Ein Mann für Spezialeffekte

Im März dieses Jahres erreichte die Stadt Schwäbisch Hall für einen kurzen Zeitraum Weltbekanntheit. Denn der gebürtige Haller Gerd Nefzer erhielt bei der diesjährigen Oscarverleihung eine der goldenen Statuen. Wir haben mit dem 52-Jährigen über den ganz besonderen Spezialeffekt in seinem Leben gesprochen.

Bei der jährlichen Verleihung des Oscars – dem bekanntesten Preis in der Filmbranche – tummeln sich zahlreiche Stars auf dem roten Teppich in Los Angeles. Alles, was Rang und Namen hat, kommt hier zusammen. Unter ihnen war bei der diesjährigen Prämierung im März Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall. Allerdings war er kein Statist am Rande der Veranstaltung. Nein: Er war Preisträger und reckte die goldene Siegerfigur in die Höhe. Der 52-Jährige wurde mit drei Kollegen für die besten visuellen Effekte im Science-Fiction-Film „Blade Runner 2049“ ausgezeichnet. Wie es zu seinem ganz persönlichen Spezialeffekt kam, ist eine lange Geschichte.

Mitte der 1980er-Jahre hatte der gebürtige Schwäbisch Haller gerade seinen Abschluss als Agrartechniker in der Tasche, als er zum ersten Mal ans Filmset kam. Er sollte beim Dreh die Fahrzeuge und Requisiten der Firma des Vaters von seiner Freundin beaufsichtigen. Das war der Türöffner für seinen Eintritt in die Filmbranche.

Im Dreigespann mit seinem heutigen Schwager und Schwiegervater spezialisierte er sich auf Special Effects. „Wir machen physikalische Spezialeffekte für Film und Fernsehen“, erklärt der Oscargewinner. Wichtig ist ihm, dass man versteht, dass seine Arbeit nicht vor dem Computer stattfindet. Er kümmert sich um reale Effekte wie Feuer, Nebel oder Schnee. Dass die Firma erfolgreich ist, beweist die Galerie an Plakaten von Filmen, an denen Nefzer mitgewirkt hat, in seinem Haus in der Haller Innenstadt.

Herzblut in den Film investiert

Trotz unzähliger Produktionen, war der Film „Blade Runner“ von Anfang an etwas Besonderes für den Effektkünstler: „Das Team hat einfach gepasst. Wir haben viel Herzblut in den Film investiert.“ Dass es schließlich zum Preis gereicht hat, damit habe niemand gerechnet, er selbst am allerwenigsten. Und das glaubt man ihm, so wie er mit seiner bescheidenen Art darüber spricht. Auf die Frage, ob der Oscar sein Leben verändert habe, schüttelt er den Kopf und sagt: „Es hat mich nicht verändert und meine Arbeit nicht.“ Wieder kauft man es ihm ab. Zumindest bei der Frage, ob er das Ganze schon realisiert habe, gibt der ehemalige Landwirt zu: „Natürlich muss man sich immer mal wieder kneifen.“ Falls ein Kneifen nicht genügt, kann er einen Blick auf seinen Kachelofen werfen. Dort soll die Oscarstatue künftig ihren Platz haben.

Alexander Liedtke