Mirko Saul erklärt beim Summit, wie die Schwarz Gruppe als großer Player Digitalisierung vorantreibt. Die Prämisse lautet: Souveränität. Die Zusammenarbeit mit Start-ups könnte dabei helfen.
Der Zukunftswiesen Summit steht unter dem Motto „Tradition trifft Innovation“. Sie sind in Ihrer Funktion Head of Innovation. Welche Rolle spielt Tradition noch für Sie? Wie wichtig ist Tradition noch für Sie?
Mirko Saul: Tradition und Innovation sind zwei Seiten einer Medaille. Die Unternehmen der Schwarz Gruppe, für die ich arbeite, sind mit ihrem starken Handelskern schon seit dem Jahr 1930 am Markt, haben also eine lange Tradition. Wir haben aber genau im Blick, wie wir unser Geschäft weiterentwickeln und heute die Weichen für den Erfolg von morgen stellen. Das belegt unser dynamisches Wachstum über Jahre hinweg. Neue Herausforderungen begreifen wir als Chance.
Welche Rolle spielt die digitale Start-up-Szene für Schwarz Digits?
Saul: Eine sehr große, wie auch unsere zahlreichen Partnerschaften und Engagements in vielen Initiativen belegen. Deshalb war auch die Gründung von Schwarz Digits so wichtig. Schwarz Digits schafft optimale Bedingungen für die nachhaltige Entwicklung richtungsweisender digitaler Innovationen und für Investitionen in zukunftsträchtige junge Unternehmen. Das Ziel dabei ist es, souveräne europäische Produkte und Services weltweit nach vorn zu bringen, wettbewerbsfähig zu machen – vor allem in den Schlüsseltechnologien Cloud, Cyber Sicherheit, Künstliche Intelligenz und Kommunikation.
Welches Innovationsthema verfolgen Sie bei Schwarz Digits am intensivsten?
Saul: Wir kommen aus dem Handel. Handel ist ein Geschäft von Menschen für Menschen. Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Das heißt, wir bieten extern Services an, die das Einkaufserlebnis unserer Kunden verbessern – Beispiele sind hier unsere App Lidl Plus oder die Kaufland-App. Intern verantwortet Schwarz Digits die IT-Infrastruktur und Lösungen für die Unternehmen der Schwarz Gruppe. Und wir prüfen Innovationen auf ihre Wirtschaftlichkeit: Nur weil etwas technisch möglich ist, macht es noch lange nicht betriebswirtschaftlich Sinn.
Welche Themen stehen des weiteren ganz konkret auf Ihrer Agenda?
Saul: Generative KI, dann auch ganz konkret Computer Vision Themen wie Obst- und Gemüseerkennung am Self Checkout oder die Entwicklung sogenannter „Digitaler Zwillinge“ von Produkten. Wichtig ist auch die Befähigung und Sensibilisierung der Mitarbeiter für die Chancen und Risiken der Digitalisierung.
Können Sie in den digitalen Weg der Schwarz Gruppe einordnen?
Saul: Die Bedeutung digitaler Lösungen hat im vergangenen Jahrzehnt enorm zugenommen. Das ist ein Megatrend, der die Transformation der Gesellschaft und der Wirtschaft maßgeblich beeinflusst – angefangen bei einer zukunftsfähigen IT-Infrastruktur, über E-Commerce bis hin zu Cloud und Cyber Sicherheit. Die Souveränität steht bei der Digitalisierung für die Unternehmen der Schwarz Gruppe im Mittelpunkt. Um möglichst unabhängig von außereuropäischen Anbietern zu sein, haben wir beschlossen, die genannten Kernthemen selbst zu entwickeln und voranzutreiben. Diese wurden in der im vergangenen Jahr gegründeten neuen Sparte Schwarz Digits gebündelt.
Gibt es Meilensteine auf dem digitalen Weg der Gruppe, die auch für andere Unternehmen gelten sollten?
Saul: 2021 haben wir den IT-Sicherheitsdienstleister XM Cyber übernommen. Unsere eigene Cloud STACKIT startete 2022 in den Livebetrieb. Die Gründung der neuen Sparte Schwarz Digits im September 2023 war ein großer Meilenstein. Dadurch ist ein IT- und Digital Powerhouse entstanden, das optimale Bedingungen für die Entwicklung richtungsweisender Innovationen für Endkunden, Unternehmen und Organisationen der öffentlichen Hand schafft.
Und wo könnte sich die inhaltlich größte Hürde für einen Head of Innovation bei Schwarz Digits befinden?
Saul: Eine große Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar. Wir sind ständig auf der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Interview von Beate Semmler