisa John. Am Ende entscheidet das Gesamtpaket, ob Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammenpassen. Lehrer Michael Rüttler ist sich aber sicher: „Die großen Unternehmen in der Region bieten mit ihren Ausbildungsabteilungen hier aber schon sehr gute Bedingungen.” 

Teresa Zwirner