Seit über 30 Jahren ist Claudia Denz-Liedtke Kinderkrankenschwester. Im Laufe der Zeit hat sich der Beruf gewandelt – nicht zum Schlechten, aber dennoch bedarf es einer Umgewöhnung, wie sie berichtet.
Es ist ein Beruf, der in jeder Sekunde ein Höchstmaß an Konzentration und Verantwortungsbewusstsein fordert. Es ist ein Beruf, bei dem es auf Belastbarkeit ankommt. Und es ist ein Beruf, bei welchem man oft dann arbeitet, wenn alle anderen frei haben.
Dennoch ist es ein Beruf, den Claudia Denz-Liedtke von Herzen gern macht: Sie ist Krankenschwester. „Es war und ist mein Traumberuf“, erzählt die 54-Jährige. Bei dieser Tätigkeit spielt die Familie eine noch größere Rolle als bei anderen Berufen. Das kann ich gut bewerten, denn Claudia Denz-Liedtke ist meine Mutter. Ich bin daran schon gewohnt, an Weihnachten teilweise mit meinem Vater alleine zu sein. Doch das soll nicht negativ klingen, schließlich habe ich von der Ausbildung meiner Mutter profitiert, vor allem, wenn es mir nicht gut ging.
Apropos Ausbildung: Früh war meiner Mutter klar, dass sie Kinderkrankenschwester werden möchte. Nach erfolgreichem Realschulabschluss startete die damals 18-Jährige 1982 ihre Ausbildung bei den heutigen SLK-Kliniken Heilbronn. Ein anderer Job kam für sie nie infrage. Meine Mutter spricht selbst von „Berufung“. 1985 begann die frisch ausgelernte Krankenschwester ihren Dienst auf einer Infektstation für Kinder bis einem Jahr. „Seither bin ich der Ausrichtung treu geblieben“, berichtet sie. Noch heute – 33 Jahre später – arbeitet sie auf einer solchen Station. Nur versorgt sie heute Kinder im Alter von bis zu drei Jahren.
Nicht mehr nur die direkte Pflege
Doch das ist nicht das Einzige, was sich im Laufe ihrer Berufszeit geändert hat. „Gelernt habe ich einmal die Pflege am Kind. Heute ist gerade diese mehr in den Hintergrund gerückt“, schildert Denz-Liedtke mit nachdenklicher Miene. Mit direkter Pflege meint sie beispielsweise das Füttern, Baden oder Wickeln der Kinder. Heute übernehmen das die Eltern. Früher gab es auch für die Erziehungsberechtigten feste Besuchszeiten. Die gibt es jetzt nicht mehr. Zu dieser Neuerung spielt mit rein, dass man seine Arbeit stets unter fremden Augen verrichte und darüber Rechenschaft ablegen müsse. „Man muss viel Rücksicht auf die Eltern und ihre Bedürfnisse nehmen“, fasst die Krankenschwester zusammen. Dazu, dass die direkte Betreuung am kleinen Patienten kürzer kommt, trägt auch die gestiegene Dokumentationspflicht bei. „Alles muss viel genauer notiert werden. Das ist ein großer Zeitaufwand“, führt die langjährige SLK-Mitarbeiterin aus.
Auch ich merke, dass sich der Beruf meiner Mutter geändert hat. Teilweise hat sie mehr Redebedarf, über das, worüber sie sprechen darf. Das kann daher rühren, dass nicht mehr so viel Zeit bleibt, mit ihren Kolleginnen über die Patienten zu sprechen. Allerdings würde ich nicht sagen, dass die Belastung gestiegen ist. Sie selbst übrigens auch nicht: „Mehr ist die Belastung nicht. Es sind halt andere Aufgaben dazugekommen.“ Nach wie vor sei für sie das Schönste, wenn ein krankes Kind genesen und glücklich die Station verlässt.
Alexander Liedtke