Die Spezialisten für Verpackungsmaschinen in Heilbronn-Franken arbeiten intensiv an Lösungen für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Wir haben mit Sabine Gauger, Vorstandsvorsitzende des Vereins Packaging Valley e.V., über aktuelle Entwicklungen gesprochen.
Auf der Fachpack präsentieren die Verpacker der Region gerade ihre Trends. Welche aktuellen Entwicklungen finden Sie besonders spannend?
Sabine Gauger: Das Leitthema der deutschen Verpackungsmesse lautet „Umweltgerechtes Verpacken“. Und auch für den Verein Packaging Valley ist Nachhaltigkeit ein großes Thema mit vielen Facetten – für die Mitgliedsunternehmen ist es ein absolutes Pflichtthema, daher setzen sie schon lange ressourcenschonende Technologien und effiziente Tools ein, die den unnötigen Verbrauch von Kapazitäten vermeiden. Auch in der Entwicklung neuer Verpackungslösungen ist der Nachhaltigkeitsgedanke mittlerweile fest verankert. Monomaterialien, die sich leicht recyceln lassen, und weitere innovative Verpackungslösungen, zum Beispiel aus Papier, werden kontinuierlich vorangebracht. Aber es geht um noch viel mehr. Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit von Packaging Valley hat daher die Themenunterteilung in „nachhaltiges Unternehmen, nachhaltige Maschinen, nachhaltige Verpackungsmittel“ definiert. Wir nehmen uns des Themas Nachhaltigkeit aktuell auf vielen Ebenen an.
Circular Packaging beispielsweise wird viel diskutiert in der Branche – wo stehen die Unternehmen aktuell beim Thema Nachhaltigkeit aus Ihrer Sicht?
Gauger: Es gibt in den Unternehmen des Packaging Valley bereits einige interessante Beispiele. Es wird mit Hochdruck an neuen Lösungen gearbeitet. Die Optima Packaging Group etwa entwickelt unter dem Begriff Circular Packaging nachhaltige Verpackungslösungen, die die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft berücksichtigen. Die A+V Automation und Verpackungstechnik GmbH stellt Verpackungsanlagen für Voll- und Wellpappe her und bietet alle Maschinen klimaneutral mit dem eigenen Klimaschutzprogramm „ClimaCert“ an. Die Ishida GmbH setzt sich mit der Frage auseinander, wie Verpackungsmaterial eingespart und Fehlgewichte vermieden werden können. Und die SVZ Maschinenbau GmbH, ein Spezialist für das Aufrichten von Schachteln und Kartons, zeigt, dass bei schützenden Verpackungen wie Blistern statt Kunststoff auch Kartoneinsätze möglich sind. Es gibt bereits viele Beispiele für nachhaltige Lösungen. Dennoch denke ich, dass wir erst am Anfang des Möglichen stehen.
Daran anknüpfend – welche Themen bewegen die regionale Verpackungsbranche darüber hinaus, auch mit Sicht auf die nächsten Jahre?
Gauger: Ich sehe die Nachhaltigkeit und generell das Umweltbewusstsein als absolute Notwendigkeit – und als einzig richtige Chance für die Zukunft. Ich bin Vorständin des Vereins und im Beirat der Fachpack: Immer besser zu werden, heißt für uns, gemeinsam an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten. Die Gratwanderung zwischen Produktschutz durch Verpackungen und Umweltschutz muss künftig mit neuen Ansätzen gelöst werden. Unterstützen kann dies die Digitalisierung – wenn es uns gelingt, neue Technologien mit den Anforderungen und Möglichkeiten rechtzeitig zusammenzubringen. Standardisierte Schnittstellen und gemeinsame Entwicklungen über die komplette Wertschöpfungskette hinweg sind daher ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Die Digitalisierung ist der Schlüssel für den Verpackungsmaschinenbau, um die technologische Führungsposition auf dem Weltmarkt zu festigen und weiter auszubauen.
Gleichzeitig werden Effizienz und Automatisierungsprozesse wichtiger. Vor welche Herausforderungen stellt das die Unternehmen der Branche?
Gauger: Automatisierung und Digitalisierung sind seit vielen Jahren bedeutende Erfolgsfaktoren. Ich würde die Leistung moderner Verpackungsmaschinen jedoch nicht nur von der Effizienz her betrachten, sondern auch bezüglich Flexibilität, Fertigung kleiner Losgrößen, schneller und sicherer Inbetriebnahme und vor allem Kundenservice. Digitale Services bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten – vom Kauf über die Inbetriebnahme bis hin zu Wartung und Modernisierung nach jahrelangem Gebrauch. Die Herausforderung liegt darin, neue Technologien schnell und sicher einzusetzen. Dies betrifft sowohl die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Verpackungsmaschinen als auch die Cybersicherheit von Maschinen, Anlagen und ganzen Fertigungseinrichtungen.
Im Packaging Valley haben sich über 90 Unternehmen zusammengeschlossen. Entwickeln Sie eigentlich auch gemeinsam Technologien?
Gauger: Der Austausch ist sehr offen, aber es gibt Grenzen, wo ganz klar auch Geheimhaltungspflichten bestehen. Zwischen einzelnen Mitgliedern gibt es auch Zusammenarbeit bei Projekten, gemeinsame Kunden und dergleichen. Es gibt sehr viele Themen, derer sich das Packaging Valley gemeinsam annimmt – nicht zuletzt auch der gemeinsame Messe- oder Internetauftritt des Vereins, um eine Plattform für das Netzwerk und den Austausch zu bieten. Die Zusammenarbeit mit anderen Clustern und Hochschulen bietet ebenfalls einen großen Mehrwert. Wir denken durchaus darüber nach, Empfehlungen oder auch Standards gemeinsam zu entwickeln, unter anderem mit Blick auf Themen wie Nachhaltigkeit und Technologietrends. Dabei muss man das Rad oft nicht neu erfinden. Manchmal hilft es schon, gemeinsame Festlegungen zu treffen. Im Rahmen unseres zweiten Makeathons findet im November übrigens auch eine ganz praktische Zusammenarbeit von Mitgliedern des Packaging Valley untereinander sowie mit Hochschulen und anderen Institutionen statt.
Interview: Dirk Täuber