Durststrecke überwinden

Auch ein Weltmarktführer wie die Bartec-Gruppe muss situationsbedingte Rückschläge – verursacht durch den Niedrig-Ölpreis – in Kauf nehmen. Doch der Spezialist im Explosionsschutz will zu gewohnter Stabilität und Stärke zurückfinden.

Dass man bei Durststrecken nicht gleich den Kopf in den Sand stecken muss, hat die Bartec-Gruppe mit Sitz in Bad Mergentheim, Weltmarktführer im Explosionsschutz (Ex-Bereich), in den vergangenen Monaten bewiesen. Industrie 4.0 ist nicht nur ein moderner Begriff, Unternehmen müssen sich damit auseinandersetzen, besser: sie im eigenen Unternehmen umsetzen.

Ein Zauberwort bei Bartec heißt „Enterprise Mobility“. Es ist der vom Unternehmen benutzte Oberbegriff, unter den alle mobilen Produkte von Bartec zusammenfließen. 2014 noch mit der Kampagne „Bartec goes mobile“ gestartet, verschmolzen die gesamten Geschäftsbereiche wie Smartphone oder Tablet-PC für den industriellen Bereich in diesem Feld.

Es handelt sich um den am schnellsten wachsenden Bereich innerhalb des Segments Automatisierung und Kommunikation des Bad Mergentheimer Unternehmens. Dabei bietet Bartec seinen Kunden robuste Versionen für Nicht-Ex-Bereiche für den Industrieeinsatz bis hin zu Versionen für die Zone 1, sprich: der Bereich, in dem damit zu rechnen ist, dass eine explosionsfähige Atmosphäre aus einem Gemisch von Luft mit brennbaren Substanzen in Form von Gas, Dampf oder Nebel bei normalem Betrieb auftritt. Dank dieser zertifizierten Geräte und Systeme ist es mittlerweile gelungen, Smartphones und Tablets nutzbringend in explosionsgefährdeten Bereichen einzusetzen. Somit kann der Kunde seine Daten mit in diese Bereiche nehmen, hat sein Büro sozusagen an Bord, um direkt vor Ort auf zum Beispiel Firmendaten zurückzugreifen.

Das ständige Hin und Her zwischen Anlage und Büro entfällt, da die mobilen Geräte (Mobile Devices) in Ex-Ausführung ermöglichen, alle Flächen zu verwenden, ohne an die Explosionsschutzauflagen denken zu müssen. Damit wird nicht nur Zeit, sondern auch Geld gespart. „Ganz unbescheiden: Niemand kann Bartec das Wasser reichen, wenn es darum geht, den Ex-Bereich mit der großen Welt der Automatisierung und der modernen IT zu verbinden. Wir haben mehr als 40 Jahre Erfahrung im Explosionsschutz und verfügen über ein weltweites Wissensnetzwerk“, sagt Nader Hamuschi, Managing Director Automation & Communication Systems bei Bartec in Bad Mergentheim, im Gespräch mit dem „Digital Factory Journal“.

Fünf-Jahres-Plan

Komplettlösungen hat Bartec gemeinsam mit Partnern aus der Softwareindustrie entwickelt, um Anlagenbetreiber effizient zu unterstützen. Die Ölpreisdebatte war hierbei ein Impulsgeber, so Hamuschi. Vergangenes Jahr hatten sich die Mitgliedstaaten des Opec-Ölkartells mit anderen wichtigen Förderländern auf eine Kürzung der Produktionsmengen geeinigt. Das führte zu höheren Heiz- und Spritpreisen. Diese Förderkürzung soll nun bis Ende des ersten Quartals 2018 verlängert werden, das gaben die wichtigen Ölstaaten Saudi-Arabien und Russland jüngst in Peking bekannt.

Des Weiteren hat das Unternehmen durch die Umstrukturierung der gesamten Finanzierung und Verlängerung der Kreditvereinbarungen bis 2022 eine stabile Basis für die Umsetzung des Fünf-Jahres-Plans und die positive Entwicklung des Weltmarktführers im Explosionsschutz geschaffen. In diesem Zuge hat Bartec 70 Millionen Euro neues Kapital erhalten. Davon sind 50 Millionen (beigesteuert vom Gesellschafter Charterhouse Capital Partners LLP) zur Erhöhung des Eigenkapitals verwendet worden.

„Über den erfolgreichen Abschluss einer der anspruchsvollsten Refinanzierungen der vergangenen Jahre freuen wir uns sehr“, wirbt Thomas Lützenrath, CEO der Bartec-Gruppe, der mittlerweile von Stephan Morgan abgelöst wurde, auf der Bartec-Internetseite. Nun könne man sich noch intensiver auf das bestehende Kundennetzwerk als auch auf die Erschließung neuer Märkte fokussieren, ergänzt CFO Euard Sworski.

Timo Lämmerhirt