Von Politikern müsste man leere Worte mittlerweile gewohnt sein. Doch wenn die Bundeskanzlerin höchstselbst etwas verspricht, möchte man es zumindest im hinterletzten Winkel seines Herzens glauben. „Wir schaffen das!“ schafft es leider nicht mal mehr dorthin. Ein Rückblick.
Was doch drei Worte auszulösen vermögen – und wie lange sie in den Medien und den Köpfen der Menschen präsent bleiben können. Kein aktuelles Beispiel verdeutlicht das besser als Angela Merkels Zitat „Wir schaffen das!“, das sie bereits vor mehr als einem Jahr im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise leichtfertig in die Welt gesetzt hatte. Dass es solch weitreichende Konsequenzen haben würde, hätte die Bundeskanzlerin allerdings wohl selbst nicht zu träumen gewagt.
Im Laufe des Jahres 2016 kam dann das böse Erwachen: Wir schaffen das nicht. Merkels Politik war dem Flüchtlingsstrom, der bis heute nicht abgerissen ist, schlicht und ergreifend nicht gewachsen. Deutschland war an seine Aufnahmegrenzen gelangt. Und daran konnten auch ihre arglosen geflügelten Worte nichts ändern, die sie bis in den Herbst 2016 nicht müde wurde, endlosschleifenartig zu wiederholen. War Merkels magische Formel Ende 2015 noch auf positive Resonanz von Seiten der Bevölkerung gestoßen, so schwang mit jedem neuen Anschlag und jeder neuen brennenden Flüchtlingsunterkunft die Stimmung im Hinblick auf ihre Worte ins Negative um.
Das öffnete schließlich auch der Kanzlerin die Augen und siehe da, sie distanzierte sich plötzlich von ihrem Satz und stellte in einem Interview der Wirtschaftswoche klar: „So war er natürlich nie gemeint, sondern anspornend, dezidiert anerkennend. Und zwar weil ich genau weiß, dass wir alle in unserem Land gemeinsam sehr viel zu schultern haben, aber dass sich das in den übertrieben oft wiederholten drei Wörtern nicht sofort abbildet.“ Nun ja, Einsicht ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Insofern bleibt zu hoffen, dass Merkel, die im November bekannt gab, dass sie sich erneut als Kandidatin für das Kanzleramt aufstellen lasse, aus den Fehlern der Vergangenheit lernt.
Doch mal abgesehen von der Flüchtlingskrise und Merkels historischem Wahlslogan, die natürlich einen bitteren Geschmack hinterlassen, wenn wir an das Jahr 2016 zurückdenken, gab es tatsächlich auch Herausforderungen, die gelungen sind. So zum Beispiel die Landesgartenschau in Öhringen, die ein halbes Jahr lang omnipräsent in der Region Heilbronn-Franken zu sein schien und diese farben- und naturfroher machte. Oder der Zusammenhalt und das Engagement beim Wiederaufbau nach dem Jahrhundertunwetter Ende Mai und Anfang Juni in etlichen Gemeinden, vor allem aber natürlich in Braunsbach im Haller Landkreis. Diese Menschen können ohne Zweifel behaupten: „Wir haben das geschafft!“ – zu Recht.
Olga Lechmann