Die exportstarke Region Heilbronn-Franken profitiert in besonderem Maß von den Errungenschaften der EU. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss sie aus Sicht der Unternehmen aber deutlich gestärkt werden. Das zeigt das IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl.
Es knirscht im größten Binnenmarkt der Welt. Mit erheblichen Auswirkungen auf die Unternehmen in der Region. „Es gibt weiter erhebliche Einschränkungen für den freien Warenverkehr. Das hat vor allem mit einer überbordenden Regulierungswut und ausufernden Berichtspflichten zu tun“, stellt die Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken Elke Döring fest. „Statt weniger Bürokratie erleben unsere Unternehmen wachsende regulatorische Vorgaben aus Brüssel. Wenn dann noch nationale Alleingänge oben draufkommen, gefährdet das die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen.“ Als Beispiel nennt sie das Lieferkettengesetz.
Bestätigt wird diese Einschätzung vom IHK-Unternehmensbarometer, für das die IHKs in Deutschland Ende Februar 3000 Unternehmen befragt haben. Demnach sind 56 Prozent von ihnen der Ansicht, dass die Attraktivität der Europäischen Union als Unternehmensstandort in den vergangenen fünf Jahren gesunken ist. Lediglich sieben Prozent sprechen von einer Steigerung.
Dabei ist ein stabiler EU-Wirtschaftsraum als Anker für Verlässlichkeit und Planbarkeit mit Blick auf das schwieriger werdende außenwirtschaftliche Umfeld besonders wichtig. Insbesondere für die in Heilbronn-Franken stark vertretene Industriebranche ist eine gemeinsame Handelspolitik essentiell (81 Prozent) ebenso wie für die vom Export abhängigen Unternehmen. Von großer Bedeutung sind für 64 Prozent der Befragten außerdem der Zugang zum europäischen Binnenmarkt und für die Hälfte die gemeinsame Handelspolitik. Hinzu kommen der gemeinsame Währungsraum (75 Prozent) und die politische Stabilität (70 Prozent).
Hohe Exporterwartungen an Euro-Zone
„Unsere Region ist stark vom industriellen Mittelstand geprägt, der erheblich vom freien Warenverkehr in Europa profitiert“, sagt Elke Döring. „Die Exportquote des Verarbeitenden Gewerbes in Heilbronn-Franken lag im Februar bei 48 Prozent, im Maschinenbau noch höher. Bundesweit wickelt mehr als die Hälfte der Unternehmen ihre Im- und Exporte innerhalb der EU ab.“ Und das soll auch so bleiben: „Als Zielregion liegt die Euro-Zone bei den Exporterwartungen unserer Unternehmen deutlich im Plus“, so Döring.
Um auf dem Weltmarkt jedoch wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse die EU sich weiterentwickeln. Das nächste Europaparlament wird am 9. Juni. Von ihm verlangt die Hauptgeschäftsführerin daher eine Agenda für Wettbewerbsfähigkeit in und für den Standort Europa. „Unsere Unternehmen wünschen sich vor allem einen drastischen Abbau von Bürokratie (95 Prozent) und Berichtspflichten sowie eine wettbewerbsfähige und bezahlbare Energieversorgung (68 Prozent).“
Birgit Kalbacher