Eine Prise Humor ist unverzichtbar

Die Versorgung der Bewohner ist eine der vielen Aufgaben, die Tino Weippert als Heilerziehungspfleger erfüllt. Foto: Stefanie Pfäffle

Tino Weippert macht eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Seinen Job liebt er schon jetzt.

Als geradlinig kann man den bisherigen Lebensweg von Tino Weippert nicht gerade bezeichnen. Doch mit 22 hat der Heilbronner nun genau den Platz gefunden, an dem er sein möchte: eines der stationären Wohnhäuser der Lebenswerkstatt in Heilbronn-Böckingen. „Es macht mir einfach Spaß, mit den Leuten Zeit zu verbringen. Und wenn ich ein Lächeln bekomme, weiß ich, ich hab alles richtig gemacht“, erzählt der Heilerziehungspfleger-­Azubi (HEP) im zweiten Lehrjahr.

Ursprünglich kommt Tino Weippert aus Bretzfeld, geht dort auch zur Schule, macht seinen Realschulabschluss dann aber an der zweijährigen Berufsfachschule Labortechnik in Öhringen. Den Versuch, seine Fachhochschulreife im Bereich Pflege in Künzelsau anzuhängen, bricht der junge Mann nach einem Jahr ab und beginnt stattdessen eine Ausbildung als Erzieher. „Aber da kam ich nie so richtig an, die Arbeit mit kleinen Kindern hat mich einfach nicht so erfüllt“, stellt er fest. Stattdessen soll es ein freiwilliges soziales Jahr sein. Eher zufällig landet er dafür im Förder- und Betreuungsbereich (FuB) der Lebenswerkstatt. „Schon der Schnuppertag machte Spaß, das Team war cool und die Atmosphäre gut“, erinnert er sich.

Es ist nicht das erste Mal, dass der leidenschaftliche Fußballer und Theaterspieler in Kontakt mit Menschen mit Behinderung kommt. „Als Kind waren einige im Schulbus, außerdem hab ich vorher schon viel im sozialen Bereich gemacht, war bei den Royal Rangers und hab im Jugendhaus mitgeholfen“, erzählt er. Ihm fällt es inzwischen gar nicht auf, wenn jemand eine Behinderung hat. Stattdessen sieht er nur den Menschen. Seine Kumpel musste er erst noch überzeugen. „Aber als die dann mal mit im Stadion waren mit den Leuten, fanden sie es auch cool und haben einen anderen Blickwinkel bekommen.“

Weippert beschließt, eine Ausbildung zum HEP zu machen. Nach einem Jahr im FuB wechselt er in den Wohnbereich. „Durch Corona hatte ich da sowieso ausgeholfen, und es liegt mir mehr, weil man von den Leuten noch mehr mitbekommt“, erzählt er. Der Azubi will die Klienten noch intensiver begleiten und sie besser kennen lernen.

Alles hat einen Grund

Rund 13 Wochen im Jahr ist er in Neckarbischofsheim in der Schule. Gesundheit und Pflege, Beziehung und Kommunikation, Inklusion, Management und Kreativität – der Stundenplan beinhaltet die unterschiedlichsten Bereiche. „Von ein bisschen BWL bis zu Pädagogik ist alles dabei“, meint Tino. Besonders interessieren ihn der medizinisch-pflegerische Aspekt und die Pädagogik. „Kein Verhalten geschieht ohne Grund, durch die Schule hab ich das verstanden.“ Dank des FSJ ist die Ausbildung auf drei Jahre verkürzt.

Das Aufgabenspektrum in der Praxis ist ebenfalls abwechslungsreich. „Es geht darum, den Menschen zu begleiten und ihn dort zu unterstützen, wo er es benötigt“, erläutert Tino. Der Bedarf ist bei jedem Bewohner anders. Gemeinsames Kochen, spazieren gehen, Tischtennis spielen und natürlich pflegerische Maßnahmen – da ist vieles dabei. „Das Einzige, was nicht so meins ist, ist das Einkaufen mit den Leuten, aber wahrscheinlich, weil ich das allein schon nicht gern mache“, meint er mit einem Augenzwinkern. Offenheit und Humor sollte man als HEP auf jeden Fall mitbringen, findet Weippert. Und Leidenschaft für den Beruf. Dann ist es auch egal, wie geradlinig der Weg zum Ziel war.

Autorin: Stefanie Pfäffle