Ein wichtiges Gut

Frauenquote, Girls‘ Day, Kinderbetreuung, Homeoffice – zahlreiche Themen schwingen mit, wenn es um berufstätige Frauen geht. Diese haben nach wie vor etwa mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu kämpfen, sind aber eine große Stütze der Wirtschaft.

Nach Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit werden im Jahr 2025 6,5 Millionen Arbeitskräfte in Deutschland fehlen. Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte im Januar 2011 das Strategiepapier „Perspektive 2025: Fachkräfte für Deutschland“. Darin werden Frauen, die wegen Kindererziehung und Pflege von Angehörigen dem Arbeitsmarkt aktuell nicht zur Verfügung stehen oder nur in Teilzeit erwerbstätig sind, als das größte Fachkräftepotenzial erkannt – wenn sie beim Wiedereinstieg unterstützt werden.

Laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg arbeiteten 2016 rund 46 Prozent der sozialversicherungspflichtigen beschäftigen Frauen in Teilzeit, dagegen nur acht Prozent der Männer. Frauen sind immer noch weitaus häufiger atypisch (in Teilzeit, geringfügig und befristet) beschäftigt als Männer. Aktuell sind mehr Frauen erwerbstätig als je zuvor. Aber noch immer verdienen in Deutschland Frauen rund 21 Prozent weniger als Männer. Stellt sich die Frage: Wie kommt es, dass Frauen nach einer sehr guten Ausbildung oder einem überdurchschnittlichen Studium in Teilzeit beschäftigt sind? Ganz klare Antwort: durch die Familiengründung. Zeitliche Ressourcen müssen neu ausbalanciert werden.

Dem Fortschrittsbericht zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung nach liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Frauen in Teilzeit bei 18,6 Stunden. Fast jede sechste Befragte gibt an, dass sie keinen anderen Arbeitsplatz finden konnte. Etwa jede fünfte Mutter will mehr arbeiten.

Sowohl Unternehmen als auch die Politik reagieren, indem sie bessere Strukturen für erwerbstätige Eltern schaffen. Dazu gehören Maßnahmen auf Unternehmensebene, wie etwa betrieblich unterstützte Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die Beteiligung an Betreuungskosten, die Unterstützung bei pflegebedürftigen Angehörigen oder die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle und Arbeitsformen. Es gilt, Frauen in ähnlichen Situationen durch Netzwerke und Beratung zusammenzubringen und über bestehende Angebote und Lösungsmöglichkeiten zu informieren.

„Unser leistungsstarker Wirtschaftsstandort braucht die Fähigkeiten von qualifizierten Frauen als Fach- und Führungskräfte, um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg. Sie appelliert an Unternehmen, ihr Engagement zu verstärken und auch die Chancen der Digitalisierung für eine familienbewusste Arbeitswelt noch stärker zu nutzen.

Familienfreundlichkeit

Laut Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“ des Bundesfamilienministeriums und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft ist Familienfreundlichkeit mittlerweile ein harter Standort- und Wettbewerbsfaktor für Arbeitgeber in Deutschland. Studien zeigen: Je besser Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt, desto mehr Fachkräftepotenzial steht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Familienfreundlichkeit rechnet sich – diese Erkenntnis ist in den Chefetagen und Personalabteilungen vieler Unternehmen angekommen. Es bedarf einiger Flexibilität – und zwar bei Unternehmen wie Beschäftigten. Arbeitgeber müssen willens sein, flexible und individuelle Lösungen zu finden, um ihre Beschäftigten bei der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben zu unterstützen. Dazu können etwa Stellenausschreibung von qualifizierten Positionen in Teilzeit beitragen.

Außerdem ist Flexibilität bei den Familien, die ihre Rollenverteilung überdenken müssen, gefordert. Warum reduzieren nicht Mutter und Vater die Arbeitszeit auf jeweils 70 Prozent? Warum ist Teilzeit meist mit 50 Prozent Arbeitszeit verbunden? Dabei ist sowohl für den Mann als auch für die Frau so mancher Stein zu bewegen, um neue Wege zu schaffen.

Jasmin Lang