Weit früher als die Konkurrenz erkannte Gerhard Sturm die Notwendigkeit zur nachhaltigen Unternehmensführung. An seiner bekannten Leitlinie, dass jedes Produkt seinem Vorgänger ökologisch und ökonomisch überlegen sein soll, richtet sich ebm-papst bis heute aus.
Warum so viele Marketingstrategen Grün favorisieren, erklärt sich beim Blick auf die ursprüngliche Wortbedeutung: Im Althochdeutschen entsprach das Verb „gruoen“ dem heutigen „wachsen“ oder „gedeihen“. Das englische „grow“ erinnert noch daran.
Ob Grün auch Gerhard Sturms Lieblingsfarbe ist, lässt sich nicht belegen. Doch Wachstum und stetige Weiterentwicklung hatte er von Anfang an im Blick. „Seitdem ich ebm zusammen mit Heinz Ziehl gegründet habe, lautet unser Unternehmensgrundsatz: Jedes neue Produkt muss seinen Vorgänger ökologisch und ökonomisch übertreffen“, erläuterte er vor einigen Jahren im hauseigenen Magazin „mag“.
Dieser Leitsatz gilt seit 1963 und durchzieht das Unternehmen bis heute wie ein „grüner Faden“. Die aktuell so drängenden wie populären Schlagworte Nachhaltigkeit, Ressourcen- und Klimaschutz waren bei Gerhard Sturm schon präsent, lange bevor die Gesellschaft und manche Wettbewerber sie überhaupt als zukunftsweisend erkannten. Ein Beispiel: Schon in den Anfangsjahren von „Elektrobau Mulfingen“ brachte Sturm Mitarbeiter persönlich im eigenen Ford Taunus zur Arbeit. Ab 1980 übernahm das der Shuttle-Service der werkseigenen Busflotte. 218 Haltestellen bedienten die Busse im weitläufigen Hohenlohekreis – was hunderte Liter Kraftstoff und Emissionen sparte.
Die Busflotte ist einer der ersten Beweise, dass der Unternehmer Sturm schon immer einen sprichwörtlichen Weitblick ins Grüne pflegte. Diese Früherkennung ist es auch, die Dr. Klaus Geißdörfer, CEO bei ebm-papst, meint, wenn er sagt: „Ein großes strategisches Thema ist Nachhaltigkeit. Dazu verpflichtet ebm-papst schon die eigene DNA.“ Nicht zuletzt basiert der ebm-Claim „Engineering a better life“ – zu Deutsch, „ein besseres Leben erfinden beziehungsweise entwickeln“ auf dieser Ursprungsmaxime, die bis heute bei ebm-papst umgesetzt wird.
Und so wie die eigene DNA als Grundbaustein des Lebens mit jeder Generation weitergegeben wird, will der Mulfinger Spezialist für Luft- und Heiztechnik den bekanntesten Leitsatz des Unternehmers wie „Erbgut“ an Nachwuchskräfte weitergeben. Als jüngstes Beispiel dafür steht das über die Landesgrenzen hinweg bekannte Ausbildungsprojekt „Energiescouts“, das in Zusammenarbeit mit der IHK Heilbronn-Franken Auszubildende in Unternehmen zu Detektiven macht, um Energiefresser aufzuspüren. Das 2010 von Markus Mettler initiierte Projekt wird heute von der 2023 neu geschaffenen Nachhaltigkeitsabteilung unter der Leitung von Klaus Wittmann koordiniert. Gemeinsam mit der Ausbildungsabteilung setzt Nachhaltigkeitsmanagerin Annemarie Hillenbrand das Programm um. Mettlers Engagement wurde 2022 von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und DIHK-Präsident Peter Adrian in Berlin gewürdigt. Inzwischen haben etliche Industrie- und Handelskammern die „Energiescout“-Initiative aufgegriffen.
Mit der Einrichtung der Nachhaltigkeitsabteilung geht ebm-papst einen weiteren konsequenten Schritt. Das Team führt weltweit alle Nachhaltigkeitsaktivitäten zusammen, arbeitet abteilungsübergreifend und ganzheitlich am Thema und erstellt unter anderem auch den Nachhaltigkeitsbericht.
Für die nachhaltige Unternehmensführung in der Gegenwart sind nach den Worten von CEO Geißdörfer entscheidend: Erstens die kontinuierliche Optimierung der etwa 15.000 Produkte des Ventilatoren-Weltmarktführers – die innovative Technik soll die für Kunden einen nachhaltigen Mehrwert schaffen in puncto Effizienz und ressourcenschonendem Material. Zweite Absicht: „als Unternehmen unseren CO₂-Fußabdruck minimieren. Da müssen wir schneller werden. Ich möchte gemeinsam mit unseren Kunden die Zukunft bauen, um das Thema Klimaneutralität zu beschleunigen“, sagt Geißdörfer – ganz im Sinne Sturms, der damals mit der werkseigenen Busflotte ein erstes Zeichen setzte.
Schneller zur Klimaneutralität – mit einem anderen Ziel wäre Gerhard Sturm vermutlich auch nicht zufrieden. Das Unternehmen ist auf einem guten Weg, seinen „grünen“ Fahrplan zur kontinuierlichen Verbesserung selbst noch weiter zu optimieren – und einmal mehr sicherzustellen, dass auch das eigene Handeln immer ökologischer und ökonomischer wird. Laut des aktuellen, ersten Nachhaltigkeitsberichts lautet das Ziel, „den CO₂-Ausstoß in Scope 1 und 2 im Geschäftsjahr 2025/26 auf null zu reduzieren, den Einsatz von Ökostrom zu forcieren und dabei möglichst auf Kompensation zu verzichten“, im Zusammenspiel mit zahlreichen anderen Maßnahmen, die im Sinne des Kunden und zudem sozial und ethisch ausgerichtet sind.
Bereits 2007 war mit dem Bau des Werks in Hollenbach Sturms besagter „grüner Weitblick“ umgesetzt worden: Die 13.000 Quadratmeter Büro- und Werksfläche wurden mit Photovoltaik und anderen regenerativen Systemen so ausgestattet, dass der Neubau energie-autark betrieben werden kann. 2010 schuf ebm-papst dann die Unternehmensleitlinie und Marke GreenTech: Ventilatoren und andere Produkte mit diesem Label wurden bereits in der Konzeptionsphase auf beste Werte in Umweltverträglichkeit, Energiebilanz und Recyclingvoraussetzungen hin optimiert. Sie erfüllen strengste EU-Grenzwerte und werden so CO₂-sparend wie möglich hergestellt.
Fast schon folgerichtig, dass Sturms wegweisender Leitsatz ihm 2015 den Deutschen Maschinenbaupreis einbrachte. Die Jury begründete ihre Entscheidung seinerzeit damit, dass „in Mulfingen die Öko-Messlatte nicht nur schrittweise, sondern häufig sogar in Sprüngen höher gelegt wird. Umweltverträglichkeit umfasst für Gerhard Sturm und die ebm-papst-Mitarbeiter nämlich nicht nur die Energiebilanz und die Recyclingfähigkeit, sondern den gesamten globalen Fußabdruck“, wie es Jury-Sprecher Professor Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl damals ausführte.
„GreenTech“ konnte seitdem eine Vielzahl an Preisen einheimsen: 2013 erstmals den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, außerdem den Umweltpreis der Landes Baden-Württemberg, den Energy Efficiency Award der Deutschen Energieagentur (Dena), den German Brand Award 2016 für die Marke selbst sowie den German Leadership Award in der Kategorie Nachhaltigkeit, den Gerhard Sturm für sein visionäres ökologisches Unternehmertum erhielt. Die jüngste Erfolgsmeldung kam für ebm-papst Ende November: Die Unternehmensgruppe holte zum zweiten Mal den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, in diesem Jahr in der Kategorie „Motoren und Turbinen“.
Für Dr. Klaus Geißdörfer stehen die Signale für die Zukunft damit auf Grün: „Das ist eine tolle Bestätigung für uns alle bei ebm‑papst, dass wir im Sinne der Nachhaltigkeit vieles richtig machen. Und auch ein Antrieb, uns weiter für den Klimaschutz und alle anderen ESG-Themen stark zu machen“, sagt er. Damit dürfte feststehen, dass nicht nur im Hohenlohekreis, sondern weltweit auch zukünftig ein besseres Leben für kommende Generationen weiter entwickelt wird.
Natalie Kotowski