Als Innenarchitekt kommt man in die unterschiedlichsten Häuser – nicht jede Einrichtung entspricht dabei dem persönlichen Geschmack. Wie aber lebt ein Profi selbst? Lütfiye Erbas, Innenarchitektin aus Heilbronn, hat dem PROMAGAZIN einen Blick in die eigenen vier Wände gestattet.
Seit 2009 wohnt Lütfiye Erbas in ihrer Vier-Zimmer-Wohnung. „Die Maklerin traute sich kaum, sie mir zu zeigen, weil das Bad so fürchterlich war“, erzählt die 44-Jährige lachend. Nicht umsonst, schließlich hat die gebürtige Türkin bereits zwei Mal den Bad-Kreativ-Wettbewerb einer Fachzeitschrift gewonnen, hat jahrelang als Badplanerin gearbeitet. Doch als Erbas im Flur stand, noch keinen Blick in eines der Zimmer geworfen hatte, war schon klar: „Ich zieh hier ein.“ Sie mag das Kompakte der Wohnung, alle Zimmer sind rund um den großzügigen Eingangsbereich angeordnet. Perfekt auch die separate Eingangstür zum heutigen Besprechungsraum, sodass Kunden nicht durch die Wohnung müssen. Fenster nach allen Seiten machen die Wohnung hell, die frisch gestrichenen weißen Wände sind genau nach Erbas‘ Geschmack. „Ich bin eher der minimalistische Typ, ein Purist, der es geordnet und gradlinig mag“, verrät sie. Da könne man auch viel besser Akzente setzen.
Gut ist das in ihrem Schlafzimmer zu sehen. Ein weißer Vorhang an zwei Wänden trennt den Kleiderschrank vom restlichen Raum. Hier steht nur ein weißes Bett und ein Stuhl, der als Nachttisch fungiert. Der Akzent ist eine goldene Überdecke mit Ornamenten, die Erbas aus Istanbul mitgebracht hat. Mit sechs Jahren ist das junge Mädchen mit ihrer restlichen Familie dem Vater aus der Türkei nach Karlsruhe gefolgt. Damals war sie fasziniert von den kulturellen Unterschieden in der Architektur, erkennt jedoch bald, dass sie der Lebensraum noch mehr interessiert als die Fassade. Erbas wird Diplomingenieur in Innenarchitektur und arbeitet zunächst in Kaiserslautern in einem exklusiven Einrichtungshaus. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung landet sie Ende 2001 in Heilbronn bei Badgestalter Kachel. Nach dem ersten Preis beim SBZ-Wettbewerb macht sie sich 2006 mit Roomotion selbständig, gewinnt erneut. „Ich wollte nicht mehr nur Bäder gestalten, sondern den ganzen Wohnraum.“
Dazu gehöre vor allem, den Menschen zuzuhören. Warum möchte dieser eine Veränderung? Was gefällt ihm, was warum nicht mehr? Da werde sie auch manchmal zum Schiedsrichter zwischen den Bewohnern, sagt, was besser passt als anderes. Aber: „Es sind zwar meine Babys, aber letztlich lebt ja der Kunde darin“, betont sie.
Das fürchterliche Bad in ihrer eigenen Wohnung ist längst nicht mehr fürchterlich. Obwohl sie gar nicht so viel machen ließ. An einer Wand wurden die hellgelben Fliesen abgeschlagen und stattdessen weiß verputzt. Ein tibetgrüner Streifen hinter der Heizung setzt den Akzent, ein riesiger Spiegel vergrößert den Raum und die beiden kleinen dunklen Regalbretter hat sich Erbas extra vom Schreiner anfertigen lassen. „Sonst kaufe ich meine Möbel aber ganz normal, ich hab auch keine teuren Designerstücke“, beschwichtigt sie.
Nicht zufrieden ist die fröhliche Frau mit ihrem Wohnzimmer. Das müsse dringend neu gemacht werden, merkt sie selbstkritisch an. Auch hier dominieren weiße Wände. „Ich liebe weiße Wände. Das ist purer und alles andere kommt besser zur Geltung.“ Wie zum Beispiel die kunstvollen Koransuren in arabisch, unter denen – ganz multikulti – ein buddhistischer Zen-Garten seinen Platz gefunden hat. „Ein Raum lebt von Details, alles andere sollte sich zurück nehmen“, ist ihr Tipp.
Stefanie Pfäffle