Zulieferer für die Fahrzeugindustrie gibt es nicht nur im Bereich der Serienproduktion. Die Wolpert-Gruppe aus dem hohenlohischen Bretzfeld erstellt Protoypenteile und ist mit diesem Geschäftsmodell ein gefragter Partner.
Sieht man ein Auto auf der Straße fahren, bedenkt man oft nicht, welche Schritte von Nöten sind, bis es soweit ist. Noch vor der eigentlichen Massenproduktion müssen die Fahrzeuge getestet werden. Hier kommen sogenannte Prototypen zum Einsatz. Die Herstellung solcher Vorab-Modelle übernimmt nicht der Serienproduzent. Dafür gibt es Zulieferer, wie es die Wolpert-Gruppe mit Sitz in Bretzfeld ist. Mit ihren insgesamt acht eigenständigen Betrieben ist die Unternehmensgruppe im Bereich des Prototypenbaus sowie der Produktion von Prototypen- und Serienwerkzeugen tätig.
„Unsere Produkte sind zu 100 Prozent identisch mit den späteren Serienteilen“, erläutert Josef Wolpert, Geschäftsführer der Wolpert Holding GmbH, diese Besonderheit. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Komponenten wie Stoßstangen, Türen oder Armaturen. „Man kann sagen: alle sichtbaren Teile im In- und Exterieur“, bringt es Wolpert auf den Punkt. Die Kunden sind die späteren Serienproduzenten selbst oder deren Zulieferer aus erster Hand. Sie stammen hauptsächlich aus der Automobilbranche. Mit diesen führt der Auftraggeber die Testphase der Fahrzeuge durch. „Nur so kann man die Serie abprüfen und die Freigabe aller Tests erlangen“, erklärt der Chef der Wolpert-Gruppe.
Aber wie schafft es die Holding-Gesellschaft, dass unter anderem die großen Marken der Automobilbranche zu ihren Kunden gehören? „Wir haben den Anspruch, sämtliche Komponenten im Haus herzustellen“, benennt Wolpert die Firmenphilosophie. So könne man die höchsten Qualitätsstandards und die in diesem Geschäftsbereich so wichtige Geheimhaltung gewährleisten. Denn: Die Prototypen enthalten oft Materialien oder Techniken, die es so auf dem Markt noch nicht gibt. „Wir sind rund zwei bis vier Jahre dem voraus, was derzeit auf den Straßen fährt“, beschreibt er. Vom Service aus einer Hand profitieren die Kunden auch in der Stückzahl sowie der Produktionsdauer. Möglich ist eine Fertigung von 1 bis 1000 Teilen. Die Zeitspanne von der Beauftragung bis zur fertigen Komponente liegt bei rund zwölf Wochen. Die absolute Termin- und Liefertreue sei das, was die Kunden an der Wolpert-Gruppe schätzten, bemerkt der Geschäftsführer stolz.
Blick zurück
Um den Erfolg besser nachvollziehen zu können, ist ein Blick in die Unternehmensgeschichte hilfreich. 1991 macht sich der Modellbaumeister Josef Wolpert im Alter von 27 Jahren selbstständig. Was jedoch erfolgreich begann, stand plötzlich vor dem Aus. Ein Kurzschluss löste ein Feuer im Produktionsbereich aus und zerstörte das Gebäude. Anstatt ans Ende zu denken, sah der Geschäftsmann dies als Chance für einen Neustart. Wie ein Phönix aus der Asche schaffte es das Unternehmen, wieder auf Erfolgskurs zu kommen.
Bereits ein Jahr später verdoppelte sich der Umsatz und das neue Gebäude im Bretzfelder Teilort Schwabbach wurde erweitert. Seitdem blieb die Wolpert-Gruppe oben auf der Welle. Durch Firmenübernahmen kamen neue Technologien und Märkte hinzu. „Das Wachstum in dieser Geschwindigkeit wäre organisch gar nicht möglich gewesen“, fügt der heute 53-Jährige hinzu. Stand 2017 führt die Erfolgsgeschichte zu rund 450 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 60 Millionen Euro.Alexander Liedtke
Alexander Liedtke