Natürlich sind es die renommierten Weltmarktführer, die Fachkräfte mit Wunsch nach einem Jobwechsel aus ganz Deutschland in die Region locken. Doch es gibt noch mehr zu entdecken, wie auch eine reingeschmeckte Münchnerin festgestellt hat.
Fragt man mal in seinem Freundes- und Bekanntenkreis herum, erfährt man in der Regel, dass die wenigsten dort arbeiten, wo sie leben. Die meisten pendeln an den Ort, wo sie ihre Brötchen verdienen – seien es täglich 30 Kilometer oder 130 in eine Richtung. Und dann kennt fast immer jemand auch noch jemanden, der aufgrund des Jobs in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Bundesland umgezogen ist. Einfach, weil das Angebot so interessant klang, dass man sich darauf eingelassen hat, sein Leben umzukrempeln und einer neuen Region eine Chance zu geben. Auch in unserem Verlag arbeitet eine sogenannte „Reingeschmeckte“, die einer Millionenstadt – zumindest unter der Woche – den Rücken gekehrt hat und sich nun seit neun Monaten als Wahl-Schwäbisch-Hallerin bezeichnen kann.
„Ich kannte die Region Heilbronn-Franken vorher kaum“, erzählt Beate Semmler, Leiterin des Produkt- und Projektmanagements bei der pVS – pro Verlag und Service GmbH & Co. KG mit Sitz in Hessental. Bevor sie hier ihre Stelle antrat, habe sie überhaupt keinen Eindruck, kein Bild von der Region gehabt. „Und dann war ich sehr überrascht, wie vielfältig sie ist.“ Die vielen Städte mit unterschiedlichem Charakter, die zahlreichen namhaften Unternehmen – darunter etliche Weltmarktführer – und dann trotzdem dieser ländliche Charme, all das habe sie beeindruckt. Vor allem Schwäbisch Hall, wo Semmler seit April wohnt, habe in ihren Augen gastronomisch und kulturell jede Menge zu bieten. „Auch das historische Stadtbild fasziniert mich“, gerät die 51-Jährige ins Schwärmen.
An den Wochenenden fährt Semmler allerdings immer nach München, so schön sie es in Heilbronn-Franken und insbesondere in der Siederstadt auch findet. „Auf diese Weise kann ich das Beste aus zwei Welten vereinen“, ist die Bayerin überzeugt. Dennoch vermisse sie, wenn sie in Schwäbisch Hall ist, das Großstadt-Feeling – und in München sehne sie sich dann wiederum nach dem Kleinstädtischen und der Natur.
„Das Leben hier erscheint leichter“, muss die ehemalige Chefredakteurin feststellen. Woran sie das festmacht? „Die Wege sind kurz, wenn man etwas erledigen will. Auf den Ämtern beispielsweise herrscht wenig Andrang.“ Dinge des täglichen Bedarfs seien einfacher und schneller zu besorgen als in der bayrischen Landeshauptstadt. Ganz zu schweigen vom Verkehr in der Region Heilbronn-Franken, der selbstverständlich nicht mit den chaotischen Ausmaßen desselben in München zu vergleichen ist. „Als ich ganz neu in dem Job angefangen habe, bin ich jedes Mal vor einem geschäftlichen Termin zu früh dagewesen – also mindestens 15 Minuten“, erinnert sich Semmler. Sie habe sich – an Großstadtverhältnisse wie in Frankfurt und München gewöhnt – schlicht und ergreifend nicht vorstellen können, dass sie ohne beträchtliche Verzögerung von A nach B kommen könnte. Nun wisse sie es besser.
Obwohl aufgrund der Arbeit in einer Führungsposition werktags nicht viel Zeit fürs Ausgehen und Kontakteknüpfen bleibt, ist Semmler dennoch bereits nach kurzer Zeit aufgefallen, dass die Menschen in der Region sehr freundlich und offen sind. „Es fällt nicht schwer, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Jeder hat stets Zeit, ein paar nette Worte zu wechseln.“ Und wenn sie etwa die Schwäbisch Haller charakterisieren müsste, wie würde sie diese beschreiben? „Als sehr unterschiedlich. Zum einen gibt es die alteingesessenen Haller, die stark mit ihrer Region verbunden und traditionsbewusst sind. Und dann sind da zum anderen die ‚Zuagroasten‘ – wie man in Bayern sagen würde –, die verschiedene Einflüsse aus diversen Gegenden mitbringen.“
Was war denn das Schönste, das sie seit ihrem Umzug erlebt hat? Da gebe es nicht das eine schönste Erlebnis. „Ich finde es einfach toll, wenn ich nach Feierabend über die Felder laufen und mir ein wenig den Kopf durchpusten lassen kann.“
Olga Lechmann
Statistik
Laut Statistischem Landesamt waren 2017 im gesamten Landkreis Schwäbisch Hall 80 928 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Darunter befanden sich 16.733 Berufseinpendler über die Kreisgrenze und 18.750 Berufsauspendler über die Kreisgrenze. In der Stadt Schwäbisch Hall gab es im selben Jahr 25.234 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Darunter befanden sich 15. 311 Ein- und 6645 Auspendler. Bei den restlichen 3278 Menschen waren der Wohn- und der Arbeitsort deckungsleich. Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor.