Eine Buga für alle

Die Heilbronner Bundesgartenschau (Buga) hat sich einem ehrgeizigen Ziel verschrieben: „Wir wollen eine Veranstaltung sein, die für alle Besucher gleichermaßen erlebbar ist. Für Menschen mit und ohne Handicap“, sagt Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell.

 

Inklusion habe auf den Gartenschauen seit jeher Tradition. Auf der Buga in Heilbronn möchte man diesen Gedanken jedoch noch weiterführen, als das bislang der Fall war. „Unser Geschäftsführer Hanspeter Faas nimmt dieses Thema sehr ernst, ist dem Ganzen offen gegenüber“, so Bucher-Pinell weiter. Geplant sei, Menschen mit Behinderung nicht nur als Besucher willkommen zu heißen, sondern sie auch aktiv am Geschehen zu beteiligen: „Für uns geht es dabei um eine gemeinsame Kultur. Menschen mit Handicap sollen nicht nur im Hintergrund agieren, sondern mitgestalten.“ Vorstellbar sei etwa, dass Menschen mit Einschränkung Eintrittskarten einreißen und kontrollieren oder im Bereich Besucherinformation aushelfen.

Eine Frage der Planung

Wie aber plant man eine Veranstaltung dieser Größenordnung behindertengerecht? Die Buga hat dafür eine Stelle geschaffen, die im Personalplan ursprünglich nicht vorgesehen war. Eher zufällig ist Eva Munz, die seit Oktober vergangenen Jahres bei der Buga für das Thema Inklusion zuständig ist, zu ihrem Job gekommen.

„Bei der Regionaltafel 2014 saß ich neben Hanspeter Faas. Er war als Redner geladen, ich sollte für meine sportlichen Leistungen geehrt werden“, erinnert sich die 26-Jährige, die im Fechtclub Würth Künzelsau eine Vielzahl von Erfolgen feiern konnte. Man sei ins Gespräch gekommen. Schnell sei die Idee geboren, eine Bachelorthesis mit dem Thema „Planung einer barrierefreien Veranstaltung“ zu verfassen und die Inhalte dem Bundesgartenschau-Team zu präsentieren. „Ich hatte schon im Vorfeld immer wieder Berührungspunkte mit Gehandicapten“, erzählt die Frau, die als Jugendliche unter anderem im Künzelsauer Restaurant Anne-Sophie gearbeitet hat. Auf diese Weise sei das Interesse an dieser Thematik entstanden.

Also hat sie sich an die Arbeit gemacht, hat mit Behindertenverbänden und Betroffenen gesprochen, eine Online-Umfrage initiiert, an der sich Hörgeschädigte, Sehbehinderte und Rollstuhlfahrer beteiligt haben. „Die Entscheidung, diese drei Gruppen zu wählen, kam aus dem Bauch heraus. Hier gab es keine Vorgaben“, sagt Munz. Die Auswertung ergab: „Es ist nicht einfach, die Bedürfnisse der Betroffenen unter einen Hut zu bringen. Ein Rollstuhlfahrer hat andere Ansprüche als ein seheingeschränkter Mensch.“ Während Sehbehinderte froh über Ecken und Kanten zur Orientierung seien, würde ein Rollstuhlfahrer diese lieber meiden. Wie also sollen die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden? Zunächst gilt: Barrierefreiheit ist mehr als bloß eine Rampe als Alternative zur Treppe. „Es hängt noch sehr viel mehr daran, das bedacht sein will“, erklärt Munz. „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen – vor Ort, aber auch schon im Vorfeld.“ Das heißt: Die Informationsbeschaffung muss barrierefrei möglich sein – beispielsweise bei der Internetseite oder einer Speisekarte. Man müsse etwa auf eine variable Schriftgröße achten. Es sollte – vor allem online – die Möglichkeit geben, sich die Inhalte vorlesen oder in einer einfacheren Sprache übersetzen zu lassen. Und genau da sind die Buga-Macher dran. „Der Grundgedanke ‚Geht das auch barrierefrei?‘ ist immer da, bei allen Themen“, erklärt Munz

Und damit kann die Buga ihrem Kerngedanken auch gerecht werden: Einen schönen Tag auf der Gartenschau zu verbringen. Denn bei dieser Planung können das alle Menschen – ob mit oder ohne Handicap.

Lydia-Kathrin Hilpert

Musterflächen
Zu den vielfältigen Aspekten der Barrierefreiheit gehören unter anderem die Beläge auf Wegen, Plätzen sowie in Hallen und Zelten. Damit haben sich die Planer der Buga bereits intensiv beschäftigt. Alle Materialien sind ausgesucht und mit Vertretern der entsprechenden Sozialverbände abgestimmt. Auf einer 100 Quadratmeter großen Fläche sind die verschiedenen Baustoffe von Asphalt über Pflastersteine bis Sandstein verlegt und können begangen werden.